Mitgliederentwicklung der katholischen Kirche im Saarland

Wo die Kirchen im Saarland die meisten Mitglieder verloren haben

Thomas Braun   01.01.2025 | 17:49 Uhr

Immer weniger Menschen im Saarland gehören einer der beiden großen Kirchen an. Nach wie vor ist das Saarland zwar das katholischste Bundesland – in einigen Städten sind Menschen, die keiner oder einer anderen Religion angehören aber bereits in der Mehrheit.

Noch knapp etwas mehr als die Hälfte der saarländischen Bevölkerung gehören der römisch-katholischen Kirche an. Das zeigt eine Sonderauswertung der Zensus-Volkszählung 2022, über die auch das ZDF berichtet hat. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil der Katholiken so groß wie im Saarland.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Katholiken aber deutlich gesunken. Elf Jahre zuvor waren noch knapp 62 Prozent der Bevölkerung römisch-katholisch, jetzt nur noch 51 Prozent.

Religionszugehörigkeit in den saarländischen Städten und Gemeinden

In den beiden größten saarländischen Städten Saarbrücken und Neunkirchen sowie in Völklingen ist die Zahl der Menschen, die keiner oder einer anderen Religion angehören, mittlerweile in der Mehrheit. In der Landeshauptstadt etwa trifft das auf 46 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner zu. Der Anteil der Katholiken ist zwischen den beiden Volkszählungen von knapp 44 Prozent auf nur noch 34 Prozent gesunken.

Eine Besonderheit im Saarland ist Kirkel: Es ist die einzige Gemeinde im Saarland, in der die evangelische Bevölkerung in der Mehrheit ist. Generell ist in den Städten und Gemeinden im östlichen Saarland der Anteil der evangelischen Christen deutlich höher als im landesweiten Schnitt.

Am "katholischsten" sind Tholey, Mettlach, Weiskirchen, Nalbach, Losheim und Perl: Hier liegt der Anteil der Katholiken immer noch über 70 Prozent. Auch wenn es hier deutliche Rückgänge gab. 2011 waren in Tholey nach 85 Prozent der Bevölkerung katholisch, 2022 waren es noch 73 Prozent.

Warum die Zahl der Christen im Saarland und deutschlandweit sinkt

Für die Entwicklung gibt es vor allem zwei Gründe: Der demografische Wandel und die steigende Zahl von Kirchenaustritten.

Es sterben mehr Menschen als Kinder getauft werden. Das seit vielen Jahren bestehende Geburtendefizit im Saarland spüren die Kirchen im Besonderen. Generell kann das Saarland dieses Geburtendefizit derzeit zwar noch durch Zuwanderung ausgleichen. Da viele Menschen aber aus nicht-christlichen Ländern kommen, profitieren die Kirchen davon nicht.

Rund 77.000 katholischen Bestattungen in den vergangenen zehn Jahren im Saarland stehen laut Kirchenstatistik der Deutschen Bischofskonferenz nur 33.000 Taufen gegenüber.

Hinzu kommen die aktiven Kirchenaustritte, die vor allem zuletzt stark angestiegen sind. In den vergangenen drei Jahren machen sie den größten Anteil beim Mitgliederschwund in der katholischen Kirche im Saarland aus. Die Zahl der Eintritte liegt demgegenüber jährlich im zweistelligen Bereich - ist also zu vernachlässigen.

Gründe für den Kirchenaustritt

Die Gründe für einen Kirchenaustritt sind vielfältig, wie eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der evangelischen Kirche aus dem Jahr 2022 zeigt. Eine große Rolle spielt die fehlende Mitgliederbindung. Das zeigt sich im Übrigen auch an der Quote der Gottesdienstbesucher. Laut Statistik der Deutschen Bischofskonferenz besuchten zuletzt nur noch 3,6 Prozent der Katholiken im Saarland regelmäßig einen Gottesdienst, zehn Jahre zuvor waren es noch 8,3 Prozent.

In der Studie der evangelischen Kirche werden noch andere Gründe für den Kirchenaustritt genannt, etwa die Ersparnis der Kirchensteuer, aber auch eine Reaktion auf die Missbrauchsskandale in der Kirche und gerade in der katholischen Kirche auch die immer noch teils ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen.

Häufig ist der Austritt aber keine Ad Hoc-Entscheidung, sondern ein Prozess. Die Studie zeigte nämlich auch, dass nur ein Viertel der Befragten einen konkreten Anlass für den Austritt genannt hatte. Die große Mehrheit hatte sich schon länger dazu entschieden und den Entschluss nur noch nicht in die Tat umgesetzt.


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