"Vier Stunden Opern-Science-Fiction"
Am Wahlabend am 23. Februar gab es nicht nur Politik in Saarbrücken. Dort wurden auch Drachen getötet und Götter besiegt. Im Saarländischen Staatstheater hatte die Oper „Siegfried“ von Richard Wagner Premiere.
„Siegfried“ ist die dritte der vier Opern aus Richard Wagners „Ring des Nibelungen“. Das SST hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle vier Opern auf die Bühne zu bringen, in jeder Spielzeit eine.
Siegfried als Superheld
Rund 600 Menschen kamen zur Premiere. SR-Redakteur Sven Rech erlebte die Oper als sehr spannend. "Siegfried, den kennt man vielleicht auch, wenn man kein Wagner-Fan ist: Er kämpft mit einem Drachen, badet in seinem Blut, wird unverwundbar und kann den Gesang der Vögel verstehen." Heutzutage würde man sagen: Ein Superheld.
"Gleich im ersten Akt schmiedet er sich ein Zauberschwert namens Nothung, und hat dabei noch Luft genug, um dazu ein Lied zu singen." Tilman Unger spielt den Siegfried. Er hat unter anderem auch schon in Bayreuth gesungen hat. Für Sven Rech erweist er sich als ein ganz gorßer Könner mit einer großen, sicheren Stimme. Auch optisch verkörpere er den Superhelden glaubhaft.
Hochmodernes Genforschungslabor
Das Bühnenbild ist aber weniger für ein Fantasy-Märchen à la Herr der Ringe hergerichtet, sondern sieht für Sven Rech eher wie eine Raumstation oder ein hochmodernes Genforschungslabor. Das sei die Idee der beiden Regisseurinnen Alexandra Szemedy und Magdolna Parditka für die ganze Serie.
Vier Opernabende lang wird ja um das Rheingold und den Ring, der daraus geschmiedet wurde, und der seinem Besitzer höchste Macht verleiht, gestritten. Wotan baut sich eine Art Privatarmee aus seinen Nachkommen auf, dazu zählen unter anderem die Walküren und eben der Held Siegfried.
Fantasie von der Realität überholt
Da sieht Sven Rech die Parallele zum Genlabor: Wotan züchte einen neuen Menschen heran. Es sei manchmal gruselig anzuschauen, wie die wissenschaftliche Fantasie auf der Bühne von der Wirklichkeit überholt wird.
"Zum Beispiel haben alle einen Chip am Kopf, durch den sie mit dem Computer verbunden sind. Genau so etwas hat Elon Musk ja auch vor. Siegfried sei also ein Science Fiction-Drama zu Musik aus dem 19. Jahrhundert.
Insgesamt tolles Klangerlebnis
Insgesamt mache es Spaß, die Oper anzuhören und zu erleben. "Alle Partien sind mit ganz großartigen Stimmen besetzt." Das sei auch gut, denn das Orchester sei ofe ein bisschen zu laut. "Da könnte der Dirigent Sébastien Rouland vielleicht die Zügel ein bisschen straffer halten." Insgesamt sei der Saarbrücker Siegfried ein tolles Klangerlebnis.
Auf die Inszenierung müsse man sich aber ein bisschen einlassen. Ein richtiges Schwert etwa passe in eine solche Welt natürlich nicht rein. "Also sieht man auch keins, sondern: was da am Anfang so kraftvoll geschmiedet wird, das ist der Superheld selbst – er ist die Waffe."
Wer schon mal ein Computerspiel gespielt hat, dem wird das sicher leichter fallen, sich in diesem Bühnenbild zurechtzufinden. Aber auch alle anderen kommen offenbar ganz gut damit zurecht.
Weitere Informationen
Die nächsten Aufführung ist am 8. März. Weiter Aufführungen auf der Seite des Saarländischen Staatstheaters.
Ein Thema in "Der Nachmittag" auf SR Kultur. Das Foto ganz oben zeigt eine Spielszene aus "Siegfried". (Bildquelle: SST Kaufhold)