Deutlicher Bevölkerungsrückgang im Saarland erwartet
Das Saarland schrumpft – zumindest was die Bevölkerung angeht. Nach einer Prognose der Bertelsmann Stiftung werden im Jahr 2040 wohl etwa 60.000 Menschen weniger hier leben als heute. Im Vergleich zum übrigen Westdeutschland vollzieht sich hier der gesellschaftliche Wandel drastischer.
Als Wegweiser für Kommunen versteht die Bertelsmann Stiftung ihre „Bevölkerungsvorausberechnung 2040“. Basierend auf Daten des Forschungsdatenzentrums der Statistischen Ämter in Deutschland und auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen sind dort Prognosen aufgestellt, wie sich die Gesellschaft in den Ländern, Kreisen und Gemeinden vermutlich entwickeln wird.
Bevölkerungsrückgang um über fünf Prozent
Für das Saarland ist nach Angaben der Studienmacher mit einem deutlichen Bevölkerungsrückgang in den kommenden Jahren zu rechnen. Lebten im Saarland 2023 noch rund 989.000 Menschen, sind es 2040 voraussichtlich nur noch 932.000 – ein Rückgang um 5,3 Prozent. Zum Vergleich: Auf Bundesebene wird mit einem Zuwachs um 0,6 Prozent gerechnet.
„Damit hat das Saarland den höchsten relativen Bevölkerungsrückgang unter allen Bundesländern im Westen Deutschlands zu erwarten“, heißt es in der Studie, die am Dienstag vorgestellt wurde.
Vor allem Landkreise betroffen
Am besten kommt in der Studie noch der Regionalverband Saarbrücken mit einem Minus von 2,1 Prozent weg. Den größten Bevölkerungsrückgang verzeichnet der Landkreis Saarlouis mit -8,1 Prozent.
Dabei ist nach Angaben der Forscher ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Größe der Kommunen und der Einwohnerentwicklung zu beobachten. In Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern geht die Bevölkerung nach den Berechnungen bis 2040 um 7,4 Prozent zurück, in Gemeinden zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern um 4,4 Prozent. Die einzige Kommune mit mehr als 100.000 Einwohnern im Saarland, die Landeshauptstadt Saarbrücken, erwartet dagegen nur ein Rückgang um 0,6 Prozent.
Hohes Alter bleibt
Die Studie zeigt auch, wie alt die Saarländerinnen und Saarländer im sogenannten Median sind. Der Saarländer war 2020 im Mittel bereits 49,4 Jahre alt. Das wird sich bis 2040 minimal verbessern, auf 49,1 Jahre, wobei der Regionalverband Saarbrücken drei Jahre unter dem Landesmittel liegen könnte. Der bundesweite Median liegt dann bei 47,1 Jahren.
Der Anteil der ab 65-Jährigen steigt im Saarland der Studie zufolge auf knapp über 30 Prozent und liegt damit deutlich über dem bundesdeutschen Mittelwert. Zeitgleich soll die Zahl der potenziell Erwerbstätigen (25 bis 64 Jahre) deutlich abnehmen, vor allem außerhalb des Regionalverbandes Saarbrücken.
Gemischte Reaktionen auf Studie
Die Studie hat gemischte Reaktionen im Saarland ausgelöst. IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé sprach von einem Alarmsignal, das wachrütteln müsse. Er sieht eine Verschärfung des Fachkräfteproblems auf das Saarland zukommen.
Der saarländische Städte- und Gemeindetag (SSGT) sieht die Prognose dagegen eher gelassen. Vergangene Vorausberechnungen hätten deutlich negativer ausgesehen, als sie tatsächlich eingetreten seien. Dennoch sieht der stellvertretende SSGT-Vorsitzende Ulli Meyer Handlungsbedarf beim Neubau von Schulen und Pflegeeinrichtungen.
Auch der Landrat des Landkreises St. Wendel, Udo Recktenwald (CDU), zeigt sich im Interview mit dem SR entspannt – der demografische Wandel sei nichts Neues. Die Zahlen seien höchstens als Fingerzeug zu verstehen, die Region attraktiver zu gestalten, "damit die Menschen zu uns kommen". Etwa, indem zusätzliche Kita- und Schulplätze sowie eine seniorengerechte Infrastruktur geschaffen werden.
FAQ zur Studie
Zur Methodik der Studie hat die Bertelsmann Stiftung hier ein FAQ zur Verfügung gestellt.
Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 09.04.2024 berichtet.