Interview Stiftung Patientenschutz: "Krankenhausreform ist nicht zu Ende gedacht!"

"Krankenhausreform ist nicht zu Ende gedacht!"

Interview: Frank Hofmann / Onlinefassung: Dagmar Scherer   25.11.2024 | 09:37 Uhr

Die Krankenhausreform ist beschlossen, der Bundesrat hat sie nicht in den Vermittlungsausschuss geschickt, um Änderungen vorzunehmen. Eine fatale Entscheidung - auch für das Saarland, sagt Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz.

Die Krankenhausreform ist beschlossen. Der Bundesrat hat sie nicht in den Vermittlungsausschuss geschickt, um Änderungen vorzunehmen, was viele gehofft hatten. Kern der Reform ist ein neues Vergütungssystem.

Bisher gab es in den Krankenhäusern Fallpauschalen, also eine Pauschale pro Fall oder Patient. Das neue Gesetz sieht vor, dass schon Geld für sogenannte "Vorhaltekosten" gezahlt wird, also dass Krankenhäuser Geräte und Personal vorhalten. Und es benennt Leistungsgruppen, also Bedingungen, die ein Krankenhaus erfüllen muss, um einen bestimmten Fachbereich anbieten zu dürfen.

Viele Fragen noch offen

Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz hätte gerne eine anderes Gesetz gesehen. Die Reform sei nicht zuende gedacht, sagt er. Das Saarland müsse nun gut eine halbe Milliarde Euro an eigenen Mitteln aufbringen und "weiß am Ende nicht, ob es reichen wird, die Transformation für die Patientinnen und Patienten zu realisieren." Auch sei nicht geklärt, wie nun die Leistungsgruppen aussehen sollen, also welche Krankheit zu welcher Leistungsgruppe gehöre. "Nicht mal das ist klar. Das hat der Bundesgesundheitsminister offen gelassen."

Wir müssen im Saarland umstrukturieren

Im Saarland gebe es im Durchschnitt eine schlechte Auslastung der Krankenhäuser. Es seien nicht mal 70 Prozent, sagt Brysch. "Das heißt: Wir müssen umstrukturieren, denn diese geringe Auslastung führt zu hohen Personalkosten." Nun stelle sich die Frage, wie es mit den 18 Standorten im Saarland weiter gehe. "Wie machen wir aus 18 Krankenhäusern 12? Wer schließt? Wo konzentrieren wir uns? Wo müssten Neubauten realisiert werden - gerade im Norden des Saarlandes? Und reicht das Geld aus?"

Es drohen Krankenhausschließungen

Besonders im ländlichen Raum sieht Patientenschützer Brysch mögliche Probleme. 60 Prozent der Vorhaltekosten würden zwar re-finanziert - aber auch hier komme es im Endeffekt auf die Zahl der Patienten an. "Was ist mit den fehlenden 40 Prozent? Auch die müssen re-finanziert werden", sagt er. Und das sei im Gesetz nicht geklärt. Brysch ist überzeugt: Die Konsequenz werde auch im Saarland die Schließung von Standorten sein.

Es sind die gesetzlich Versicherten, die zahlen

Die nächste Bundesregierung werde die noch offenen Fragen nun ausdiskutieren müssen. Und ein wichtiger Posten dabei sei natürlich das Geld, sagt der Patientenschützer. Reicht es überhaupt aus? "Es ist ja nicht der Bund, der die Milliarden bezahlt, sondern es sind die gesetzlich Versicherten, die Milliarden in den Transformationsfonds zurücklegen müssen." Und in diesem Zusammenhang stehe für ihn auch die Frage: "Warum zahlen eigentlich die privat Versicherten nicht mit ein?"


Mehr zum Thema "Krankenhausreform"


Krankenhausreform passiert Bundesrat
Rehlinger warnt vor politischem Stillstand
Die saarländische Ministerpräsidentin Rehlinger hat sich in ihrer Antrittsrede als neue Bundesratspräsidentin gegen eine parteipolitische Instrumentalisierung der Bundesländer ausgesprochen. In der von ihr geleiteten Sitzung beraten die Länder unter anderem über Gesetze aus dem Bundestag. Bereits durchgewunken ist die viel diskutierte Krankenhausreform.


Großprojekt von Lauterbach
Bundesrat billigt umstrittene Krankenhausreform
Der Bundesrat hat am Freitag der umstrittenen Krankenhausreform zugestimmt. Die Landesregierung hat das Projekt von Gesundheitsminister Lauterbach unterstützt. Kritik gab es bereits im Vorfeld von der Saarländischen Krankenhausgesellschaft.


Geld für Winterberg und Rastpfuhl
Land will Millionen in Saarbrücker Krankenhäuser investieren
Das Land plant, 160 Millionen Euro in die Saarbrücker Krankenhäuser auf dem Winterberg und Rastpfuhl zu investieren. Das wurde in einer Absichtserklärung zwischen Gesundheitsminister Jung (SPD) und den Kliniken vereinbart. Gleichzeitig soll es mehr Zusammenarbeit geben.

Ein Thema in "Guten Morgen" am 25.11.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja