Das sind die Tricks der Online-Händler
Die Rabattschlacht im Internet ist schon in vollem Gange. Der Black Friday lockt mit angeblich hohen Preisnachlässen. Elektronik, Kleidung und Dekoartikel, es gibt keine Warengruppe, die ausgenommen ist. Doch sparen Verbraucher bei den Rabattaktionen wirklich Geld?
Viele nutzen die Gelegenheit, um sich mit Weihnachtsgeschenken einzudecken – zum günstigen Preis. Ist das wirklich so oder geht es dem Onlinehandel vor allem darum, die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Hardcoreshopping zu bringen.
Trick mit dem Streichpreis
Gelockt wird mit Rabatten, die immens erscheinen. Laut Verbraucherzentrale Niedersachsen sind diese Preisnachlässe aber oft aufgeblasen. Es wird ein ursprünglicher Preis angegeben und darauf ein Rabatt im zweistelligen Prozentbereich. Tatsächlich ist der ursprüngliche Preis aber gar nicht der Marktpreis, sondern die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers.
Eigentlich müssen sich Händler, sowohl stationär als auch online, seit 2022 bei Werbung mit Rabatten auf den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage beziehen. Daran halten sich aber bei weitem nicht alle Händler. Nach Auffassung der Verbraucherzentrale ist es deshalb nicht mehr in jedem Fall zulässig, bei der Preiswerbung einfach pauschal die unverbindliche Preisempfehlung als Referenz- bzw. Streichpreis zu Grunde zu legen.
Nach Preisvergleichen kommen Verbraucherschützer und Vergleichsportale zu dem Schluss, dass Verbraucher rund um den Black Friday im Schnitt nicht mehr als sechs Prozent einsparen können.
Trick Dynamic Pricing
Trotzdem fällt es Schnäppchenjägern schwer, sich den Verkaufstricks zu entziehen. Das weiß auch die Wirtschaftspsychologin Prof. Dr. Anna Schneider von der Hochschule Trier. „Der Onlinehandel ändert seine Preise das ganze Jahr über. Es wir genau geguckt, wie gerade die Nachfrage ist.“ Tageszeit, Jahreszeit, mit welchen Endgeräten wird geshoppt, all das spiele bei der Preisgestaltung eine Rolle. „Beim Dynamic Pricing hat dann das dasselbe Produkt tatsächlich nicht immer ein und denselben Preis“, erklärt die Wissenschaftlerin.
Trick Verknappung
Rund um den Black Friday wird aber vor allem mit der Verknappung und der Dringlichkeit gearbeitet. Die Botschaft ist für Anna Schneider klar: „Achtung, das ist jetzt nicht für die nächsten Wochen der Fall, sondern nur für einen ganz begrenzten Zeitraum. Also sollte man jetzt ganz schnell zuschlagen, weil sonst verpasst man das Angebot.“
Unterlegt werde die Botschaft dann noch mal mit der Angabe, wie viele Artikel noch verfügbar sind. „Im Sinne von: Wir haben nur noch ein paar Stücke im Angebot, sei schnell, nur noch dreimal in dieser Größe, sodass wir wirklich unter enormem Stress gesetzt werden. Und dieses Stressempfinden, das lässt uns auch so ein bisschen diese Rationalität vergessen“, erläutert die Wirtschaftspsychologin die Marketingmethode. Die Folge: Wir kaufen!
Sie rät dazu, sich die Zeit zu nehmen, noch mal zu überlegen, ob der Preis tatsächlich so gut ist. Um den Preis zu überprüfen, kann man einen Vergleich in unterschiedlichen Suchmaschinen anstellen. Viel wichtiger sei es aber zu prüfen, ob man das Produkt tatsächlich braucht, sagt Anna Schneider. „Was sind meine tatsächlichen Bedürfnisse und manchmal hilft es auch ein bisschen sich vorzustellen, wie würde ich dieses Produkt denn dann im späteren Alltag auch wirklich nutzen?“
Trick Social Proof
Denn ein Effekt, den die Marketingtricks der Händler hervorrufen, ist der Social Proof, die soziale Bestätigung. Den Effekt erklärt Anna Schneider so: „Menschen tendieren dazu, sich so zu verhalten wie andere. Was alle gut finden, das kann ja nicht schlecht sein. Diese Einstellung sorgt dann dafür, dass wir uns vielleicht auch in eine Schlange vor einem Laden einreihen und dann eben auch zwei Stunden warten, bis wir den Laden endlich betreten können.“
Auch online finde so etwas statt, wenn große Shoppingportale Informationen bereitstellen, aus denen Kunden erfahren, wie viele Menschen das ein oder andere Produkt bereits gekauft haben.
Ob es etwas bringt, sich vor dem Online-Shopping an Black Friday Einkaufslisten zu schreiben und sich eine Strategie zurecht zu legen, um nicht auf die Tricks der Händler reinzufallen, weiß auch Anna Schneider nicht. „So richtig dich gefeit ist man dagegen nicht. Das heißt auch ich rechne gerne in der Währung: Was habe ich denn gespart? Aber das ist typisch menschlich, und das ist auch gar nicht so schlimm.“
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"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.