Wo berufstätige Frauen im Saarland klar in der Mehrheit sind

Wo berufstätige Frauen im Saarland klar in der Mehrheit sind

Thomas Braun   17.02.2025 | 06:31 Uhr

Nach wie vor gibt es im Saarland mehr berufstätige Männer als Frauen. In jeder dritten Kommune hat sich das Bild aber bereits umgekehrt – hier sind die Frauen in der Mehrheit. Das hat vor allem mit der ungleichen Verteilung der typischen Männer- und Frauenberufe im Saarland zu tun.

Im Saarland haben immer mehr Frauen einen regulären Job. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen stieg in den vergangenen zehn Jahren laut Zahlen der Arbeitsagentur um etwa zehn Prozent auf rund 181.000 Frauen. Ihr Anteil an allen Beschäftigten liegt mittlerweile bei gut 46 Prozent – saarlandweit sind Frauen damit also noch knapp in der Minderheit.

Frauen in jeder dritten Kommune in der Mehrheit

In rund jeder dritten saarländischen Stadt oder Gemeinde sieht das mittlerweile aber schon anders aus. Spitzenreiter ist dabei Ottweiler: Zwei Drittel der insgesamt dort gemeldeten 4215 Beschäftigten sind laut Arbeitsagentur Frauen. Ähnlich hoch ist der Frauenanteil in Wallerfangen.

Ein komplett anderes Bild zeigt sich in Dillingen, Freisen oder Kirkel: Mehr als zwei Drittel der dort gemeldeten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind Männer.

Die teils sehr deutlichen Unterschiede haben vor allem mit den größeren Arbeitgebern vor Ort zu tun, erklärt die Arbeitsagentur. "Die (immer noch) typischen Frauen- und Männerberufe führen zu diesen Ausprägungen, wenn die lokale Arbeitgeberlandschaft bestimmte Branchenschwerpunkte setzt", sagte eine Sprecherin.

Sophienstiftung prägt Wallerfangen

Sehr eindrücklich zeigt sich etwa am Beispiel Wallerfangen, wie auch der dortige Hauptamtsleiter Volker Bauer auf SR-Anfrage erklärt. "Wir haben hier in Wallerfangen die Sophienstiftung. Das sind Altenheim, Geriatrie, Psychiatrie und Kinderheim auf einem Gelände. Dort sind mittlerweile rund 350 Personen beschäftigt, geschätzt zu zwei Dritteln Frauen", so Bauer.

Daneben gebe es noch den Fallschirmhersteller Paratec und das Rathaus als größere Arbeitgeber – ebenfalls mit hohen Anteilen weiblicher Beschäftigter. "Ansonsten haben wir in Wallerfangen keine größeren Firmen. Wir haben auch keine Gewerbegebiete, wie es sie in den Nachbargemeinden gibt", so Bauer weiter.

Statistische Verzerrung in Ottweiler

In Ottweiler gibt es diese Gewerbegebiete und mit den weit über die Grenzen bekannten OBG Gruppe und Ottweiler Druckerei auch zwei größere Arbeitgeber aus Branchen, die eher noch zu den Männerdomänen zählen.

Dennoch ist der Frauenanteil hier landesweit am höchsten – was zum Teil aber auch eine statistische Verzerrung ist. Denn in Ottweiler hat der überregional tätige Schwesternverband seinen Sitz und hier nach eigenen Angaben fast 1400 Beschäftigte gemeldet, davon 82 Prozent Frauen.

Aber längst nicht alle davon arbeiten auch tatsächlich in Ottweiler – so seien viele der gut 700 Beschäftigten der Schwesternverband-Dienstleistungsgesellschaft an anderen Standorten tätig, teilte ein Sprecher dem SR mit.

Was sind die typischen Frauenberufe?

Sowohl in Ottweiler als auch in Wallerfangen sind es also vor allem Berufe aus der Gesundheitsbranche, die für den hohen Frauenanteil sorgen – und das ist auch nicht verwunderlich. Denn in dieser Branche arbeiten im Saarland mit die meisten Frauen. In Heimen sind etwa gut 11.000 aller Frauen im Saarland beschäftigt, im Gesundheitswesen rund 28.000. Der Frauenanteil in diesen beiden Wirtschaftszweigen liegt bei knapp 80 Prozent.

Ansonsten arbeiten Frauen überwiegend im Bereich Erziehung und Unterricht, aber auch in Reinigungsberufen, im Einzelhandel oder in der öffentlichen Verwaltung.

Industrie, Bau und Verkehr sind Männerdomänen

Demgegenüber gibt es nach wie vor auch noch die typischen Männerberufe: In der Metallerzeugung und -bearbeitung liegt der Männeranteil unter den rund 10.000 Beschäftigten in dieser Branche laut Arbeitsagentur bei 92 Prozent. Auch in der Baubranche, in der Autoindustrie, im Verkehr, im Maschinenbau – aber auch in der Abfallwirtschaft liegt die Männerquote jenseits der 80 Prozent.

Generell sind industrielle Berufe von Männern dominiert. Und das zeigt sich dann auch bei der regionalen Verteilung: Überall dort, wo die Industrie der große Arbeitgeber vor Ort ist, ist auch der Männeranteil entsprechend hoch. Dillingen etwa verzeichnet landesweit mit fast 70 Prozent die höchste Männerquote. Neben der Dillinger Hütte mit mehreren Tausend Beschäftigten gibt es dort weitere große industrielle Arbeitgeber.

Auch in Freisen stechen mit dem Türen- und Garagenhersteller Hörmann und dem Rüstungsunternehmen KNDS zwei Industrieunternehmen als größte Arbeitgeber vor Ort hervor; entsprechend hoch ist auch hier der Männeranteil an allen Beschäftigten vor Ort.

Beschäftigung im Saarland in den letzten Jahren gestiegen

Freisen gehört übrigens zu den Gemeinden im Saarland, die in den vergangenen zehn Jahren die höchsten Zuwächse bei der Beschäftigung hatten – gerade wegen dieser Industriearbeitgeber. Hier haben dann auch mehr Männer als Frauen einen neuen Job gefunden.

Insgesamt ist die Beschäftigung unter den Frauen in den vergangenen Jahren allerdings stärker gestiegen als bei den Männern – ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. Perspektivisch könnte also noch ein paar weitere Orte hinzu kommen, in denen dann die Frauen im Job in der Mehrzahl sind.


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