Wenn alte Weine zum Vermögenswert werden
Wer einen Weinkeller erbt, kann ein echtes Vermögen erben oder auch nicht! SR 3-Reporter Florian Rahbari Nejad hat mit einem Saarbrücker Weinhändler gesprochen, der solche unterschiedlichen Fälle kennt. Zwischen wertlosen Flaschen und sechsstellig versteigerten Raritäten kennt er so manche Überraschung.
Unerwarteter Schatz im Weinkeller
„Wir hatten in einem sehr dunklen Keller – was tatsächlich sehr gut ist – eine sehr große Menge Bordeaux-Weine vorgefunden, alle noch in original Holzkisten“, erinnert sich Marvin Schwarz aus Saarbrücken. „Die Erben dachten, dass das alles mehr oder weniger zum Wegschütten sei. Aber das war tatsächlich ein großer Wert.“ Der Fund wurde an ein Auktionshaus vermittelt – mit beachtlichem Ergebnis: „Beim Auktionserlös waren wir dann schon knapp sechsstellig.“, so Marvin.
Marvin Schwarz wird häufig gerufen, um Weine zu bewerten – insbesondere bei Erbschaften: „Oft hoffen die Leute, einen großen Schatz geerbt zu haben und damit reich zu werden. Meistens zerplatzen diese Träume." In über 90 Prozent der Fälle stellt sich heraus, dass die Erwartungen zu hoch sind: „Man nimmt sich ein paar Flaschen, googelt das Etikett – und denkt, man hat einen Riesenschatz im Keller. Das ist aber tatsächlich nur in den allerwenigsten Fällen so.“
Wenn der Streit ums Erbe eskaliert
Manchmal steckt aber doch ein Vermögen im Keller – und dann wird es schnell sehr emotional, weiß Marvin. „Der größte Streit, den ich mitbekommen habe, war in Rheinland-Pfalz. Einer der Erben war schon dabei, einen Großteil der Weine wegzuschütten. Dabei lagen die Flaschen im Bereich von 75 bis 150 Euro. Das gab natürlich riesigen Streit...“
Sammler oder Genießer?
Doch wer kauft solche teuren Tropfen eigentlich? Schwarz berichtet von einem Gespräch mit einem Auktionator: „Diese ganz hochpreisigen Zwölfer-Holzkisten – ich sage mal für 24.000 Euro aufwärts – das sind häufig Spekulationssachen. Die werden im kleinsten Teil zum Trinken gekauft, sondern wirklich als Wertanlage.“
Auch im normalen Preissegment kann man gute Weine finden – mit ein bisschen Orientierung. „Wovon ich ein bisschen Abstand nehmen würde, ist alles unter vier Euro. Da ist es schwierig, Qualität auf die Flasche zu bringen – das sind meistens industriell hergestellte Massenweine“, so Schwarz.
Einen Tipp hat Marvin aber für uns: „In Deutschland gibt es den Verband Deutscher Prädikatsweingüter. Vielleicht schon mal gesehen – oben auf der Kapsel ist ein Adler. Die sind zumindest in einer guten Qualität. Und ansonsten würde ich mich tatsächlich im Fachhandel beraten lassen – da findet man sicherlich schon etwas Schönes.“
Ein Thema am 22.04.25 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Region".