Ein Mitarbeiter im Stahlbau bearbeitet ein Werkstück mit einem Schleifgerät (Foto: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert)

Vielen Firmen im Saarland fehlt es an Personal

Mit Informationen von Jimmy Both   10.10.2023 | 16:18 Uhr

Fachkräftemangel ist schon seit Jahren in vielen Branchen ein großes Thema. Die Lage wird für viele Betriebe immer schwieriger. Laut einer aktuellen IHK-Studie beklagt inzwischen jedes zweite Unternehmen starke Beeinträchtigungen durch fehlendes Personal. Viele suchen nach neuen Lösungen.

Viel los ist an diesem Mittag beim Stahlbauer Walor in Saarbrücken-Burbach nicht. Einige Mitarbeitende sind gerade auf einer Baustelle im Einsatz. In der Produktionshalle arbeiten nur zwei Angestellte und ein Azubi.

Video [aktueller bericht, 10.10.2023, Länge: 3:07 Min]
Saarländische Unternehmen kämpfen mit Fachkräftemangel

Hilfe durch Personaldienstleister

Das liegt auch an Krankheit und Urlaub, aber dem Familienunternehmen fehlen schlichtweg Mitarbeitende, schildert Geschäftsführerin Christine Simon. „Es dauert einfach länger, bis man eine Stelle besetzt hat, und es gibt definitiv weniger Bewerber“, sagt sie.

IHK-Studie zum Fachkräftemangel
Audio [SR 3, Jimmy Both, 10.10.2023, Länge: 02:42 Min.]
IHK-Studie zum Fachkräftemangel

Walor arbeitet nach den Worten Simons mit Personaldienstleistern zusammen, um Auftragsspitzen abzudecken. Außerdem habe man auch positive Erfahrungen damit gemacht, geeignete Mitarbeiter von diesen Firmen zu übernehmen.

Offen für Quereinsteiger

Die Betriebe müssen neue Wege gehen, um Personal zu gewinnen. Rentner, die weiterarbeiten, sind ein Thema, auch bei Walor. Gerade hat das Unternehmen auch über Quereinstieg einen neuen Mitarbeiter gewonnen.

„Wir haben auch berufsfremde Mitarbeiter, die sich inzwischen so gut entwickelt haben, dass sie sogar kleinere Baustellen leiten“, erklärt Simon. Ein Baumarktverkäufer etwa habe jetzt seine Schweißerprüfung abgelegt und sei im Unternehmen sehr engagiert.

Man müsse als Unternehmen den Mut haben, auch berufsfremden Mitarbeitern eine Chance zu geben, so Simon. Wenn Mitarbeiter Willen und Können mitbringen und sie damit beim Unternehmen willkommen sind, „dann gibt es eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft“.

Firmen müssen Aufträge ablehnen

Aber auch Walor könnte mehr Mitarbeiter gebrauchen, wie viele Unternehmen im Saarland. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK) berichtet jeder zweite Betrieb, dass die Personalknappheit das Geschäft stark beeinträchtigt.

Einige Firmen müssen deswegen sogar Aufträge ablehnen. Dabei seien potenzielle Beschäftigte oft greifbar, sagt IHK-Geschäftsführer Frank Thomé.

IHK fordert mehr Engagement

Er fordert von der Landesregierung mehr Anstrengungen, um das vorhandene Arbeitskräftepotenzial im Land noch stärker zu nutzen. „Gerade bei Frauen geht es auch darum, dass wir mehr Frauen in Vollzeitbeschäftigung bringen. Das ist ganz eng verknüpft mit Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da reden wir sehr schnell über Kitaplätze, gebundene Ganztagsschulen, auch über Pflegeeinrichtungen, weil diese Art der Sorgearbeit auch im Saarland überwiegend an der Frau hängt.“

Darüber hinaus müssten auch Ältere und Migranten stärker ins Arbeitsleben eingebunden werden, so die IHK – und das auch in Vollzeit. Zudem sollten junge Menschen bei der Berufsorientierung besser unterstützt werden, um Studien- und Ausbildungsabbrüche zu verhindern.

Die Babyboomer gehen allmählich in den Ruhestand, weniger geburtenstarke Jahrgänge rücken nach. Nach Zahlen der IHK werden dem Arbeitsmarkt im Saarland bis 2040 rund 87.000 Menschen weniger zur Verfügung stehen als aktuell.

Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 10.10.2023 berichtet.


Weitere Wirtschaftsthemen im Saarland

Gehälter könnten trotzdem steigen
Tarifverhandlungen im Gastgewerbe auf nächstes Jahr vertagt
Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im saarländischen Hotel- und Gaststättengewerbe sind festgefahren. Wie die Gewerkschaft NGG und der Dehoga Saarland mitteilten, wolle man sich erst im nächsten Jahr wieder zusammensetzen. Allerdings könnten die Gehälter der Beschäftigten ab November trotzdem steigen.
Betriebsklima wichtiger Faktor
Fast zwei Drittel der Saarländer zufrieden im Job
Die Mehrheit der Beschäftigten im Saarland arbeitet gerne in ihrem Job. Damit das so ist, ist ihnen vor allem ein gutes Betriebsklima wichtig. Gleichzeitig wünschen sich viele aber auch mehr Entscheidungsfreiheit.
Rund 270 Millionen Euro im Jahr
IHK im Saarland erwartet gesteigerte Wertschöpfung durch Cispa
Die IHK Saarland rechnet damit, dass das Cispa-Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit ab 2030 jedes Jahr für rund 270 Millionen Euro Wertschöpfung im Land sorgen wird. Das geht aus einer neuen Untersuchung der IHK hervor.
Fachkräftemangel bleibt
Weniger Menschen arbeitslos im Saarland
Im Saarland ist die Zahl der Arbeitslosen im September gesunken – 35.900 Menschen waren ohne Job. Das sind 800 weniger als noch im August. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,8 Prozent.
Gegen Fachkräftemangel
Erste Bilanz des Fachkräfteportals "Saarland Attractive"
Mit dem Portal "Saarland Attractive" will die Landesregierung Fachkräfte ins Saarland bringen und hier halten. Das Wirtschaftsministerium spricht nun von ersten Erfolgen. Rund 15.000 Menschen seien bereits erreicht worden. Das Konzept soll noch weiter ausgebaut werden.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja