Warum haben die Franzosen im Ausland anders gewählt als im Mutterland?
Macrons Rechnung mit den vorgezogenen Wahlen ist nicht aufgegangen. Die Rechtsnationalen um Marine Le Pen sind stärkste Kraft. Ein ganz anderes Bild zeigt sich jedoch in den Wahlbezirken außerhalb der französischen Grenzen. Die Franzosen im europäischen Ausland haben anders gewählt - auch im Saarland.
Das Wahllokal in der Villa Europa in Saarbrücken war am französischen Wahlsonntag ziemlich voll. Nur drei Wochen nach den Europawahlen waren die Franzosen im Saarland erneut zur Wahl aufgerufen worden. Diesmal ging es um ihren Vertreter in der Nationalversammlung in Paris.
Es geht um viel: eine neue Regierung. Und die könnte zum ersten Mal in Frankreich von einer extrem rechten Partei gestellt werden, dem Rassemblement National. Vieles deutet auch schon im ersten Wahlgang darauf hin, dass dies der Fall sein wird.
Frankreichweit haben am 30. Juni knapp 33 Prozent für die Partei von Marine Le Pen und ihre Verbündeten gestimmt. An zweiter Stelle: das neue linke Bündnis "Nouveau Front Populaire". Macrons Partei landete nur auf Platz drei - eine ziemliche Schlappe.
Franzosen im Ausland wählen anders
Die Zahlen der Franzosen im Ausland sprechen allerdings eine andere Sprache. Im europäischen Wahlbezirk von Ungarn bis Deutschland, zu dem knapp 16 Länder zählen, war Macrons Partei nach wie vor stärkste Kraft, gefolgt vom linken Bündnis. Der Rassemblement National hat hier nur rund acht Prozent erreicht. Das gleiche Bild zeigt sich auch im Saarland.
"Die Auslandsfranzosen sind in der Regel Leute, die aus einem sozialen Milieu kommen, das international unterwegs ist, das proeuropäisch ist, das andere Kulturen kennenlernt. Und das sind Wähler von Macron oder vielleicht eher von Links. Und jetzt nicht unbedingt Wähler des Rassmeblement National", sagt Georg Wenzelburger, Politikwissenschaftler an der Universität des Saarlandes.
Macron-Kandidat ist für sich optimistisch
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Der Vertreter von Macrons Parteienbündnis und bisheriger Abgeordneter der Franzosen im Wahlbezirk von Deutschland bis Ungarn ist Frédéric Petit. Er war kurz vor der Wahl auch im Saarland unterwegs. Dass die Franzosen außerhalb des Mutterlandes anders wählen, erklärt er sich so: "Ich glaube, die Franzosen im Ausland haben mehr Distanz zu den Geschehnissen in Frankreich. Sie vergleichen auch Situationen in anderen Ländern. Und jemand, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, der kann nicht punkten. Le Pen, das ist nur Emotion. Bei den Menschen im Ausland kommt das nicht an."
Frédéric Petit hat es in den nächsten Wahlgang geschafft und will es am 7. Juli auch wieder ins französische Parlament schaffen. Bisher sieht es auch gut aus für ihn. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass der RN die absolute Mehrheit gewinnt.
Die Franzosen im Saarland blicken besorgt auf den Ausgang der Wahl, bleiben aber optimistisch bis zuletzt. "Wenn wir nicht optimistisch bleiben würden, wäre es schlimm", so eine Französin.
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Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 01.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle