Expertengespräch: Wie geht es weiter mit der saarländischen Stahlindustrie?

Wie kann die Stahlindustrie im Saarland überleben?

Experten zur Transformation der saarländischen Stahlindustrie

Reporterin: Anke Schaefer/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   30.10.2024 | 12:30 Uhr

Um die Stahlindustrie im Saarland zu retten, bedarf es einer großen Kraftanstrengung. Milliarden sollen investiert werden. Die Stahlindustrie müsse grün werden, um zu überleben, das sagen die zwei Experten Frank Nägele und Stefan Rauber.

Um die Zukunft der saarländischen Stahlindustrie ging es bei einer Veranstaltung der Stiftung Demokratie Saarland. Dabei sprachen die Experten Stefan Rauber, der Vorsitzende der Geschäftsführung der SHS Stahlholding Saar und Frank Nägele, der Strukturwandel-Beauftragte der Landesregierung, über die Bedeutung der Stahlindustrie und auch die kommenden Herausforderungen.

Die Experten Frank Nägele und Stefan Rauber (v.l.) im Gespräch zur saarländischen Stahlindustrie (Foto: Burkhard Jellonnek/SDS )

Milliarden-Projekt soll Stahlindustrie retten

Die Rettung der Stahlindustrie im Saarland sei alternativlos, sagte Stefan Rauber. Immerhin sei diese Industrie hier historisch gewachsen. Doch die Rahmenbedingungen seien gerade alles andere als gut, gibt er zu: "Wir haben Probleme in wirtschaftlicher Hinsicht, die Lage in Deutschland und Europa ist nunmal kritisch und in diesem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld machen wir jetzt ein Projekt mit 4,6 Milliarden. Da kann man ja schnell auf die Idee kommen – habt Ihr sie noch alle? Aber es stellt sich die Frage der Alternative."

"Stahl muss grün werden- es gibt keine Alternative"

Eine Alternative gebe es eben nicht, weil die von der EU ausgegebenen CO2- Zertifikate die Produktion von konventionellem Stahl auf längere Sicht viel zu teuer machen würden. Also müsse die Stahlindustrie mittels grünem Wasserstoff grün werden, wenn sie weiter existieren solle. Und das müsse sie, schießlich sei der Stahl "ein Stück DNA des Saarlandes", so Frank Nägele, der Strukturwandel-Beauftragten der Landesregierung. Darin waren sich die zwei Experten einig.

Die Experten Frank Nägele und Stefan Rauber (v.l.) im Gespräch zur saarländischen Stahlindustrie (Foto: Burkhard Jellonnek/SDS )

Alle sollten an einem Strang ziehen

Deshalb werde der Umbau hin zum grünen Stahl öffentlich gefördert: Von den 4,6 Milliarden Euro tragen rund die Hälfte der Bund und das Saarland. Damit werde - wenn es gut läuft- nicht nur die Großindustrie im Saarland gerettet, sondern auch viele mittelständische Unternehmen, erklärte SHS-Chef Rauber.

Die Industrie und die kleinen sowie mittleren Unternehmen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. In den letzten drei Jahren seien im Durchschnitt weit über 200 Mio Euro pro Jahr an Aufträgen an saarländische Unternehmen vergeben worden. Heißt: Wenn Saarstahl und Dillinger zumachen müssten, würden alle diese kleinen und mittleren Unternehmen im Saarland diese Aufträge nicht mehr bekommen.

Bundesregierung muss Voraussetzungen schaffen

Gelingen könne, so Rauber, das große Projekt des grünen Stahls aber nur, wenn eben die "Rahmenbedingungen“ auf Bundesebene stimmten. Sprich: die internationale Wettbewerbsfähigkeit gegeben sei. Forderung Nummer eins hier: Die Energiepreise müssten in Deutschland für die Industrie sinken. Gleichzeitig müssten auf Bundesebene die grünen Leitmärkte hochgefahren und Bürokratie abgebaut werden.


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