Umschulung von Fachkräften im Saarland - ein Fallbeispiel

Umschulung mit 29 - Saarländer startet durch

Reporterin: Sarah Sassou / Onlinefassung: Raphael Klein   30.04.2024 | 12:50 Uhr

Viele Betriebe im Saarland suchen händeringend Fachkräfte. Da kann es sich für manche lohnen, den Beruf nochmal zu wechseln. Damien hat es gemacht. Mit 29 Jahren hat er nochmal eine Ausbildung angefangen hat.

36.600 Menschen im Saarland waren im April arbeitlos gemeldet und mehr als 60 Prozent davon haben keine Ausbildung, so die Zahlen der Agentur für Arbeit. Und bei einem weiteren Teil davon liegt die Ausbildung schon lange zurück. Weiterbildung Fehlanzeige. Dabei suchen die Firmen ja gerade händeringend gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber wenn man nicht mehr so jung ist, ist es gar nicht so einfach, noch mal die Schulbank zu drücken und im Betrieb der Lehrling zu sein.

Der Saarländer und ehemalige Hausmeister Damien hat sich genau dieser Herausforderung gestellt. Der 29-Jährige macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik. Wir haben ihn bei seiner Arbeit besucht.

Start in einen neuen Beruf

Damien steht in der Zentrale seines Ausbildungsbetriebs im Saarbrücker Stadtteil Malstatt und nimmt den nächsten Auftrag entgegen. Der angehende Anlagenmechaniker für Heizungs-, Sanitär- und Klimatechnik soll in einer Wohnung Thermostate anbringen. Kein Problem für den ehemaligen Hausmeister. Recht spät sei in ihm die Entscheidung gereift, noch eine Ausbildung zu machen, erzählt er. Am besten in einem Bereich, in dem viele Fachkräfte gesucht werden.

Das war dann die Ausbildung im Heizungs- und Sanitärbereich im Betrieb von Andreas Kolbe. Über gemeinsame Kontakte habe man sich kennengelernt, erzählt Damiens Chef. Typisch saarländisch eben.

Und Damien hat gleich einen guten Eindruck gemacht. Er erkundigte sich, welche Fördermöglichkeiten es für die Ausbildung geben könnte. Denn von einem kleinen Lehrlingsgehalt hätte der Familienvater nicht leben können. Muss er auch nicht. Sein Gehalt basiere auf einem normalen Gesellengehalt, erzählt er.

Agentur für Arbeit unterstützt Umschulungen

Die Umschulung selbst läuft über die Agentur für Arbeit. Denn sie unterstützt die Betriebe. Und es gibt gute Gründe, diese Anreize zu schaffen: Ein großer Teil der Menschen im Saarland, die ein Jahr und länger arbeitslos sind, hat gar keine Ausbildung oder eine, die lange zurückliegt, so die Daten der Arbeitsagentur.

Aber die Betriebe suchen Fachkräfte. Auch der Betrieb von Andreas Kolbe. 13 Mitarbeiter beschäftigt er. Es könnten weit mehr sein, wenn sich der Chef die Auftragsbücher anschaut. Und so geht es vielen Firmen.

Deshalb werbe die Arbeitsagentur mit Programmen zur Unterstützung, wenn sich jemand weiterbilden wolle oder eine entsprechende Stelle anbiete, sagt Heidrun Schulz von der Regionaldirektion Rheinland Pfalz Saarland der Agentur für Arbeit. Besonders die Qualifikation von ungelernten Arbeitskräfte werde gut bezuschusst.

Senkrechtstart in neuen Beruf

Für Kolbe ist sein Umschüler ein Gewinn: "Wir sind begeistert von Damien. Er ist schon ein Senkrechtstarter – muss man schon sagen." Damien habe nicht nur Spaß bei der Arbeit, sondern zeige auch schulisch gute Leistungen.

Für den Lehrling selbst hat die Umschulung zwei Seiten. Immerhin war er viele Jahre selbst in einer Führungsposition in der Firma seines Vaters. Was ihm aber auch nicht immer behagt habe, erinnert er sich. Im neuen Betrieb gebe es jetzt immer jemanden, an den er sich bei Fragen wenden könne. Das sei zuvor nicht der Fall gewesen.

Noch ein gutes Jahr, dann hat Damien seinen Gesellenbrief in der Tasche. Er ist direkt ins zweite Lehrjahr eingestiegen. Der Weg, den er gewählt habe, sei genau der Richtige für ihn, sagt er.

Wie es für ihn nach dem Abschluss weitergeht, das hat er sich auch schon überlegt. Den Meisterbrief möchte er nicht machen, sondern als Geselle weiterarbeiten.


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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 30.04.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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