Bernd Naumann - der "Schlangenmann" aus Güdesweiler

Bernd Naumann - der "Schlangenmann" aus Güdesweiler

Reporter: Christoph Borgans / Onlinefassung: Raphael Klein   22.10.2024 | 11:07 Uhr

Seit 70 Jahren beschäftigt sich Bernd Naumann aus Güdesweiler mit Schlangen. Er gilt als der Experte im Saarland für die Tiere. In seinem Keller hat er einen Gnadenhof für ausgebüxte und beschlagnahmte Giftschlangen eingerichtet und kümmert sich dort liebevoll um alles, was sich schlängelt.

Giftige Schlangen gibt es im Saarland eigentlich nicht. Es sei denn, sie werden zuhause gehalten. Für Aufsehen sorgte zum Beispiel im Januar dieses Jahres eine ausgebüxte Giftschlange in Landsweiler-Reden.

In solchen Fällen haben Feuerwehr und Polizei einiges zu tun. Und dann kommt mitunter Bernd Neumann zum Einsatz. Er ist einer der führenden Schlangenexperten im Saarland. Seit 70 Jahren beschäftigt er sich mit ihnen.

Von Schlangenbschwörern, Skorpionen und Giftpfeilen

Bernd Naumanns Faszination für Schlangen hat schon in Kindertagen begonnen - mit den Schlingnattern auf dem Güdesweiler-Friedhof.

Später kamen dann das Fernweh und die ersten Reisen nach Marokko: "Mein ganzes Wissen, was ich habe, habe ich von Schlangenbeschwörern gelernt", erzählt er. Und auch den Umgang mit Skorpionen.

Sein Haus ist voller Andenken an sechs Jahrzehnte Abenteuerlust: Specksteinschnitzereien der Berber, Bronzefiguren aus Mali, Jagdfpfeile aus Lateinamerika. Aber das ist ja nicht das einzige Giftige in seinem Haus. Im Keller warnt ein Schild „Lebensgefahr!“. Denn dort hält er die giftigen Tiere.

Vom Hobby zum Nebenberuf

Schlangenexperte Bernd Naumann (Foto: SR)

Bis zur Rente hat Naumann das Pflegeheim in Spießen betrieben, im Nebenberuf hat er Jahre lange im Keller Helodermas-Echsen gezüchtet. Aus deren Gift wurde ein Medikament gegen Diabetes gewonnen. Heute wohnen hier unter anderem zwei amerikanische Klapperschlangen.

Eine stammt von einer Hausdurchsuchung: "Ich wurde dann gebeten, die Schlange mitzunehmen und so lange zu warten, bis die Gerichtsverhandlung war", erinnert sich "Schlangen-Bernd", wie er auch genannt wird.

Noch heute lebt diese Schlange bei ihm. Denn keiner wollte sie haben: "Ich habe überall in Deutschland nachgefragt, bei den Zoos: Keiner will so was."

Keine neuen Tiere mehr

Mittlerweile möchte er keine neuen Tiere mehr aufnehmen. Denn was soll mit ihnen geschehen, wenn er sich nicht mehr kümmern kann? Naumann ist jetzt 75.

Nach Rücksprache mit seiner Frau habe er einige Schlangen in Afrika auswildern können. Die Klapperschlangen leben noch heute bei ihm: "Die Amis lassen so was nicht rein. Die haben eigentlich selbst genug."

Und so bleibt der Keller von Bernd Naumann weiter ein Gnadenhof für Giftschlangen.

Giftschlangen in freier Natur im Saarland?

Kreuzotter - Vipera berus (Foto: IMAGO / imagebroker)
Kreuzotter - Vipera berus

Im Saarland kommen Giftschlangen nicht vor - zumindest nicht in freier Wildbahn. Auch die Kreuzotter sei hier nicht heimisch, sagt Bernd Naumann. Denn ihr sei es hier zu warm. In Deutschland könne man ihr nur im Schwarzwald über 1000 Höhenmetern, in den Alpen, in Norddeutschland und in Sumpfgebieten begegnen.

Das nächste Giftschlangenvorkommen befinde sich, so Neumann, zwischen Metz und Nancy. Dort in den alten Steinbrüche lebe die Aspis-Viper, "aber eine Kreuzotter gab es im Saarland noch nie."

Verwechslung Kreuzotter und Schlingnatter

Im Saarland keine Giftschlangen in freier Wildbahn
Audio [SR 3, Studiogespräch: Marcel Lütz-Binder / Christoph Borgans, 22.10.2024, Länge: 03:35 Min.]
Im Saarland keine Giftschlangen in freier Wildbahn

Oft werde die Kreuzotter mit der ungefährlichen Schlingnatter verwechselt, so der Experte. Unterscheiden könne man die Tiere an aber an der Pupille. "Eine Kreuzotter hat eine Pupille wie eine Katze: Spaltpuppille. Und die Schlingnatter hat eine runde Pupille."


Buchtipp

Auch um mit Mythen über Gifttiere im Saarland aufzuräumen, hat Naumann ein Buch geschrieben: "Verkannte und unbeliebte Saarländer – Amphibien und Reptilien im Saarland". Naumann vertreibt es im Eigenverlag. Es ist unter NaumannBernd@t-online.de erhätlich.

Begegnung mit ausgebüxten Giftschlangen

Bei einer Begegnung mit einer möglichen Giftschlange heißt es, nicht in Panik geraten und den Notruf anrufen.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 22.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.


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