Grundschul-Schüler melden sich im Unterricht (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Studie: Bald zu viele Grundschullehrer in Deutschland?

Bill Titze   25.01.2024 | 17:55 Uhr

Eine neue Studie geht von vielen tausend überzähligen Grundschullehrern in zehn Jahren aus. Der Grund: ein starker Rückgang der Geburtenzahlen. Das Bildungsministerium und der Lehrerverband im Saarland sind da vorsichtiger.

Eine neue Bertelsmann-Studie sagt voraus: Der Lehrermangel an den Grundschulen findet in den kommenden Jahren ein Ende. Bis 2035 soll es gar deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer geben als eigentlich benötigt.

Grund dafür ist laut der Studie eine Rückgang der Geburtenzahlen. So seien zuletzt weniger Kinder geboren worden als bis 2021. Damit könne es in rund zehn Jahren einen Überschuss von rund 45.000 Lehrern geben.

Streichert-Clivot blickt skeptisch auf Studie

Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) sieht die Studie "in erster Linie als positive Aussicht." Sinkende Schülerzahlen würden seit vielen Jahren prognostiziert. Die Realität sehe aber anders aus. "Wir haben seit Jahren steigende Schülerinnen und Schülerzahlen – entgegen jeder Prognose." Allein im Saarland habe man in diesem Schuljahr rund 80 erste Klassen mehr bilden müssen als noch im Vorjahr.

Man müsse sich vor allem dem qualitativen Bedarf stellen. Die Ergebnisse der Pisa-Studie haben laut Streichert-Clivot erneut gezeigt, wie stark das Bildungssystem herausgefordert ist. Man müsse Kinder und Jugendliche stark machen. "Dazu brauchen wir starkes pädagogisches Personal."

Studie werde im März 2024 genauer besprochen

Grundsätzlich gelte, dass die in der Bertelsmann-Studie getätigten vereinfachten Annahmen für deutschlandweite Berechnungen nachvollziehbar und in sich schlüssig seien, jedoch soliden und differenzierten Prognoseverfahren der Länder gegenüberstehen, die als Planungsgrundlage dienten. Die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie werden laut der Ministerin in der Kommission für Statistik Anfang März 2024 beraten.

Laut Streichert-Clivot kein Lehrermangel im Saarland

"Einen Lehrermangel gibt es im Saarland nicht", so Streichert-Clivot. Für das Schuljahr 2023/24 sei es gelungen, alle Planstellen zu besetzen. Zum 1. Februar 2024 werde man 203 neue Lehrkräfte an den Schulen begrüßen, darunter auch 51 Grundschullehrkräfte.

Lehrerverband im Saarland sieht Studie skeptisch

Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (SLLV) hält nicht viel von solchen Prognosen. "Diese gehen ja vom Ist-Zustand und haben deshalb nur begrenzte Aussagekraft." Kein Mensch wisse schließlich, wie sich beispielsweise die Situation im Nahen Osten entwickeln werde.

Kriege wie in Syrien und aktuell in der Ukraine haben in der Vergangenheit zu starken Fluchtbewegungen und auch hier im Saarland einem zuvor unerwarteten Anstieg der Schülerzahlen gesorgt.

Verband: Grundschulen im Saarland auf Kante genäht

Derzeit seien die Grundschulen im Saarland "auf Kante genäht". Zwar sei die erforderliche Zahl an Planstellen gerade so erreicht. Aber als Ersatz, beispielsweise bei Mutterschutz oder Krankheit, gebe es keine Grundschullehrkräfte. "Da werden zum Teil Werksstudenten eingesetzt", so Brausch.

Das Saarland stehe in einem harten Lehrkräfte Wettbewerb mit anderen Bundesländern. Sie fordert deshalb nicht nur eine bessere Bezahlung der Grundschullehrer. "Auch die Bürokratie muss abgebaut werden." Die Schulleitungen könnten Aufgaben wie die Schulentwicklung teilweise nicht erfüllen. "Die Bedingungen bei uns sind oft unprofessionell."


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