Kaufpreise für Häuser im Saarland gesunken, Mietpreise gestiegen
Die Immobilienpreise im Saarland sind in den vergangenen Monaten weiter gesunken – laut Experten dürfte die Talsohle aber nun erreicht sein. Weiter nach oben gingen die Preise bei Wohnungsmieten, in einigen saarländischen Städten gab es sogar sehr deutliche Anstiege.
Die Preise für selbstgenutzte Häuser und Eigentumswohnungen im Saarland sind in den vergangenen Monaten weiter gesunken. Das teilte der Immobilienverband Deutschland (IVD West) am Freitag bei der Vorstellung seines Preisspiegels für 25 Städte und Gemeinden im Saarland mit.
"Bei potentiellen Käufern von selbstgenutztem Wohneigentum war und ist weiterhin eine große Verunsicherung zu spüren," erläutert Burkhard Blandfort, Vorsitzender des IVD West und Immobilienunternehmer aus Saarlouis. Auch der Neubaubereich war zeitweilig komplett zum Erliegen gekommen.
"Dies alles hat den negativen Effekt auf die Verkaufspreise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen noch einmal verstärkt", so Blandfort.
420.000 bis 520.000 Euro für ein Eigenheim in Saarbrücken oder Saarlouis
Laut IVD sind die Kaufpreise in Saarbrücken etwa um elf Prozent gesunken. Mit Preisen zwischen 420.000 Euro und 520.000 Euro für freistehende Eigenheime mit gutem Wohnwert bleibt Saarbrücken gemeinsam mit Saarlouis und Perl aber eine der teuersten Städte im Saarland.
In Homburg koste ein vergleichbares Haus etwa 280.000 Euro, in Bexbach, Ottweiler und Wadern weniger als 200.000 Euro. Das günstigste Wohnhaus sei in den vergangenen zwölf Monaten für 80.000 Euro in Losheim verkauft worden.
Eigentumswohnungen: Perl ist am teuersten
Bei Eigentumswohnungen verlaufe die Entwicklung aktuell ähnlich. In Saarbrücken und Saarlouis koste der Quadratmeter für gute Bestandswohnungen zwischen 2700 und 3000 Euro, in Perl sogar noch mehr. Im Mittelfeld lägen beispielsweise Dudweiler, Merzig und St. Wendel mit 1800 bis 2200 Euro pro Quadratmeter.
Noch einmal deutlich günstiger seien einfach ausgestattete Altbauwohnungen - etwa in Wadern, Merzig und Ottweiler. Hier koste der Quadratmeter zwischen 500 und 700 Euro. Ein hoher Sanierungsstau schrecke aber viele Interessenten ab.
Perl wird vom IVD West als "Sondermarkt" betrachtet. Die extrem hohen Immobilienpreise in Luxemburg führten dazu, dass sich viele Luxemburger nach Häusern und Wohnungen in Deutschland umsähen. Daher seien die Immobilienpreise im grenznahen Perl wesentlich höher als in vergleichbaren saarländischen Gemeinden und müssten gesondert betrachtet werden.
Wohnungsmarkt normalisiert sich
Die zurückliegenden Jahre seien in der Immobilienwirtschaft nicht normal gewesen, berichtet Ulrich Lorscheider, Vorstandsmitglied des IVD West. "Es war ein ungesunder Markt." Es habe Zinsen von null bis ein Prozent gegeben. Das sei auch der Finanzpolitik der EU geschuldet gewesen.
Diese Zeiten sind vorbei. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank liegt aktuell bei 4,25 Prozent. Nach Aussage von Lorscheider rechnen viele Banken langfristig mit einem Zins von drei Prozent. Junge Familien etwa könnten sich dann auch eher wieder Immobilien leisten.
Unsicherheiten durch Umwälzungen in Industrie
Das Saarland zeichnete sich lange durch sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze in der Auto- und Stahlindustrie aus. Doch nun verabschiedet sich Ford. Auch bei den Mitarbeitern von Autozulieferern wie ZF herrscht große Unsicherheit. Und ob und wie der Stahlindustrie die Transformation gelingt, ist auch noch offen. Das schlägt sich auch auf dem Immobilienmarkt nieder.
"Diese Arbeitsplätze waren sehr sicher", meint Burkhard Blandfort. Auch die Banken hätten das so gesehen. "Das hat sich geändert." Die Nachfrage werde auch deswegen geringer und befeuere die Senkung der Preise.
Guter Zeitpunkt, um zu kaufen
Wer es sich allerdings aktuell leisten könne, eine Immobilie zu kaufen, habe jetzt angesichts niedriger Preise eine günstige Gelegenheit. Dabei sei es aber auch nötig, einen Teil des Kaufpreises direkt anzahlen zu können. Ideal sei eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent, so Blandfort.
Mietpreise in Neunkirchen und St. Ingbert deutlich gestiegen
Während die Kaufpreise sinken, gibt es im Landesschnitt einen Anstieg bei den Mietpreisen. In Neunkirchen und St. Ingbert verteuerten sie sich laut IVD um sechs bis zehn Prozent. In Saarlouis und Saarbrücken war der Anstieg mit zwei bis drei Prozent moderater. Kaum Veränderung habe es beispielsweise in Heusweiler und Dillingen gegeben.
Insgesamt bewegen sich die Mietpreise im Saarland laut IVD zwischen fünf Euro pro Quadratmeter in Bexbach bis zu 16 Euro pro Quadratmeter für gehobene Neubauten in Perl.
Das Saarland als „Insel der Glückseligen“?
"Das Saarland war immer schon ein eigener Markt", sagt Ulrich Lorscheider. "Wir leben hier ein bisschen auf der Insel der Glückseligen." Man habe keinen Druck auf dem Wohnungsmarkt wie in den deutschen Metropolen und ihren Speckgürteln.
Bilder wie etwa aus Berlin mit hunderten Menschen bei einer Wohnungsbesichtigung gebe es hier nicht. Wer hier länger nach Wohnraum suche, werde auch fündig.
Über dieses Thema berichten auch die SR info-Nachrichten im Radio am 14.06.2024.