Frauen ans Schwerlast-Steuer: Frankreich fördert Fahrerinnen-Ausbildung
Mehr Frauen hinter Lkw-Lenkrädern, das will die Region Grand Est mit einer neuen Ausbildung erreichen. Damit soll die Diversität gefördert und gleichzeitig auch der Personalmangel eingedämmt werden. Ein Modell auch fürs Saarland?
Frauen, die Schwerstlaster fahren, sind recht selten. Damit es künftig mehr werden, fördert bei den saarländischen Nachbarn in Frankreich die Region Grand Est die Ausbildung von Frauen, die gerne große Gefährte manövrieren.
Zugang für Frauen oft erschwert
Neun Frauen werden in Ville-en-Vermois im Département Meurthe-et-Moselle im Rahmen des neuen Projekts zu Kraftfahrerinnen von Schwerlasttransporten ausgebildet. Zuvor waren sie Hausfrauen oder in ganz verschiedenen Berufen tätig. Die Ausbildung ist speziell auf angehende Fahrerinnen zugeschnitten, denen der Zugang zum Gewerbe oft nicht einfach gemacht wird.
„Es ist sehr schwierig da reinzukommen, viele Türen sind für Frauen verschlossen. Mir wurde gesagt, ich bräuchte physische Kapazitäten, die ich nicht hätte – oder ganz einfach: man hätte keinen Platz“, berichtet Auszubildende Eulalie Savelli.
Diversität schaffen und mit Vorurteilen aufräumen
Trotz der Schwierigkeiten, die Frauen teilweise bei der Einstellung in dem Berufsfeld haben, fehlen in Frankreich 50.000 Kraftfahrer. Aufgrund dieses Mangels haben die Zeitarbeitsfirma RAS Intérim und das Unternehmen Volvo gemeinsam die Ausbildung speziell für Frauen gestartet – finanziert von der Region Grand Est und der französischen Arbeitsagentur.
„Wir wollen für mehr Diversität sorgen und mit Vorurteilen aufräumen. Viele Leute denken es geht rein ums Lenken des Fahrzeuges, das ist aber heute nicht mehr der Fall. Man repräsentiert ein Unternehmen“, sagt Alexis Vogel, Manager der Zeitarbeitsagentur RAS Intérim.
Frauen fahren besser als Männer
Zu der Ausbildung gehört auch ein theoretischer Teil. Dafür haben sich die neun jungen Frauen, die im November ihre Ausbildung begonnen haben, zunächst mit der Straßenverkehrsordnung vertraut gemacht. Im weiteren Verlauf folgte dann der praktische Teil mit dem Ziel, den Führerschein für Schwerlastkraftwagen zu erwerben.
Dabei haben die Frauen ihren Trainer überzeugt: „Anders als man denken könnte, fahren die Frauen besser als die Männer. Und ich habe auch ihre Effizienz sofort mitbekommen. Wenn man ihnen eine Aufgabe gibt, setzen sie die gleich um. Die Männer haben eher Schwierigkeiten in die Gänge zu kommen“, so Ausbilder Arnaud Dupuy.
Auszubildende bekommen anschließend Vertrag
Die Ausbildung geht noch bis März. Die jungen Frauen bekommen dann einen Arbeitsvertrag bei einer Partnerfirma der Zeitarbeitsagentur. „Wir sind stolz, denn es gibt nicht viele Frauen in dem Beruf. Mir ist der Blick der anderen egal. Wenn ich all das schaffe: das Manövrieren und Einparken, dann weiß ich nicht, warum wir anders betrachtet werden sollten“, sagt Camille Poinsot, eine der angehenden Fahrerinnen.
Mit Vorurteilen aufräumen, in einer Männerwelt bestehen – das ist wichtig für die Auszubildenden. Momentan werden in ganz Frankreich 350 Lastkraftfahrerinnen ausgebildet.
Situation im Saarland
Auch in Deutschland fehlten derzeit schätzungsweise 40.000 bis 60.000 Berufskraftfahrerinnen und -fahrer. Dabei läge die Frauenquote bei nur rund zwei bis drei Prozent. Auch für das Saarland wären also mehr Frauen in diesem Beruf wünschenswert, sagt Stefanie Koch-Jahan, Geschäftsführerin des Landesverbandes Verkehrsgewerbe Saarland (LVS).
Hierzulande erreichen Interessierte den Einstieg in den Job in der Regel über eine dreijährige Ausbildung. Für jene, die sich gern umorientieren möchten, existiert jedoch eine beschleunigte Grundqualifikation.
Bei der Fahrzeugwahl und Ausstattung könnten Berufskraftfahrerinnen und -fahrer heutzutage mitsprechen, damit sie sich möglichst wohlfühlen, so Koch-Jahan. Außerdem sei es möglich, familienfreundliche Modelle anzubieten, um am Abend zurück zu sein. Berufskraftfahrerinnen und -fahrer erhalten laut Koch-Jahan einen monatlichen Bruttolohn bis zu 3000 Euro – zuzüglich Zuschlägen und Spesen in Höhe von bis zu 1000 Euro.
Über dieses Thema berichtete auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 11.02.2025.