Tod eines Handlungsreisenden: Ensemble (Foto: Martin Sigmund)

"Tod eines Handlungsreisenden" feiert Premiere

Barbara Grech   06.04.2025 | 13:36 Uhr

Der Pulitzer-Preisträger und – so viel Glamour muss sein – zweite Ehemann von Marilyn Monroe, Arthur Miller, war einer der wichtigsten Dramatiker seiner Zeit. Mit „Tod eines Handlungsreisenden“ schuf er einen Bühnenklassiker, der bis heute gespielt wird. Gestern feierte das Stück Premiere im Saarländischen Staatstheater. Barbara Grech war mit dabei.

Willy Loman kommt nach Hause. Nach einem langen Tag im Auto, unterwegs als Handlungsreisender mit Musterkoffer im Gepäck. Auf den ersten Blick: der "American Dream". Eine Frau und zwei Söhne sind zu Hause. Coca-Cola-Flaschen auf dem Tisch. Weißer Lattenzaun vor der Tür. Wie in einer Puppenstube sieht man die Akteure auf der Bühne agieren. Alles gut also? Nur auf den ersten Blick.

Nichts als Fassade

Willy Loman ist alt geworden. Er macht kaum noch Abschlüsse, das Geld reicht vorne und hinten nicht, und die Söhne haben es ebenfalls zu nichts gebracht. Die Fassade von der amerikanischen Vorzeigefamilie, vom sozialen Aufstieg, kann Loman nur mühsam aufrechterhalten – durch Lügen, Schönfärberei und Flucht in die Vergangenheit.

Der eigene Tod wäre eine Lösung: Die Versicherungssumme würde reichen, um die Familie über Wasser zu halten.

Tod eines Handlungsreisenden: Ensemble  (Foto: Martin Sigmund)
Tod eines Handlungsreisenden: Ensemble

Der amerikanische Traum zerplatzt

Wenn der amerikanische Traum "vom Tellerwäscher zum Millionär" platzt, wenn man es eben nicht schafft, mit harter Arbeit nach oben zu kommen – das schildert Arthur Miller in seinem Drama eindrucksvoll. Regisseur Christoph Mehler seziert nicht nur im Bühnenbild und mit Hilfe von Videokameras bis in die letzten Winkel das Zuhause der Lomans, sondern auch den Zusammenbruch eines Vaters, Arbeitnehmers und seiner Familie.

Tod eines Handlungsreisenden: Jon Armin Sander (Biff), Jonathan Lutz (Happy), Fabian Gröver (Willy Loman), Christiane Motter (Linda) (Foto: Martin Sigmund)
Tod eines Handlungsreisenden: Jon Armin Sander (Biff), Jonathan Lutz (Happy), Fabian Gröver (Willy Loman), Christiane Motter (Linda)

Der Zusammenbruch des Willy Loman

Fabian Gröver gibt den Willy Loman als einen zutiefst verstörten Mann, der erste Zeichen einer Demenz zeigt und Stimmen seines verstorbenen Bruders hört, der den sozialen Aufstieg im Übrigen geschafft hat und reich war. Eine Inszenierung, die ganz darauf aus ist, den psychischen Zusammenbruch des Willy Loman und seiner Familie zu zeigen.

Tod eines Handlungsreisenden: Jonathan Lutz (Happy), Fabian Gröver (Willy Loman), Jon Armin Sander (Biff) (Foto: Martin Sigmund)
Tod eines Handlungsreisenden: Jonathan Lutz (Happy), Fabian Gröver (Willy Loman), Jon Armin Sander (Biff)

Ein beeindruckender Theaterabend

Sehr gut von allen Schauspielern auf der Bühne umgesetzt. Collagen aus Live-Video-Sequenzen und Bühnenspiel. Manchmal hätte man sich mehr Fortschreibung und Dynamik in der Handlung gewünscht und nicht das ständige Drehen im Kreis der Aussichtslosigkeit. Aber alles in allem ein beeindruckender Theaterabend – und harte Kost.

Ein Thema im "Sonntagscafé" auf SR 3 Saarlandwelle am 06.04.2025.


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