Vertreter der indischen Raumfahrtbehörde mit dem Geschäftsführer der DIETZ automation GmbH Mikhail Shashkov (Foto: Mikhail Shashkov)

Neunkircher Unternehmer hilft bei indischen Raketen-Tests

Laszlo Mura   04.09.2023 | 16:28 Uhr

Gerade ist die Mondlandung gelungen und auch für die kommenden Jahre hat sich die aufsteigende Weltraummacht Indien viel vorgenommen. Ein Neunkircher Unternehmen wird seinen Anteil an den Missionen haben: Der Ein-Mann-Betrieb hilft bei den Raketentests der Indischen Raumfahrtbehörde.

Der Satz "Das ist doch keine Raketenwissenschaft" trifft bei den Produkten des Neunkircher Unternehmens DIETZ automation nicht zu. Denn genau darum geht es. Die Firma hat ein Testgerät entwickelt, mit dem die Indian Space Research Organisation (ISRO), also die Raumfahrtbehörde Indiens, zukünftig ihre Träger-Raketen testet.

Video [aktueller bericht am Sonntag, 04.09.2023, Länge: 2:56 Min]
Saarländische Firma prüft Ventile für indische Weltraum-Mission

Das Herzstück von Raketen-Steuerungssystemen

Genauer gesagt das Raketenmodell, mit dem Indien in diesem Sommer die Monderkundungs-Raumsonde Chandrayaan-3 ins All geschossen hat. Die Trägerrakete LVM3, früher GSLV Mk. 3, ist eine dreistufige Rakete mit zwei Startboostern, also kleineren Antriebsraketen seitlich. Für die Steuerung und den Antrieb dieser Rakete und Raketen allgemein sind spezielle Hydraulikventile notwendig, "sie sind das Herzstück dieser Steuerungssysteme", erklärt DIETZ-automation-Geschäftsführer Mikhail Shashkov.

Diese Ventile sind hochkomplexe Systeme, die den Durchfluss von Hydraulikölen und Treibstoffen sehr präzise steuern können. Sie werden beispielsweise verwendet, um die Auftriebshilfen an Flugzeugtragflächen zu steuern oder auch zum Dosieren der Kerosineinspritzung in Turbinen. Das sind Prozesse, bei denen es um extreme Genauigkeit und Zuverlässigkeit geht. Sind die Ventile einer Trägerrakete fehlerbehaftet, kann das die ganze Mission gefährden, sagt Shashkov.

Kleine Firma mit viel Verantwortung

DIETZ automation ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Prüfgeräten, mit denen genau solche Hydraulikventile auf ihre Funktionalität und Zuverlässigkeit getestet werden. Das Außergewöhnliche dabei: Die Firma ist mehr oder weniger ein Ein-Mann-Betrieb. Mikhail Shashkov ist zu 100 Prozent für die Entwicklung und den Verkauf der Geräte zuständig. Der ehemalige Mathematik-Dozent lebt seit über 20 Jahren im Saarland und hat die Firma 2009 von ihrem Vorbesitzer übernommen.

Joachim Dietz hatte Shashkov Anfang der 2000er Jahre aus Russland als Chefentwickler für die Firmenneugründung geworben. Mittlerweile ist DIETZ automation ein etablierter Hersteller für Hydrauliktestgeräte, der auch schon an andere große Firmen wie Liebherr Aerospace, Mercedes, VW und Airbus verkauft hat, aber auch an saarländische Betriebe wie Saarstahl oder die Dillinger Hütte.

Nächste Rakete wird mit Neunkircher Testgeräten geprüft

Vor fünf Jahren hatte Shashkov die ersten Gespräche mit der indischen Raumfahrtbehörde geführt, um auszuloten, was gebraucht wird und was möglich ist. Drei Jahre später kam dann der Auftrag, und die circa sechsmonatige Entwicklungsphase begann. "Die Rakete, die jetzt zum Mond geschickt wurde, wurde noch nicht geprüft mit unserem Prüfstand", sagt der promovierte Mathematiker.

Dr. Mikhail Shashkov, Geschäftsführer der Dietz automation GmbH in Neunkirchen (Foto: SR)
Dr. Mikhail Shashkov, Geschäftsführer der Dietz automation GmbH in Neunkirchen

Sein Testgerät, das aus Elektronikschränken, Blöcken, Pumpen, Motoren, Rohren und Öltanks besteht, wurde erst vor einem Monat nach Indien geliefert. Die Tests für diese Mondmission-Rakete seien wohl schon einige Monate vorher durchgeführt worden. Aber für nächstes Jahr gebe es schon ein Programm, bei dem die aufstrebende Weltraummacht Indien einen Menschen ins All schicken wolle. "Die Ventile dieser Rakete werden definitiv getestet mit unserem Prüfstand", verspricht Shashkov.

Über dieses Thema hat auch SR 1 Deine Eins vom 04.09.2023 berichtet.


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