Linksbündnis gewinnt bei Parlamentswahlen in Frankreich
Der rechtsextreme Rassemblement National von Marine Le Pen hat den Sieg im zweiten Durchgang der französischen Parlamentswahlen klar verpasst. Auch im Département Moselle konnte er sich kaum durchsetzen.
Das Mitte-Bündnis von Präsident Emmanuel Macron (Ensemble) liegt nach Hochrechnungen beim zweiten Durchgang der Parlamentswahlen in Frankreich an zweiter Stelle und könnte zwischen 152 und 169 Sitzen holen – deutlich weniger also als im vorherigen Parlament.
Gewonnen hat am Sonntag das Linksbündnis "Nouveau Front Populaire" (Neue Volksfront). Es kommt Hochrechnungen zufolge auf 177 bis 198 der 577 Sitze und ist damit stärkste Kraft, verpasst allerdings eine absolute Mehrheit.
Rassemblement kann Position ausbauen
Der rechtsnationale Rassemblement National (RN) dagegen, der bei der ersten Runde vor einer Woche noch die meisten Stimmen geholt hatte, landet laut den Hochrechnungen nur an dritter Stelle.
Die Partei um Marine Le Pen und Jordan Bardella kann gemeinsam mit ihren Verbündeten die Anzahl ihrer Sitze in der Nationalversammlung aber deutlich steigern und dürfte bei gut 135 bis 145 Sitzen landen.
In Moselle nur zwei von sieben Wahlkreisen für RN
Auch im saarländischen Nachbardépartement Moselle hat der RN nicht viel gewonnen. In nur zwei von sieben Wahlkreisen, in denen eine Stichwahl stattgefunden hat, konnte sich die Partei durchsetzen – obwohl der RN überall in die Stichwahl gezogen war.
Der gewählte RN-Kandidat Pascal Jenft aus Saargemünd ist mit diesem Ergebnis dennoch zufrieden. Vor einer Regierung unter dem linken Parteienbündnis mit Beteiligung von La France Insoumise warnt er.
Vergangene Woche waren in Saint-Avold und Forbach zwei Kandidaten direkt ins Parlament gewählt worden. Damit gehen insgesamt vier Wahlbezirke an den RN. Ebenfalls vier Wahlbezirke gehen nach diesem zweiten Wahlgang an das Bündnis um Präsident Macron. Die konservative Partei Les Républicains holt sich als einzigen Wahlbezirk Sarrebourg.
Hohe Wahlbeteiligung
Allerdings deuten diese vorläufigen Ergebnisse und Umrechnungen auf die Zahl der Sitze weiter auf eine schwierige Mehrheitsfindung im neuen Parlament hin.
Die Wahlbeteiligung war nach Medienberichten die höchste seit über vier Jahrzehnten. Gegen 17.00 Uhr hatte sie landesweit bei knapp 60 Prozent gelegen. Im Département Moselle lag sie (Stand 15.00 Uhr) etwas unter dem Landesschnitt, in Meuse deutlich darüber.
Rassemblement National gewann am ersten Wahltag deutlich
Der RN hatte nach dem ersten Wahlgang mit rund 33 Prozent klar vorne gelegen. Dahinter befand sich das Linksbündnis mit etwa 28 Prozent der Stimmen. Das Wahlbündnis von Präsident Emmanuel Macron musste sich dagegen mit knapp 20 Prozent mit dem dritten Platz zufrieden geben.
Auch in der benachbarten Region Grand-Est fand der RN große Zustimmung. Im grenznahen Département Moselle konnten nach dem ersten Wahlgang bereits zwei RN-Kandidaten vorzeitig ins französische Parlament einziehen, weil sie in ihrem jeweiligen Wahlkreis die absolute Mehrheit erreichten. Kevin Pfeffer wird für seinen Wahlkreis in Forbach und Alexandre Loubet für Saint Avold nach Paris gehen.
Neuwahlen nach EU-Wahl ausgerufen
Frankreichs Präsident Macron hatte Mitte Juni unmittelbar nach den Wahlen zum neuen Parlament der Europäischen Union in seinem Land Neuwahlen ausgerufen. Dort war der Rassemblement National mit mehr als 30 Prozent der Stimmen als klarer Wahlsieger hervorgegangen. Damit sammelte der RN fast doppelt so viele Stimmen bei der EU-Wahl ein wie Macrons proeuropäisches Lager.
Über dieses Thema berichten auch die SR info Hörfunknachrichten am 07.07.2024.