Tierärzten im Saarland fehlt es an Personal
Seit der Corona-Pandemie haben viele Menschen ein Haustier. Auch sie brauchen medizinische Versorgung. Gleichzeitig haben aber viele Tierärzte im Saarland mit Personalmangel zu kämpfen. Sie ächzen unter der erhöhten Arbeitsbelastung.
Der Tierärztekammer des Saarlandes macht der zunehmende Personalmangel zu schaffen. Und das wirkt sich auch auf Haustierhalterinnen bzw. -halter im Saarland aus. Denn wie der Präsident der Saar-Tierärztekammer, Arnold Ludes, dem SR mitteilte, müssen inzwischen zahlreiche Praxen aufgrund fehlender Fachkräfte Neukundinnen bzw. -kunden ablehnen. Zudem entstehen im Notdienst sehr lange Wartezeiten.
"Und mittlerweile gibt es für Kleintiere nur noch eine Tierklinik im Saarland, welche rund um die Uhr zu erreichen ist und als Maximalversorger gilt", so Ludes. Wenn in einer Tierarztpraxis beispielsweise eine OP ansteht und diese aufgrund des Personalmangels nicht vor Ort durchgeführt werden könne, bleibe oft nur die Überweisung an diese Klinik – das sei "vor allem in den Notdienstzeiten ein großes Problem".
Viele freie Stellen können nicht nachbesetzt werden
Dabei gebe es im Saarland rein zahlenmäßig eigentlich viele bis gar ausreichend Tierärztinnen und Tierärzte, sagt Ludes. "Viele möchten oder können aber nur in Teilzeit arbeiten." Wo ein Praxisinhaber bzw. eine Praxisinhaberin früher mehr als 60 Stunden in der Woche gearbeitet habe, seien nun zwei bis drei Tierärztinnen bzw. -ärzte nötig, um dieses Arbeitspensum abzudecken.
Außerdem würden viele Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gehen. Und es sei nun einmal so, dass sich hauptsächlich Frauen für diesen Beruf entscheiden, erklärt Ludes. In Phasen der Familiengründung könnten diese aber nur reduziert bzw. gar nicht arbeiten – "mit Beginn der Schwangerschaft und ebenso während der Stillzeit erfolgt in den meisten Fällen ein Beschäftigungsverbot". Diese Kräfte fehlten also mindestens ein Jahr, meist länger.
Nicht zuletzt sorgt der durch die Pandemie ausgelöste Haustier-Boom in Deutschland noch immer für eine erhöhte Arbeitsbelastung. Und die führt nicht nur zu längeren Wartezeiten auf eine Behandlung oder OP, sondern auch zu Konflikten mit dem Arbeitszeitgesetz. Demnach dürfen Angestellte acht, maximal zehn Stunden am Tag arbeiten, danach müssen sie eine Pause von elf Stunden einlegen. Anders als in der Humanmedizin gibt es für die Tiermedizin aber keine klassischen Tarifverträge, in denen Ausnahmen für eine vorübergehend längere Arbeitszeit vereinbart sind.
Personalmangel entgegenwirken
"Fakt ist, dass Praxen inzwischen große Probleme haben, freie Stellen zu besetzen", sagt Ludes. Um dem Personalmangel entgegenzuwirken fordert er zum einen bessere Arbeitsbedingungen. Denn im Vergleich zu anderen akademischen Berufen werden Tiermedizinerinnern bzw. -mediziner schlecht bezahlt. Außerdem sei eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nötig. Dazu müssten Kinderbetreuungsangebote ausgeweitet werden.
Helfen würden auch Fachkräfte aus dem Ausland – ihre Integration müsse allerdings deutlich vereinfacht werden. "Generell muss die Digitalisierung gefördert und Bürokratie abgebaut werden", so Ludes. Und auch die Kompetenzen der Tiermedizinischen Fachangestellten müssten gestärkt werden, damit diese ebenfalls im Beruf bleiben und die Tierärztinnen bzw. -ärzte unterstützen können.
Letztlich erschwerten aber vor allem die starren Regelungen des Arbeitszeitgesetzes eine sinnvolle Verteilung der verfügbaren Arbeitszeit. "Deswegen brauchen wir bei den Ärztinnen und Ärzten gesetzeskonforme Arbeitszeitregeln für die Nacht- und Notdienste." Das allerdings sei beileibe kein saarländisches Problem – "wir arbeiten deswegen auch auf Bundesebene in den Gremien der Bundestierärztekammer an Lösungswegen."