Wie inklusives Wohnen funktionieren kann
Inklusives Wohnen: Bei dem Thema gehen Wunsch und Wirklichkeit oft weit auseinander. Der Verein "Miteinander Leben Lernen" wollte das ändern und hat in Saarbrücken zwei Wohngemeinschaften ins Leben gerufen. Hier wohnen Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammen.
Wenn es um Menschen mit Behinderungen geht, wird oft von Inklusion gesprochen. Das bedeutet, dass Strukturen geschaffen werden sollen, die Menschen mit Unterstützungsbedarf eine größtmögliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.
Wenn es um das Thema Wohnen geht, ist das aber meistens mehr Wunsch als Realität. Der Verein Miteinander Leben Lernen (MLL) aus Saarbrücken wollte das ändern und hat zwei Wohngemeinschaften ins Leben gerufen, in denen Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammen wohnen.
Die Bewohner ohne Behinderung übernehmen dabei einige Aufgaben, um die andern Mitbewohner zu unterstützen. Im Gegenzug müssen sie keine Miete bezahlen.
Wohngemeinschaft im Nauwieser Viertel
Eine dieser Wohngemeinschaften lebt im Saarbrücker Nauwieser Viertel. Zurzeit wohnen in der WG zehn Personen, die Hälfte mit Einschränkungen, die andere Hälfte ohne. Mittlerweile ist es ein eingespieltes Team.
Das inklusive Wohnprojekt soll ganz bewusst ein Gegenpol zu klassischen Wohnheimen für Menschen Behinderung schaffen. Ziel sei es gewesen, die größtmögliche Teilhabe zu erreichen, so Miriam Wolter, die Leiterin des Bereichs Wohnen beim Verein MLL.
Die meisten der Mitbewohner ohne Unterstützungsbedarf studieren noch und haben ganz bewusst diese inklusive Wohnform gewählt. So auch Max Macher, er ist Wohnassistent in der WG. Er hat sich für diese Aufgabe entschieden, weil es viel darum gehe, miteinander zu leben, andere Kulturen, Menschen und ihren Alltag kennenzulernen. „Das passt gut, ich fühl mich sehr wohl“, erklärt Macher.
Multiprofessionelle Betreuer-Teams als Hilfe
Unterstützt wird die WG von einem multiprofessionellen Betreuer-Team. Zwei hauptamtliche Mitarbeiter haben jeden Tag Dienst in der Kurzen Straße. Das professionelle Team ist hauptsächlich für das pädagogische Setting und natürlich für die Pflege zuständig“, erklärt Uwe Adams vom Betreuer-Team. Die Wohnassistenten seien für die alltägliche Lebensbegleitung zuständig.
Und das heißt in den meisten Fällen einfach: Ganz gewöhnliches WG-Leben. Und damit das funktioniert, muss die Zusammensetzung der WG passen. Das läuft mal besser und mal schlechter, wie bei jeder anderen WG auch. Aktuell passe es aber gerade sehr gut.
Wochenplan sorgt für nötige Struktur
Ein großer Wochenplan regelt den Alltag in der WG und damit alle Pflichten. Die gibt es auch für die Mitbewohner. Jeder hat einmal in der Woche Dienst. Im Gegenzug für ihre Arbeit müssen die Mitbewohner keine Miete zahlen.
Die meisten der Bewohner mit Unterstützungsbedarf wohnen schon seit 15 Jahren in der WG. Unter den anderen Bewohnern gibt es da schon deutlich mehr Wechsel. Doch daran hat sich die WG über die Jahre gewöhnt.
Auch die meisten aus dem professionellen Betreuer-Team sind schon viele Jahre dabei. Für ihre Arbeit bekommen sie von den Bewohnern viel zurück.
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Wir im Saarland - Das Magazin" am 27.04.2023 berichtet.