Bessere medizinische Versorgung für Kinder mit Behinderung im Saarland gefordert
Über 1000 Kinder auf der Warteliste, bis zu drei Jahre Wartezeit: Das bislang einzige Sozialpädiatrische Zentrum für Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten oder schweren Behinderungen ist komplett ausgelastet. Der Landesbehindertenbeauftragte Schmaus fordert in einem offenen Brief ein zweites solches Zentrum im Saarland.
Es bestehe eine "erhebliche Lücke" in der Versorgung von Kindern mit Schwerstbehinderungen oder chronischen Erkrankungen. Zu diesem Schluss kommt der vor einem Jahr neugewählte Beauftragte des Landes für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Michael Schmaus.
Gerade in der medizinischen Versorgung gebe es noch viele Barrieren. Arztpraxen seien oftmals weder räumlich noch in ihrer Ausstattung für Patientinnen und Patienten mit Behinderungen eingerichtet. Zudem fehlten im Regelsystem auch die notwendigen zusätzlichen Fachkräfte wie Psychologen oder auch Sozialarbeiter.
"Gigantische Warteliste", drei Jahre Wartezeit
Eine optimale Versorgung von Kindern mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen sollen sogenannte Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) bieten. Hier arbeiten Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen, auch die Familie wird mit einbezogen. 162 dieser Zentren gibt es bundesweit - aber nur eines davon im Saarland.
Das einzige SPZ am Kohlhof in Neunkirchen versorgt laut Schmaus schwerpunktmäßig Kinder mit psychologischen und entwicklungsneurologischen Auffälligkeiten - und das auch überwiegend stationär. Die Warteliste sei mit über 1000 Kindern "gigantisch" - die Wartezeiten auf einen Platz würden bis zu drei Jahre betragen.
Uniklinik will zweiten Sozialpädiatrisches Zentrum einrichten
Ein ambulantes SPZ mit einem Schwerpunkt für chronische Kinder oder Kinder mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen fehle im Saarland gänzlich. "Dies ist ein nicht hinnehmbarer Skandal", prangert Schmaus in seinem am Freitag versandten offenen Brief an den Gesundheitsminister, den Gesundheitsausschuss im Landtag und weitere Akteure im Gesundheitswesen an.
Schmaus verweist darauf, dass die Uniklinik Homburg kürzlich einen Antrag auf die Zulassung eines Sozialpädiatrischen Zentrums mit genau diesem Schwerpunkt gestellt habe. Schmaus setzt sich für die Zulassung ein - mit einer Genehmigung des SPZ in Homburg könne die "eklatante Versorgungslücke" im Saarland zumindest abgemildert werden.
"Mangelhafte" medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung
Generell sei die medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen im Saarland mangelhaft, betont Schmaus. So sei etwa das Recht auf freie Arztwahl stark eingeschränkt, da zum Beispiel nur wenige Praxen für Rollstuhlfahrer geeignet seien. Das Saarland sei zudem das einzige Bundesland ohne Medizinisches Zentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung.
Über dieses Thema berichteten die SR info Nachrichten im Radio am 07.02.2025.