Sind Sicherheitskonzepte für Veranstaltungen überzogen?

Sind Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen überzogen?

  09.04.2025 | 14:56 Uhr

Betonbarrieren, querstehende Lkw und Co: Bei Festen steht das Sicherheitskonzept inzwischen an vorderster Stelle. Die Kosten explodieren, so manches Fest steht deshalb aber auf der Kippe. Der Merziger Oberbürgermeister Hoffeld plädiert für ein Umdenken – und klare rechtliche Rahmenbedingungen. Der saarländische Gewerbe- und Unternehmerverband gibt ihm recht.

Die Anschläge in den vergangenen Monaten in München, Aschaffenburg und nicht zuletzt auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg haben ihre Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Mehr als die Hälfte der Saarländerinnen und Saarländer fühlt sich laut dem aktuellen Saarlandtrend nicht mehr so sicher wie vor fünf Jahren.

Aber auch schon frühere Taten haben dazu geführt, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei öffentlichen Veranstaltungen immer mehr verschärft wurden. Es gibt kaum noch ein Fest, das ohne große Betonbarrieren an den Zufahrtswegen auskommt.

Hoffeld: Auflagen kaum noch zu bewältigen

Für den Merziger Oberbürgermeister Marcus Hoffeld (CDU) ist das eine bedenkliche Entwicklung. Seine Sorge hat er in einem offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag und im Landtag zum Ausdruck gebracht.

"Die Auflagen sind inzwischen so umfassend, dass sie von Kommunen oder privaten Veranstaltern kaum noch zu bewältigen sind. In der Folge müssen liebgewonnene, teils traditionsreiche Veranstaltungen abgesagt werden", heißt es darin.

Merzig sagt Schullaufmeisterschaften ab

Konkret habe seine Stadt in Abstimmung mit dem Landkreis für dieses Jahr bereits die saarländischen Schullaufmeisterschaften absagen müssen.

"Wollen wir akzeptieren, dass das öffentliche Leben in einem freien und demokratischen Land durch die Angst vor Anschlägen massiv eingeschränkt wird?", kritisiert Hoffeld. Man nehme die Sicherheit bei Veranstaltungen sehr ernst, betont der CDU-Politiker – in der Praxis stelle man aber zunehmend fest, dass die geforderten Maßnahmen oft nicht mehr umsetzbar oder finanzierbar seien.

Vor allem Haftungsfragen dringend klären

Hinzu komme die Sorge der Veranstalter vor Haftungsfragen. Hoffeld plädiert dafür, das Thema "Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen" auf die politische Agenda zu hieven.

Es seien bundesweit einheitliche, aber auch realistisch umsetzbare Vorgaben nötig – und gleichzeitig müssten die Veranstalter vor einer "unverhältnismäßigen Haftung" geschützt werden. Insbesondere in diesen Haftungsfragen sieht Hoffeld dringenden Handlungsbedarf, wie er im SR-Interview betonte.

Verband unterstützt Forderungen

Der Gewerbe- und Unternehmerverband des Saarlandes (GVS) unterstützt eigenen Angaben zufolge Hoffelds Forderungen. "Wenn bereits kleinere Stadt- und Volksfeste an überzogenen Sicherheitsvorgaben scheitern, steht ein ganzer Wirtschaftszweig auf der Kippe – und mit ihm das öffentliche Leben in unseren Städten und Gemeinden", teilte Timo Lehberger, Vorsitzender des GVS, am Mittwoch mit.

Es brauche dringend "einheitliche, praktikable Sicherheitsstandards sowie eine klare Haftungsregelung, die Veranstalter rechtlich absichert".

Über dieses Thema berichtete die Region am Nachmittag auf SR 3 Saarlandwelle am 08.04.2025.


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