2023 elf ärztliche Behandlungsfehler im Saarland nachgewiesen
Auch in saarländischen Krankenhäusern und Arztpraxen ist es 2023 zu Behandlungsfehlern gekommen, von denen Patienten mitunter Schäden davongetragen haben. Der Medizinische Dienst fordert deshalb bessere Sicherheitsmaßnahmen.
Im vergangenen Jahr hat der Medizinische Dienst Saarland 102 Gutachten zu möglichen Behandlungsfehlern erstellt. In elf der untersuchten Fälle lag tatsächlich ein Fehler vor, der zu einem Schaden beim Patienten geführt hat.
Am häufigsten gab es Probleme in der Orthopädie und Chirurgie. Fast die Hälfte aller Vorwürfe betrafen diese beiden Fachgebiete. Danach folgten die Gynäkologie und der Pflegebereich mit jeweils etwa 15 Prozent der Fälle.
Zahlreiche Fälle laut Medizinischem Dienst nicht erfasst
Der Medizinische Dienst Saarland betont aber auch, dass die Zahlen nicht repräsentativ seien. Es sei davon auszugehen, dass sie "insgesamt nur einen kleinen Ausschnitt der tatsächlichen Behandlungsfehler widerspiegeln", sagt dessen Sprecher, Dr. Georg Walter.
Zahlreiche Fälle blieben demnach unbekannt – "weil sie in Deutschland nicht zentral erfasst werden und weil sie von betroffenen Patientinnen und Patienten gar nicht als Fehler erkannt und daher auch nicht vorgeworfen werden."
Deshalb fordert der Dienst mehr Transparenz und bessere Sicherheitsmaßnahmen für Patienten – zum Beispiel durch Checklisten oder eine Meldepflicht bei schweren Fehlern.
Maßnahmen zur Qualitätssicherung
"Zunächst einmal wollen Ärzte helfen. Und bei einer großen Anzahl an Behandlungsfällen sind Fehler unvermeidbar", erklärte der Präsident der Saarländischen Ärztekammer, Dr. Markus Strauß, im SR-Interview. Hier seien schließlich auch Menschen am Werk – auch wenn Fehler natürlich nicht vorkommen sollten. Er sagte aber auch: "Wir haben eine gute Fehlerkultur entwickelt, sodass sehr offen damit umgegangen wird und Angehörige auch aktiv darauf angesprochen werden."
Es sei für ihn auch eine Frage der Definition: Ab wann wird ein Fehler als solcher aufgefasst und welche Konsequenz ergibt sich daraus? Am Ende sei es aber das Bestreben einer Ärztin oder eines Arztes sowie der Klinik, das Bestmögliche für den Patienten oder die Patientin rauszuholen, erklärte Strauß. Dafür gebe es bereits viele Maßnahmen zur Qualitätssicherung, zum Beispiel ein Netzwerk gemeinsam mit den Krankenkassen zur Patientensicherheit.
Bundesweit 75 Menschen durch Behandlungsfehler gestorben
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 75 Menschen durch ärztliche Behandlungsfehler gestorben. Das geht aus der Jahresstatistik des Medizinischen Dienstes hervor.
Insgesamt haben die Prüfer der gesetzlichen Krankenkassen in 3160 Fällen ärztliche Behandlungsfehler mit Gesundheitsschäden für Patienten festgestellt. In 2679 Fällen war der Fehler nachweislich Ursache für den Schaden.
Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau im Radio am 22.08.2024 berichtet.