Immer mehr Hunde im Saarland sind übergewichtig
Ist der Mops zu mollig oder der Dackel zu dick? Dann sollten Besitzer handeln. Denn Adipositas kann auch bei Tieren zu schweren Erkrankungen führen. Das Problem: Dass ihr Hund ein Problem mit seinem Gewicht hat, wollen viele Besitzer nicht wahrhaben, wie zwei Experten aus dem Saarland sagen.
Ein Stückchen Lyoner hier, eine Scheibe Käse da – Hunde ringen ihren Besitzern gerne mehr Leckerlis ab, als es ihnen vielleicht gut tut. Denn wie beim Menschen auch kann es bei Hunden, die mehr als nur ein paar Gramm zu viel auf den Rippen haben, zu gesundheitlichen Problemen kommen.
Laut dem Präsidenten der saarländischen Tierärztekammer, Arnold Ludes, sind immer mehr Haustiere im Saarland adipös. Die Folge: Diabetes, Gelenkerkrankungen wie Hüftgelenksdysplasie oder Arthrose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. "Die Ursachen hierfür sind vielschichtig", sagt Ludes. Teils könne es an Unkenntnis über die richtige Futtermenge für das Tier liegen. Sprich: Der Napf wird so voll gemacht, wie es der Halter bzw. die Halterin für richtig hält.
"Zum anderen stellt das Heimtier häufig einen Sozialpartner dar, den es zu 'verwöhnen' gilt – dann leider aber mit Futter statt mit Spiel und Bewegung." Von falsch verstandener Tierliebe wollten die Besitzer aber meist nichts wissen. "Eine Beratung der Tierhalter hinsichtlich des Übergewichtes ihres Tieres ist nicht ganz einfach."
15 Prozent über Idealgewicht bereits zu viel
Das bestätigt Nina Reiber, Hundekrankengymnastin und Inhaberin der Praxis Tierphysio Saarpfalz in Saarbrücken. Sie behandelt viele übergewichtige Hunde, die an Erkrankungen des Bewegungsapparates leiden. Spätestens, wenn ein Hund 15 Prozent über seinem Idealgewicht liegt, sei er adipös, erklärt Reiber. Oftmals lägen ihre Patienten bereits 20 bis 30 Prozent darüber.
"Trotzdem streiten die Besitzer gerne ab, dass ihr Tier übergewichtig ist und das auch die Ursache für ihr Leiden ist. Entsprechend sehen sie nicht ein, dass ihr Umgang mit ihrem Liebling, etwa was die Gabe von Leckerlis angeht, schädlich sein kann." Dabei könne es teils zu müßigen Diskussionen kommen, bevor eine Behandlung überhaupt starten kann.
Diätplän und mehr Bewegung
Diese sieht dann in der Regel so aus: "Die Besitzer bekommen einen strikten Diätplan für ihren Hund, an den sie sich auch ausnahmslos halten sollten." Dazu gibt es ein passendes Bewegungsprogramm und regelmäßige Gewichtskontrollen.
Reiber rät den Haltern auch dazu, ihr Umfeld über die Diät des Hundes zu informieren. Denn häufig erschwerten Familie, Freunde und Co. die Behandlung. "Dann lässt der Opa beispielsweise doch mal ein Stück Wurst vom Tisch fallen, weil er dem Dackelblick nicht widerstehen konnte."
Gleichzeitig sollten die Besitzer ihrem Tier auch nicht mehr Bewegung zumuten, als sie verschrieben bekommen haben – indem sie etwa eine halbe Stunde länger Gassi gehen. "Das schaffen die Tiere unter Umständen nicht und es kann auch schädlich für sie sein."
Übergewicht vorbeugen
Am besten ist es natürlich, es kommt gar nicht erst zu einer Behandlung. Um Übergewicht bei ihrem Haustier zu verhindern, sollten sich Besitzer ganz genau beim Tierarzt informieren, welchen individuellen Energiebedarf der Hund hat, also wie viel er zu fressen bekommen sollte, und was sein Idealgewicht ist. Selbstverständlich sollten Besitzer ihren Vierbeiner zudem täglich ausreichend bewegen, so Reiber.
Regelmäßige Gewichtskontrollen zu Hause geben Auskunft darüber, ob noch alles im grünen Bereich ist oder bereits Handlungsbedarf besteht. "Man kann den Hund aber auch einfach abtasten und ihn sich genau anschauen – sind die Rippen problemlos zu fühlen und eine Taille deutlich erkennbar?" Falls ja, besteht in der Regel kein Grund zur Sorge.