Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (Foto: SR/Sebastian Knöbber)

IHK Saarland stellt zehn Forderungen an Land und Bund

Jennifer Heck   17.10.2023 | 14:57 Uhr

Die Industrie- und Handelskammer des Saarlandes verlangt von der Landes- sowie der Bundesregierung mehr Anstrengungen gegen den Arbeitskräftemangel. Die IHK-Vollversammlung hat hierzu eine Erklärung verabschiedet.

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) hat in ihrer Sitzung am Montag eine Resolution verabschiedet. In einer Erklärung heißt es, es brauche wirtschaftspolitische Leitlinien gegen den Fachrkräftemangel.

Seit Jahren sei das Angebot an Arbeitskräften im Saarland rückläufig. Ab 2025 schieden die geburtenstarken Jahrgänge („Babyboomer“) aus dem Arbeitsmarkt aus, während zu wenig junge Menschen nachrückten. Verstärkt würde diese Entwicklung durch Abwanderung junger Menschen in andere Bundesländer.

Demografischer Wandel sorgt weiter für Engpässe

Jedes zweite Unternehmen klage inzwischen über Personalengpässe. Aus dem Fachkräftemangel sei ein allgemeiner Arbeitskräftemangel geworden. Wegen des demografischen Wandels spitze sich die Situation weiter zu. Im Jahr 2040 würden dem Arbeitsmarkt 14,6 Prozent Arbeitskräfte und damit 87.000 Menschen weniger zur Verfügung stehen als noch im Jahr 2021.

Forderungen an die Landesregierung

Die Kammer fordert vom Land zu priorisieren, dass der Arbeits- und Fachkräftebedarf in der saarländischen Wirtschaftspolitik gesichert ist. Dieses solle eine Gesamtstrategie entwerfen, um unter anderem junge Menschen im Saarland zu halten.

Ferner seien Anstrengungen zu unternehmen, Abgewanderte zur Rückkehr zu bewegen und zugleich qualifizierte Zuwanderer stärker anzuwerben und bürokratische Hindernisse abzubauen. Die Einrichtung der Agentur Saarland Attractive könne hierbei nur ein erster Baustein sein. In diesem Zuge sei es auch nötig, mit Landesmitteln berufsbegleitende Unterstützungsleistungen wie etwa Anpassungsqualifizierungen auszubauen.

Außerdem müssten Anstrengungen unternommen werden, die Erwerbsquoten von Frauen, Älteren, Arbeits- und Bildungsmigranten sowie Geflüchteten bis Ende 2025 zu erhöhen. Hierzu seien auch eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf und etwa bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Pflegebedürftige zu erzielen.

Forderungen an den Bund

Von der Bundesregierung fordert die IHK, die Visastellen in den deutschen Botschaften und Konsulaten dem Aufwand entsprechend zu personalisieren, damit Fachkräfte schneller einwandern könnten. Weiter fordert die Kammer vom Bund, die "lähmende" Bürokratielast der Unternehmen zu senken.

Auch seien arbeitspolitische Fehlanreize wie etwa beim Bürgergeld zu beseitigen. Es sollte stets ein Anreiz bestehen, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.

Gemeinsame Kraftanstrengung nötig

Zuletzt müssten steuerpolitische Fehlanreize beseitigt werden. So fordert die IHK, spätestens bis zum 1. Juli 2024 die Höhe der Freibeträge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit auf 1000 Euro monatlich anzuheben und auch für sämtliche anderweitig geleisteten Überstunden einen Freibetrag dieser Höhe festzusetzen.

Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung sei es möglich, den Personalmangel zu verringern.

Über dieses Thema haben auch die Hörfunknachrichten am 17.10.2023 berichtet.


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