Immer mehr Eltern im Saarland können Unterhalt nicht zahlen

Immer mehr Eltern im Saarland können Unterhalt nicht zahlen

Kristin Luckhardt / Onlinefassung: Thomas Braun   17.09.2024 | 06:48 Uhr

Immer mehr unterhaltspflichtige Elternteile im Saarland sind nicht in der Lage, den Unterhalt für ihre Kinder zu bezahlen. In diesem Fall müssen die Kreise das Geld vorschießen - zuletzt mehr als 30 Millionen Euro. Und nur selten gelingt es den Kreisen, sich das Geld zurückzuholen.

Zahlt ein unterhaltspflichtiger Elternteil für sein Kind oder seine Kinder keinen Unterhalt, geben die Landkreise einen Vorschuss. Die Gesamtsumme steigt seit Jahren deutlich an.

Kreise zahlen 33,5 Millionen Euro Unterhaltsvorschuss

Im vergangenen Jahr zahlten die saarländischen Landkreise fast 33,5 Millionen Euro Unterhaltsvorschuss - etwa 37 Prozent mehr als noch im Jahr 2019. Das geht aus einer SR-Umfrage unter den fünf saarländischen Landkreisen und dem Regionalverband hervor.

Nur knapp fünf Millionen Euro konnten sich die Kreise von den unterhaltspflichtigen Eltern zurückholen. Das Defizit lag also bei fast 28,5 Millionen. Die Zahl der betroffenen Kinder steigt seit Jahren. Inzwischen sind es mehr als 10.000.

Mindestlohn reicht nicht mehr für Unterhalt

Die Kreise erklären die Entwicklung mit der gesellschaftlichen Lage. Die Bedarfe der Kinder seien in den vergangenen Jahren gestiegen. Gleichzeitig stiegen auch Selbstbehalte der Eltern – das Geld also, dass der unterhaltspflichtige Elternteil für sich selbst braucht.

Die Löhne hingegen seien nicht entsprechend erhöht worden. So habe der Mindestlohn früher gereicht, um Kinder zu unterstützen. Heute tue er das nicht mehr. Auch ein Geselle im Handwerk habe oft nicht mehr genug Geld, um den vollen Unterhalt für ein oder mehrere Kinder zu bezahlen. Bürgergeldempfänger dürfen gar nicht erst zum Unterhalt herangezogen werden.

2017 waren die Regeln für den Unterhaltsvorschuss geändert worden. Hatten zuvor nur jüngere Kinder einen Anspruch darauf, gilt er seither bis zum Alter von 18 Jahren.

Über dieses Thema berichteten die SR info-Nachrichten im Radio am 16.09.2024.


Mehr zur Situation von Kindern im Saarland

Anstieg bei Kindeswohlgefährdung
Immer mehr Kinder sind Opfer von Gewalt und Vernachlässigung
Bundesweit und im Saarland sind viele Kinder in ihren Familien gefährdet. Sowohl die Zahl der Meldungen über Kindeswohlgefährdung hat zugenommen als auch die Zahl der bestätigten, akuten Fälle. Gründe dafür gibt es viele.

Ferienzeit und kein Geld für den Urlaub?
Urlaubs-Zuschüsse für saarländische Familien
Die Ferienzeit steht an und viele freuen sich darauf, die Koffer zu packen und in den Urlaub zu fahren. Doch es gibt auch Familien im Saarland, die sich eine Reise nicht leisten können. Hier könnte die Familienferienförderung helfen. Es gibt nämlich unter bestimmten Voraussetzungen eine Reisekosten-Unterstützung des Landes.

17 Mitglieder auf fünf Jahre gewählt
Rat für Kinderschutz nimmt im Saarland Arbeit auf
Kinderschutz und Kinderrechte sind gesetzlich verankert. Damit sie aber auch umgesetzt und kritisch begleitet werden, gibt es seit 2023 zusätzlich ein eigenes Kinderschutzgesetz im Saarland. Dies sieht auch einen eigenen Rat für Kinderschutz vor, der jetzt seine Arbeit aufgenommen hat.

Erleichterung durch Kindergrundsicherung?
Komplizierte Antragstellung erschwert es armen Familien
Im Saarland ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen. Hilfe durch den Staat wäre dringend nötig, doch viele Familien scheitern schon an der komplizierten Antragstellung. Unterstützung bieten Gemeinwesen-Einrichtungen an, die große Hoffnungen in die Kindergrundsicherung setzen.

Fast jedes fünfte Kind betroffen
Nur Stadtstaaten haben höhere Kinderarmutsquote als das Saarland
Das Saarland hat den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen in Armut von allen deutschen Flächenländern. Ihre Zahl nähert sich einem Höchstwert an.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja