Parlamentswahl Frankreich: Rassemblement National wird stärkste Kraft

Rechtspopulisten in Frankreich nach erstem Wahlgang klar vorne

  01.07.2024 | 08:31 Uhr

Drei Wochen nach der Europawahl haben Frankreichs Rechtspopulisten erneut einen deutlichen Wahlsieg eingefahren. Dem offiziellen Endergebnis zufolge kommt die Partei Rassemblement National (RN) in der ersten Runde der Parlamentswahl auf gut 33 Prozent. 

Am Sonntag haben die Französinnen und Franzosen ihre Stimme für ein neues Parlament beim ersten Wahlgang abgegeben. Nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei Renaissance (RE) bei der Europawahl hatte Präsident Emmanuel Macron kurzfristig Neuwahlen ausgerufen.

Rechtspopulisten in Frankreich nach erstem Wahlgang klar vorne
Audio [SR 3, (c) SR 3 Lea Kiehlneker, 01.07.2024, Länge: 04:17 Min.]
Rechtspopulisten in Frankreich nach erstem Wahlgang klar vorne

Seine Rechnung ging nicht auf: Das Wahlbündnis von Macron hat die erste Runde der Parlamentswahl klar verloren. Dem offiziellen Endergebnis zufolge kommt es auf 20 Prozent der Stimmen – hinter dem Linksbündnis mit rund 28 Prozent. Klarer Gewinner ist der Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen mit 33 Prozent. Damit könnte die Partei im Unterhaus stärkste Kraft werden, schrammt aber womöglich an der absoluten Mehrheit vorbei.

Die Wahlbeteiligung war mit mindestens 65 Prozent deutlich höher als 2022 mit 48 Prozent. In Grand Est lag das Ergebnis des RN sogar noch über dem Landesdurchschnitt von über 30 Prozent.

Sorge um starkes Abschneiden des RN

Ein möglicher Wahlsieg der Rechtsnationalisten bei den Parlamentswahlen könnte die deutsch-französischen Beziehungen erheblich beeinträchtigen. Im Gegensatz zu Macron gibt das RN wenig auf die enge Zusammenarbeit mit Deutschland. Auch möchte die Partei den Einfluss der Europäischen Union in Frankreich eindämmen. 

Premier Gabriel Attal, der um seinen Posten bangen muss, mahnte am Sonntag: "Noch nie in unserer Demokratie war die Nationalversammlung wie heute Abend dem Risiko ausgesetzt, von der extremen Rechten dominiert zu werden." Es sei eine moralische Pflicht, alles zu tun, um das Schlimmste zu verhindern.

Auch die saarländische Landesregierung hatte sich mit Blick auf das starke Abschneiden des RN bei der Europawahl in Frankreich zuletzt besorgt gezeigt.

Unruhen nach Wahlen in Frankreich befürchtet

Nach der Schließung der Wahllokale am Sonntag rief auch Macron die Wahlberechtigten auf, in der zweiten, entscheidenden Wahlrunde einen Sieg des rechten Lagers zu verhindern. Diese findet kommenden Sonntag statt.

Während die Anhänger des RN auf den Machtwechsel hoffen, fürchtet ein Großteil der Franzosen sich vor einer Machtübernahme der Rechtsnationalen. Am Sonntagabend demonstrierten Tausende Menschen in Paris und etlichen anderen Städten gegen die extreme Rechte. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hatte bereits am vergangenen Freitag vor Unruhen nach den anstehenden Parlamentswahlen gewarnt.

Über dieses Thema hat auch die Sendung SR info um 21.45 Uhr im SR Fernsehen berichtet.


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