Verband der Kita-Fachkräfte: „Es brennt flächendeckend in saarländischen Kitas“
Nach der SR-Berichterstattung über den Personalmangel in saarländischen Kitas haben sich viele Betroffene gemeldet. Demnach gehen zahllose Erzieherinnen und Erzieher im Saarland auf dem Zahnfleisch. Eltern versuchen, die Löcher in der Betreuung zu stopfen.
Eine SR-Recherche hatte gezeigt: Fast die Hälfte aller Kitas im Saarland hatte zuletzt zu wenig Erzieherinnen und Erzieher. Der Personalmangel führt häufig zu reduzierten Öffnungszeiten und sorgt so für Probleme bei Familien.
Auf den SR-Social-Media-Kanälen meldeten sich zahlreiche Eltern. Die häufigsten Aussagen: Oft sei es schon schwierig, überhaupt einen Kita-Platz zu bekommen. Und die Betreuungslücken ließen sich oftmals nur mit Hilfe der Großeltern stopfen.
Zahllose verzweifelte Eltern
Auch der Landeselternausschuss (LEA) berichtet von zahllosen verzweifelten Eltern. Diese müssten „unbezahlten Urlaub nehmen, Arbeitszeiten reduzieren, ihre Stellen kündigen oder werden gekündigt“, erklärt die LEA-Vorsitzende Nathalie Kagerah.
Es sei nachvollziehbar, „dass Arbeitgeber irgendwann kein Verständnis mehr aufbringen können, wenn ich ständig nicht zur Arbeit erscheine oder früher den Arbeitsplatz verlasse, weil die Kita mal wieder wegen Personalmangel geschlossen hat“.
"Flächenbrand" in Kitas
Auch der Verband der Kita-Fachkräfte Saar sieht eine Notlage: „Es brennt flächendeckend in saarländischen Kitas“, sagt die Vorsitzende des Verbands, Susanne Kunz. Hauptproblem sei der vorgegebene knappe Personalschlüssel.
Nur für diese Stellen gebe es Zuschüsse, für potenzielles weiteres Personal jedoch nicht. Man müsse sich nicht wundern, wenn eine Krankheitswelle direkt zu Problemen führe wie reduzierten Öffnungszeiten oder Schließungen, betont Kunz.
Außerdem sei der Fachkräftemangel so groß, dass sich auch Planstellen häufig nicht besetzen ließen. Ein Vorschlag des Verbandes zur kurzfristigen Verbesserung: Es könnten vermehrt fachfremde Helfer in Kitas eingesetzt werden – zum Beispiel, um Frühstück für die Kinder vorzubereiten.
Opposition: Situation dramatisch
Auch die Opposition im saarländischen Landtag ist sich einig: So wie es ist, kann es nicht weitergehen. Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Jutta Schmitt-Lang, sieht die Fehler bei der aktuellen SPD-Landesregierung. Vorschläge der CDU zur Bekämpfung der Probleme in Kitas habe das Bildungsministerium bisher ignoriert.
Schmitt-Lang verweist auf einen Antrag vom April, in dem die CDU Vorschläge unterbreitet hatte, wie sich mehr Personal gewinnen ließe. Es sei „unredlich, die Verantwortung für die Bildung unserer Kleinsten allein Kommunen und Trägern zuzuschieben“. Die Landesregierung müsse ihre Verantwortung „endlich ernst nehmen“.
Auch die AfD fordert mehr Personal. Der Fraktionsvorsitzende Josef Dörr bezieht sich dabei ausschließlich auf die Sprachentwicklung. Kinder, die kein Deutsch könnten, müssten in der Kita auf die Schule vorbereitet werden.
SPD verteidigt Regierung
Die SPD-Fraktion hingegen verteidigt das Bildungsministerium. Dieses habe bereits eine Vielzahl an Maßnahmen ergriffen, um dem bundesweiten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Als wichtigen Schritt nennen sie zum Beispiel das Kita-Gesetz von 2022. Dies ermögliche mehr Berufsgruppen den Quereinstieg. Außerdem seien die Ausbildungskapazitäten gestiegen.
Die Gewerkschaft GEW hatte das als „Schritte in die richtige Richtung“ bezeichnet. Dies reiche aber bei weitem nicht aus, um den Fachkräftemangel in den Kitas zu beheben.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 15.11.2023 berichtet.
