Jörg Widmann als "Creative Partner" der DRP
Seit zwei Jahren wirkt Jörg Widmann in Saarbrücken als Creative Partner der Deutschen Radio Philharmonie – mit Kompositionen, als Dirigent und als Solist. Er zählt zu den bedeutendsten Komponisten, die derzeit in Deutschland arbeiten. Am Freitag endet diese Zusammenarbeit mit dem vorerst letzten Konzert.
Jörg Widmann zählt zu den bedeutendsten Komponisten unserer Zeit. Er hat bereits für die Berliner Philharmoniker komponiert, war Composer in Residence am Leipziger Gewandhausorchester und hatte den Richard and Barbara Debs Composers Chair der Carnegie Hall inne. Zwei Jahre lang wirkte er als "Creative Partner" der Deutschen Radio Philharmonie. Aber was bedeutet das eigentlich – ein Creative Partner? Jörg Widmann erklärt:
Es ist letztlich nur ein Titel, aber der muss mit Leben gefüllt werden. Und was mir an dem Wort schon gefällt, ist die Kreativität. Ich probiere tatsächlich, durch das, dass ich dirigiere, dass ich spiele, natürlich Impulse ins Orchester zu geben – aber nicht nur, sondern auch durch die Programmzusammenstellung."
Jörg Widmann geht noch weiter. Er versucht auch, aus alten Partituren – wie denen von Mendelssohn – Neues, vielleicht noch nicht oft Gehörtes, herauszuholen. Er will, sagt er, Mendelssohn nicht moderner machen, als er ist, aber er zeigt dem Orchester, was in der Musik steckt – etwa ein volksmusikalischer Satz:
Wo man sich fragt: Wie kann man das zusammenbringen? Ich habe dem Orchester gesagt, dass Mendelssohn in München war und seiner Schwester Fanny geschrieben hat, wie entsetzt und schockiert er war, als er im katholischen Bayern eine Fronleichnamsprozession gesehen hat – und 20 Meter weiter spielte die bayerische Blaskapelle. Dass dort zwei völlig verschiedene Arten von Musik gleichzeitig erklangen – im Wortsinne komponieren. So etwas versuche ich heraus zu kitzeln. Ein Stück wie die Reformationssinfonie von Mendelssohn wird dann ein Krimi.
Nach dem Konzert am Freitagabend ist vorerst Schluss – aber irgendwann zurückzukommen, kann sich Jörg Widmann gut vorstellen. In den zwei Jahren ist ihm das Orchester ans Herz gewachsen:
Sie müssen sich vorstellen, wo wir gerade sitzen: Nach unseren Kammerkonzerten trinken wir noch ein Bier zusammen. Und da sprechen wir auch über Musik – aber nicht nur, sondern über das Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich glaube, wenn ich zum Orchester zurückkomme, werde ich nicht als Fremdkörper zurückkommen. Ja, das ist ein großes Wort, aber ich denke, da ist eine Freundschaft entstanden.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" auf SR kultur am 30.01.2025.