Vielen Firmen im Saarland fehlt es an Personal
Fachkräftemangel ist schon seit Jahren in vielen Branchen ein großes Thema. Die Lage wird für viele Betriebe immer schwieriger. Laut einer aktuellen IHK-Studie beklagt inzwischen jedes zweite Unternehmen starke Beeinträchtigungen durch fehlendes Personal. Viele suchen nach neuen Lösungen.
Viel los ist an diesem Mittag beim Stahlbauer Walor in Saarbrücken-Burbach nicht. Einige Mitarbeitende sind gerade auf einer Baustelle im Einsatz. In der Produktionshalle arbeiten nur zwei Angestellte und ein Azubi.
Hilfe durch Personaldienstleister
Das liegt auch an Krankheit und Urlaub, aber dem Familienunternehmen fehlen schlichtweg Mitarbeitende, schildert Geschäftsführerin Christine Simon. „Es dauert einfach länger, bis man eine Stelle besetzt hat, und es gibt definitiv weniger Bewerber“, sagt sie.
Walor arbeitet nach den Worten Simons mit Personaldienstleistern zusammen, um Auftragsspitzen abzudecken. Außerdem habe man auch positive Erfahrungen damit gemacht, geeignete Mitarbeiter von diesen Firmen zu übernehmen.
Offen für Quereinsteiger
Die Betriebe müssen neue Wege gehen, um Personal zu gewinnen. Rentner, die weiterarbeiten, sind ein Thema, auch bei Walor. Gerade hat das Unternehmen auch über Quereinstieg einen neuen Mitarbeiter gewonnen.
„Wir haben auch berufsfremde Mitarbeiter, die sich inzwischen so gut entwickelt haben, dass sie sogar kleinere Baustellen leiten“, erklärt Simon. Ein Baumarktverkäufer etwa habe jetzt seine Schweißerprüfung abgelegt und sei im Unternehmen sehr engagiert.
Man müsse als Unternehmen den Mut haben, auch berufsfremden Mitarbeitern eine Chance zu geben, so Simon. Wenn Mitarbeiter Willen und Können mitbringen und sie damit beim Unternehmen willkommen sind, „dann gibt es eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft“.
Firmen müssen Aufträge ablehnen
Aber auch Walor könnte mehr Mitarbeiter gebrauchen, wie viele Unternehmen im Saarland. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) berichtet jeder zweite Betrieb, dass die Personalknappheit das Geschäft stark beeinträchtigt.
Einige Firmen müssen deswegen sogar Aufträge ablehnen. Dabei seien potenzielle Beschäftigte oft greifbar, sagt IHK-Geschäftsführer Frank Thomé.
IHK fordert mehr Engagement
Er fordert von der Landesregierung mehr Anstrengungen, um das vorhandene Arbeitskräftepotenzial im Land noch stärker zu nutzen. „Gerade bei Frauen geht es auch darum, dass wir mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bringen. Das ist ganz eng verknüpft mit Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da reden wir sehr schnell über Kitaplätze, gebundene Ganztagsschulen, auch über Pflegeeinrichtungen, weil diese Art der Sorgearbeit auch im Saarland überwiegend an der Frau hängt.“
Darüber hinaus müssten auch Ältere und Migranten stärker ins Arbeitsleben eingebunden werden, so die IHK – und das auch in Vollzeit. Zudem sollten junge Menschen bei der Berufsorientierung besser unterstützt werden, um Studien- und Ausbildungsabbrüche zu verhindern.
Die Babyboomer gehen allmählich in den Ruhestand, weniger geburtenstarke Jahrgänge rücken nach. Nach Zahlen der IHK werden dem Arbeitsmarkt im Saarland bis 2040 rund 87.000 Menschen weniger zur Verfügung stehen als aktuell.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 10.10.2023 berichtet.