"Lethe - ein Abend verlorener Erinnerung"
Familie, der Umgang mit Demenz und seine Folgen – diese Themen stehen im Mittelpunkt des Theaterstücks von Anna-Elisabeth Frick. „Lethe - ein Abend verlorener Erinnerungen“ geht an die Substanz und lässt das Publikum mit einem weinenden und lachenden Auge zurück.
Immer und immer die gleichen Fragen. Immer und immer die gleichen Erklärungen – es kann zermürbend sein, wenn eine Familie, in diesem Fall drei Geschwister, versucht, mit der Demenz eines geliebten Menschen umzugehen.
Regisseurin Anna-Elisabeth Frick hat in ihren Theaterabend die Erinnerungen an ihre eigenen Erlebnisse mit ihrem Vater eingewoben, der an Demenz gestorben ist.
Vergessen als zentrales Motiv
Lethe – so heißt in der griechischen Mythologie einer der Flüsse der Unterwelt. Wer von seinem Wasser trinkt, verliert seine Erinnerung. Dass Vergessen auch krankhafte Formen annehmen kann und zu Desorientierung führt, zeigen Frick und das Schauspielensemble des Saarländischen Staatstheaters in der Alten Feuerwache eindrucksvoll.
Humor und Tragik im Wechselspiel
Desorientieren soll das Stück auch das Publikum. Manchmal bedrückend, oft humorvoll, entführt es in unterschiedliche Situationen und Szenen von Menschen, die vergessen. Eingehüllt in ein pastellfarbenes Bühnenbild und ebensolche Kostüme, wie jene von Kindern in den 50er- und 60er-Jahren, entworfen von Martha Pinsker.
Am Bühnenrand steht ein Lethe-Automat. Wasserflaschen aus dem Fluss für zwei Euro, von denen das Ensemble regelmäßig trinkt – und immer tiefer in einen Strudel aus Vergessenheit gerät. In einem Diskurs mitten im Stück rezitiert Schauspielerin Laura Trapp wissenschaftliche Begriffe über Demenz. Sphärische Töne untermalen den Monolog.
Klanginszenierung von Hannes Strobel
Für die Klangkonzeption ist der Musiker Hannes Strobel verantwortlich. Er spielt viel mit Sounds, die zum Thema passen: ein Lied aus der ersten Zeit der Verliebtheit, das Zirpen der Grillen im Urlaub, vertraute Klänge aus dem Radio – all das kann tief verankerte Erinnerungen hervorrufen und Assoziationsketten auslösen.
"Lethe" ist, wie es Regisseurin Frick gern inszeniert, eine Mischung aus Spielszenen und Monologen, die sich ins Gesamtkonzept einfügen. Das mag sich gegen Ende des Stücks, ob der langsam düster werdenden Stimmung, wiederholen. Dennoch entsteht dadurch ein kurzweiliger, sehenswerter Theaterabend.
Sinnliches Theatererlebnis
Mit "Lethe" will die Regisseurin einen sinnlichen Raum schaffen, in den das Publikum eintauchen kann – praktisch ein Stück weit Orientierung geben in all der Orientierungslosigkeit, die das Stück selbst mit sich bringt.
Weitere Infos zum Stück: www.staatstheater.saarland
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 31.03.2025 auf SR kultur.