Lehramt-Quereinstieg bislang kaum gefragt
Um dem akuten Lehrermangel in den Schulen entgegenzuwirken, hatte die Landesregierung nicht nur zusätzliche Lehrerstellen geschaffen, sondern auch für Absolventen mit Bachelor in Physik oder Informatik einen Master-Studiengang als Quereinsteiger in den Lehrberuf eingerichtet. Nur angenommen wird der bislang nicht.
Mehr Lehrkräfte für das Saarland – das war das Ziel der Landesregierung. Deswegen hatte sie im September vergangenen Jahres den „Q-Master“ für Quereinsteiger geschaffen. Dieser Studiengang richtet sich an Studierende, die bereits einen Bachelor in Physik oder Informatik haben, in MINT-Fächern also.
Streichert-Clivot: Angebot braucht Zeit
Seit diesem Semester wird der „Q-Master“ an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken angeboten. Allerdings studieren ihn bislang nur zwei Personen. Für Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) liegt das daran, dass er schon einen Monat nach den politischen Beschlüssen aus der Taufe gehoben wurde.
„Wir hatten im Grunde genommen auch für die Bewerberinnen und Bewerber nur eine sehr kurze Vorlaufzeit“, so die Ministerin. „Ich denke, das Angebot braucht Zeit. Es muss sich herumsprechen, dass es auch machbar und leistbar ist, und dann werden sich sicherlich noch mehr dafür entscheiden.“
Lehrerverband vermisst Pädagogik
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) hat die Einführung des „Q-Master“ zwar begrüßt. Gegen den Lehrerkräftemangel brauche es aber mehr. „Wir sind der Auffassung, dass Lehrkräfteausbildung generell Priorität haben muss, bevor man an Quereinsteiger denkt“, so die SLLV-Vorsitzende Lisa Brausch.
„Denn wir brauchen für die Herausforderungen unserer Schüler, unserer Generationen, die jetzt kommen, für diese veränderte Kindheit auch gut ausgebildete Lehrkräfte im Bereich Pädagogik, Didaktik und nicht nur Fachwissen.“
Kein Qualitätsverlust
Letzteres haben „Q-Master“-Studierende schon in ihrem Bachelor-Studium erworben. Wie sie diese Inhalte Schülern richtig vermitteln, müssen sie in den zwei Master-Jahren geballt nachholen. Der Saarländische Philologenverband sieht das zwar positiv, hält den Studiengang aber für sehr anspruchsvoll.
„Ein Qualitätsverlust in dem Sinne ist in der saarländischen Lösung – und da hebt sie sich wohltuend von denen in anderen Bundesländern ab – nicht unbedingt zu erwarten“, sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes Marcus Hahn. „Das Hauptproblem ist, dass das sehr viel Arbeit macht, viel Organisationsgeschick von den Kommilitonen erwartet und deswegen trotzdem noch hohe Hürden dafür sind.“
Weitere Erleichterungen
Seit September gibt es neben dem „Q-Master“ noch zwei Erleichterungen für den Einstieg in den Lehrberuf: Auch Fachhochschulabsolventen können zum Referandariat zugelassen werden, und Abschlüsse aus dem Ausland werden leichter anerkannt. Insgesamt wurden so zum Februar vier zusätzliche Referendare gewonnen.
„Diese Zahlen sind für uns schon relevante Zahlen, weil wir anders als in anderen Bundesländern über einen kleineren Personalkörper verfügen. Insofern: Jeder der sich dafür begeistert, der die Voraussetzungen erfüllt, in diesen Beruf einzusteigen, ist eine wertvolle Kraft“, so Kultusministerin Streichert-Clivot.
Die Lehrerverbände allerdings sind sich einig: Mehr Lehrkräfte gibt es auf Dauer nur, wenn der Beruf als solcher attraktiver wird.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 05.02.2025 berichtet.