Enkeltrickbetrüger setzen auch auf KI
im Interview: SR 3-Reporter Markus Person
Seit Jahren wird vor Telefonbetrügern gewarnt, die mit dem Enkeltrick oder als falsche Polizisten Bürgerinnen und Bürger um ihr Geld bringen. Mittlerweile gibt es zahllose Präventionskampagnen. Trotzdem gelingt es den Betrügern immer wieder, erfolgreich Beute zu machen. Und der Schaden geht in die Millionen Euro – allein im Saarland. Dabei wird zunehmend Künstliche Intelligenz eingesetzt.
Am 22. Januar wurde bekannt, dass erneut Enkeltrickbetrüger in zwei Fällen im Saarland erfolgreich waren. Ein 74-Jähriger aus dem Kreis St. Wendel übergab falschen Polizisten einen fünfstelligen Geldbetrag – auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes. Eine 83-Jährige aus dem Kreis Merzig-Wadern überreichte einem angeblichen Boten vor dem Amtsgericht Saarlouis Geld und Wertgegenstände.
Schaden in Millionen Höhe - allein im Saarland
Wie die Polizei mitteilte, konnten Betrüger so 2023 fast zwei Millionen Euro erbeuten. Für das letzte Jahr gibt es noch keine aktuellen Zahlen. Die Polizei rechnet jedoch mit einem weiteren Anstieg – um mehr als 25 Prozent, trotz öffentlicher Präventionsmaßnahmen.
Vor allem der Enkeltrick bleibt erfolgreich. Dabei meldet sich eine Person am Telefon und gibt sich beispielsweise als Polizist aus. Häufig wird den Betroffenen weis gemacht, dass die Enkelin oder der Enkel an einem Unfall schuld gewesen sei, und es eine Kaution brauche, damit er oder sie wieder frei komme.
Betrüger setzen zunehmen auf KI
Den Betrügern geht es darum, die Menschen in Schock zu versetzen, so dass sie in Panik geraten und die Aussagen nicht mehr hinterfragen. Das Perfide: Die Täter reagieren auch auf die Präventionsmaßnahmen durch die Polizei. So wird zumindest offenbar vermehrt von Täterseite darauf geachtet, die Opfer so lange im Gespräch zu halten, bis es zur Geld- oder Wertsachenübergabe kommt. Das Ziel: Die Menschen psychisch so unter Druck zu setzen, dass kein klarer Gedanke möglich ist.
Die Polizei geht davon aus, dass die Täter zunehmend auch KI für ihre Betrugsmaschen einsetzen. Dafür brauchen die Täter nur eine Computer-Software, so dass die KI die Stimme etwa 30 Sekunden lang hört. Vermutlich ist der Einsatz von KI aber noch nicht so stark im Einsatz, denn es braucht Zeit, um die KI zu trainieren, damit Opfer nicht bei Formulierungen merken, dass das Ganze ein Computer spricht.
Codewort und Präventionsmaßnahmen
Eine Möglichkeit, um sich vor Betrügern zu schützen, könnte sein, dass man mit seinen Familienangehörigen eine Art Codewort ausmacht, dass nur die Familie und kein Betrüger kennen kann. Beispielsweise die Antwort auf die Frage: „Wie hieß dein erstes Haustier?“
Zeitgleich tut auch die Polizei viel dafür, damit Enkeltrickbetrüger nicht erfolgreich sind. Im Dezember gab es eine internationale Großaktion der Polizei. Bundesweit sind laut dem LKA Baden-Württemberg so rund 400 Enkeltrick-Taten verhindert worden. 20 Verdächtige seien auf frischer Tat festgenommen worden Außerdem habe man drei Callcenter in Polen ausgehoben – aus denen die Betrüger operiert haben.
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 23.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle