Medizinisches Personal bei einer Operation im Krankenhaus (Foto: picture alliance/dpa | Annette Riedl)

Krankenkasse meldet mehr mutmaßliche Behandlungsfehler im Saarland

  26.04.2025 | 11:49 Uhr

Die Zahl der mutmaßlichen Behandlungsfehler im medizinischen Bereich ist weiterhin hoch – bundesweit hat die Techniker Krankenkasse den zweithöchsten Wert in den vergangenen zehn Jahren registriert. Auch im Saarland ist die Zahl der Verdachtsfälle 2024 gestiegen.

Die Zahl der mutmaßlichen medizinischen Behandlungsfehler ist in Deutschland offenbar weiter hoch. Die Techniker Krankenkasse (TK) berichtet für das vergangene Jahr von 6431 Versicherten, die davon ausgehen, von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin falsch behandelt worden zu sein. Das sei der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Nur 2023 waren es mit 6509 Fällen noch geringfügig mehr.

Anstieg der Fälle im Saarland

Auch im Saarland ist die Zahl der mutmaßlichen medizinischen Behandlungsfehler gestiegen. 2023 wurden nach Angaben der Krankenkasse 43 Fälle im Saarland gemeldet. 2024 wandten sich bereits 47 Patientinnen und Patienten wegen des Verdachts auf einen Behandlungsfehler an die Kasse. Im Saarland ist rund jeder Zehnte bei der TK versichert; vergangenes Jahr meldete die Krankenkasse erstmals mehr als 100.000 Versicherte.

Verdachtsfälle auf Behandlungsfehler

Bei den Zahlen handelt es sich um vermutete Behandlungsfehler. Also die Zahl an Fällen, in denen sich Patientinnen und Patienten an die Krankenkasse wandten, weil sie einen Behandlungsfehler vermuteten.

Meiste Fälle im Bereich Chirurgie gemeldet

Bei den der TK gemeldeten Verdachtsfälle für 2024 gibt es allerdings große Unterschiede, was die Art des vermeintlichen Fehlers betrifft. „Die Bandbreite der geschilderten Vorfälle ist groß: Sie reicht von verwechselten Medikamenten, über die Operation des falschen Körperteils bis hin zu Todesfällen aufgrund von Pflege- und Behandlungsfehlern“, so TK-Vorstandvorsitzender Jens Baas:

Die meisten Fehler entfallen auf die Fachrichtung der Chirurgie, sie machen rund ein Drittel aus. An zweiter Stelle folgt mit 18 Prozent die Zahnmedizin beziehungsweise die Kieferorthopädie. Auf dem dritten Platz folgt die Gynäkologie mit neun Prozent.

Krankenkasse befürchtet hohe Dunkelziffer

Die Techniker Krankenkasse geht allerdings insgesamt von deutlich höheren Zahlen aus. „Leider gibt es eine erhebliche Dunkelziffer von unentdeckten Fällen. Viele Patientinnen und Patienten trauen sich nicht, ihre Rechte einzufordern“, ergänzt TK-Chef Jens Baas. Deshalb fordert die Krankenkasse unter anderem eine Meldepflicht für Behandlungsfehler von allen medizinischen Einrichtungen.

Derzeit werden laut TK nur Fehler erfasst, wenn Patienten und Patientinnen diese selbst melden. "Dadurch bleiben viele Fehler unentdeckt und eine systematische Auswertung von Fehlerquellen und Verbesserungen ist unmöglich“, so Baas. Fehler würden viel zu oft verschwiegen oder bagatellisiert statt sie als Chance für Verbesserungen zu nutzen.

2023 im Saarland insgesamt 102 Verdachtsfälle

Für das Jahr 2023 meldete der Medinzinische Dienst im Saarland insgesamt 102 Verdachtsfälle von Behandlungsfehlern, basierend auf erstellten Gutachten – wovon letztlich in elf Fällen den Patienten nachweislich Schaden entstanden sei. Die Gesamtzahlen für das vergangene Jahr liegen dem Medizinischen Dienst bisher noch nicht vor, wie er dem SR auf Anfrage mitteilte.


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