Kann ein KI-Werkzeug Bucherfolge vorhersagen?
Aufregung um “Demandsens”
Die Aufregung in der Kulturwelt ist groß. Es gibt ein neues KI-Werkzeug namens “Demandsens”. Damit will das Marktforschungsunternehmen Media Control präzise vorhersagen können, wie erfolgreich ein Buch werden könnte. Welche Auswirkungen kann das haben?
Das neue KI-Tool "Demandsens" soll dem Buchhandel helfen, erhobene Daten schneller und einfacher auszuwerten und eventuelle Trends leichter auszumachen.
Kritiker wähnen nun die Vielfalt in Gefahr und fragen etwa, was das für kleine Verlage bedeutet - oder auch für noch unbekannte Autoren oder für Lektoren. Werden diese nun alle arbeitlos, wenn der schnell lesende Roboter Manuskripte scannt und bewertet?
Erika Thomalla ist Professorin für Buchwissenschaft und digitale Buchkultur an der LMU München.
Präzise Datenanalyse
Sie sagt, das Tool diene in erster Linie dazu, Daten über die Käufer differenzieren zu können: Welche Leser gibt es? Wo wohnen diese? In der Stadt, auf dem Land? Bei welchen Zielgruppen ist ein Buch erfolgreich?
Die Daten hätten die Unternehmen jetzt schon zur Verfügung, sagt sie. Jetzt gebe es die Möglichkeit, diese zu präzisieren. Zurzeit geschehe dieses auf der Basis der ISBN- Nummer bereits veröffentlichter Bücher. Das heisst, es bestehe nicht die Gefahr, dass Manuskripte vorab aussortiert würden, so die Professorin.
Übernimmt der Algorithmus?
Es könne allerdings sein, dass in Zukunft auch Exposés prognostiziert würden und so geschaut werde, wo sich diese verkaufen lassen und erfolgreich sein könnten. Dieses Vorgehen könne man natürlich kritischer sehen, sagt Thomalla.
Profit im Vordergrund?
Es gebe vor allem in den großen Verlagskonzernen schon lange die Tendenz, auf Bestseller und Profitmaximierung zu setzen. Ein solches Tool könne diese Tendenz natürlich verstärken.
Vielfältige Verlagslandschaft birgt Chancen
Dennoch gebe es auch kleinere Verlage, die immer noch auf Mischkalkulation setzten. Erika Thomalla bezweifelt, dass man in diesen Häusern eine KI zum Einsatz bringt, um eingehende Manuskripte zu prüfen und auszusortieren. Momentan sei die Verlagslandschaft noch vielfältig genug, dass auch Bücher, deren Verkaufschancen niedriger berechnet werden, noch Abnehmer finden könnten.
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 03.01.2024 auf SR kultur.