Bürokratie erschwert zunehmend auch Arbeit von Handwerksbetrieben
Die Bürokratie erschwert Unternehmen ihre Arbeit. Mittlerweile ist die Zahl der Vorschriften so stark gestiegen, dass viele Betriebe von einem klaren Nachteil im internationalen Wettbewerb sprechen. Die saarländische Handwerkskammer sieht dringenden Handlungsbedarf.
Über die hohen bürokratischen Hürden in Deutschland beschweren sich alle Wirtschaftsbereiche. Besonders belastet sind nach Angaben von Jens Schmitt, dem Hauptgeschäftsführer der saarländischen Handwerkskammer, die vielen zumeist kleineren Betriebe.
Wieder mehr Zeit für Kunden nötig
„Die Belastungsgrenze ist beim Handwerk angekommen“, so Schmitt. Im Schnitt hätten diese Unternehmen fünf bis sieben Beschäftigte. Aber die Regelungen, insbesondere die Dokumentationspflichten, seien oftmals dieselben wie für Großbetriebe. Das binde die Ressourcen.
Die Betriebsinhaber würden immer mehr Zeit im Büro verbringen. „Das muss sich unbedingt ändern. Wir fordern deshalb auch die Bürokratieentlastung, damit wir wieder mehr Zeit beim Kunden verbringen können.“
Zahl der rechtlichen Regeln deutlich gestiegen
Das wird immer schwerer, denn in den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der vom Bundestag beschlossenen Gesetze um gut sieben Prozent auf insgesamt knapp 1800. Die Zahl der Einzelnormen, also der einzelnen rechtlichen Regeln innerhalb eines Gesetzes, wuchs im selben Zeitraum sogar auf gut 52.000.
Immerhin: Die Politik ist sich der Problematik bewusst und so einig wie sonst bei kaum einem Thema: Die Bürokratie muss abgebaut werden – das fordern alle Parteien im Bundestagswahlkampf.
Dokumentationsaufwand durch Stichproben verkleinern
Auch Experten wie Professor Oliver Falck vom Wirtschaftsforschungsinstitut ifo sind sich einig: Ein Rückfahren bürokratischer Zwänge ist dringend erforderlich.
Ein Ansatz wäre aus seiner Sicht, die öffentliche Verwaltung dahingehend umzubauen, dass sie nicht mehr auf Misstrauen, sondern auf Vertrauen aufbaue. Das bedeute, dass nicht mehr alles dokumentiert werde, sondern nur noch Stichproben gemacht würden. „So würden wir viel Dokumentationsaufwand sparen.“
Außerdem würden Unternehmen dadurch auch finanziell entlastet. Denn die Kosten, um sämtliche rechtliche Vorschriften des Bundes zu befolgen, sind enorm. Allein im vergangenen Jahr waren es knapp 18 Milliarden Euro. In Zeiten, in denen Deutschlands Wirtschaftskraft eher sinkt als wächst, wiegen diese Kosten doppelt schwer.
Ein Abbau der zahlreichen bürokratischen Stolpersteine könnte die Wirtschaft enorm ankurbeln. „Wir stellen fest, dass wir, wenn Deutschland eine grundlegende Bürokratiereform umsetzen würde und auf das Niveau der Bürokratie von Schweden kommen würde, pro Jahr 146 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung haben könnte“, so Falck.
Radikale Veränderungen nötig
Ein weiterer Schlüssel zur Verbesserung wäre die Digitalisierung. Die Zusammenarbeit mit Behörden könnte hierdurch deutlich effizienter gestaltet werden – beispielsweise auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.
Klar scheint aber: Es braucht ein grundsätzliches Umdenken beim Thema Bürokratie. Ifo-Forscher Falck findet drastische Worte: „Ich glaube, wir brauchen wirklich einen Mähdrescher, um einmal radikal da letztendlich drüber zu gehen und manche Regulierungen wirklich grundlegend einfach nochmal auf Null zu stellen.“
Über dieses Thema hat auch die SR 3 - "Region am Nachmittag" am 14.02.2025 berichtet.