Eigentumsquote im Saarland deutschlandweit mit am stärksten gesunken
Beim Kauf von Wohneigentum sind insbesondere junge Menschen zurückhaltend – zu groß scheint die Angst, das Leben in den eigenen vier Wänden finanziell nicht stemmen zu können. Auch im Saarland geht die Eigentumsquote laut einer aktuellen Auswertung zurück. Die Autoren warnen vor einem "besorgniserregenden Trend".
Immer weniger Menschen im Saarland können oder wollen sich Wohneigentum leisten. Das zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Danach ist die hiesige Eigentumsquote zwischen 2011 und 2022 um 2,7 Prozentpunkte gesunken – nur in der Hansestadt Bremen ist der Anteil selbstgenutzter Wohnimmobilien mit 2,8 Prozentpunkten noch stärker zurückgegangen.
Insbesondere in Merzig-Wadern (-4,3 Prozent), Saarlouis (-4,0 Prozent) und dem Saarpfalz-Kreis (-3,6 Prozent) verzeichnet das IW einen deutlichen Rückgang beim Wohneigentum. Gleichwohl bleibt das Saarland im bundesweiten Vergleich immer noch unangefochtener Spitzenreiter bei der Eigentumsquote – knapp 60 Prozent der Saarländerinnen und Saarländer leben nach der jüngsten Zensuserhebung 2022 in den eigenen vier Wänden. Danach folgt mit knapp 51 Prozent Rheinland-Pfalz.
Jüngere Menschen zögerlich bei Wohneigentum
Doch gerade für jüngere Menschen werde es zunehmend schwieriger, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. "Angesichts hoher Eigenkapitalanforderungen, hoher Erwerbsnebenkosten und niedriger, unsicherer Arbeitseinkommen können oder wollen immer weniger junge Haushalte das Risiko einer großen, kreditfinanzierten Investition eingehen", schreiben die Studienautoren. Die finanzielle Erschwinglichkeit von Wohneigentum sei damit zunehmend zum zentralen Hemmnis geworden.
Schon jetzt zeige sich eine "wachsende Kluft" zwischen den Wohneigentumsquoten älterer und jüngerer Haushalte. So sei die Wohneigentumsquote der jüngeren Haushalte bundesweit von 34,5 Prozent auf 30,4 Prozent gesunken, gleichzeitig sei sie bei den älteren Haushalten von 52,4 Prozent auf 56,6 Prozent gestiegen. Der Abstand zwischen den Eigentumsquoten hat sich damit von 18 Prozentpunkten im Jahr 2011 auf 26 Prozentpunkte im Jahr 2021 vergrößert. Das sei ein "besorgniserregender Trend".
Experten warnen vor "Generation Miete"
Eine große Zurückhaltung bei potenziellen Käufern – trotz sinkender Immobilienpreise im Saarland – hatte auch Burkhard Blandfort, Vorsitzender des IVD West und Immobilienunternehmer aus Saarlouis, zuletzt im Gespräch mit dem SR festgestellt. Er führte diese auf die hohen Bauzinsen im vergangenen Jahr, die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz und Unsicherheiten rund um globale Krisen zurück.
Doch auch Verunsicherungen in der Auto- und Stahlindustrie im Saarland dürften eine Rolle spielen – sicher geglaubte Arbeitsplätze stehen plötzlich auf der Kippe.
Das IW fordert die Politik angesichts der sinkenden Eigentumsquote zum Handeln auf, etwa durch eine Reform der Grunderwerbsteuer, entsprechende Fördermaßnahmen oder einer Anpassung von Baukosten beziehungsweise Baustandards. Sonst drohe eine "Generation Miete" zu entstehen und sich zu verfestigen. Damit nehme die Vermögensungleichheit zwischen den Generationen weiter zu.
Das sei nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern berge das Potenzial, langfristig gesellschaftliche Spannungen zu verschärfen.