Grundschul-Schüler melden sich im Unterricht (Foto: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Reichen die neuen Lehrkräfte für steigende Schülerzahlen?

Julia Berdin / Onlinefassung: Rebecca Wehrmann   17.07.2024 | 19:44 Uhr

Das Saarland hat im kommenden Schuljahr mehr Schülerinnen und Schüler - und auch mehr Lehrer. Mit den neuen Planstellen sieht sich das Ministerium gut gerüstet. Lehrerverbände sehen aber keine Entlastung.

Nach den Sommerferien wird es in vielen Schulen im Saarland deutlich enger: Insgesamt rechnet das Bildungsministerium mit einen Plus von 2300 Schülerinnen und Schülern im neuen Schuljahr - 1100 allein an den Grundschulen. Das bedeutet wiederum, dass insgesamt zusätzliche 150 Klassen gebildet werden.

Video [aktueller bericht, 17.07.2024, Länge: 3:25 Min.]
Bildungsministerium schafft 250 neue Planstellen wegen Schülerzuwachs

Neue Planstellen sollen dem Mehr an Schülern gerecht werden

Um die zu unterrichten, braucht es auch mehr Lehrkräfte. Das Bildungsministerium hat daher rund 250 unbefristete Planstellen neu geschaffen: „Wir haben zum einen durch die Unterstützung des Saarländischen Landtages zusätzliche Planstellen im Haushalt geschaffen, die dem Mehr an Schülerinnen und Schülern Rechnung tragen“, sagte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD).

Zudem habe man ein Instrument im Doppelhaushalt geschaffen, mit dem freie Stellenanteile - die sich aus Mutterschutz oder in Elternzeit ergeben - nicht nur befristet besetzt werden müssten, sondern in echte Planstellen umgewandelt werden könnten.

Video [aktueller bericht, 11.07.2024, Länge: 2:55 Min.]
Saarland vergibt dieses Jahr mehr Planstellen an Lehrkräfte

Lehrerverbände erwarten keine Entlastung

Die 250 Stellen sind laut Ministerium bereits besetzt. Die meisten durch junge, gerade erst ausgebildete Lehrkräfte. Hinzu kommen knapp 70 zuvor befristete Lehrerinnen und Lehrer, die nun einen unbefristeten Vertrag bekommen.

Ein guter Anfang, finden sowohl der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband als auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Eine wirkliche Entlastung an den Schulen erwarten sie dadurch aber nicht.

„Ich fürchte, dass es eher gerade so der Bedarf ist. Und es gibt ja nichts ‚on top‘“, sagt Liliane Rosar-Ickler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Dabei sei die Belastung der Lehrkräfte schon die ganze Zeit über die Maßen hoch. Dafür brauche es noch mehr Maßnahmen.

Auch Lisa Brausch vom Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband steht der gesteigerten Personalausstattung zurückhaltend gegenüber: „Ich glaube, dass es nicht ausreichen wird, um über das ganze Schuljahr zu überleben, weil wir immer wieder Ausfälle haben und die sind damit noch nicht abgedeckt.“

Nicht genug Lehrkräfte im Saarland für Überpersonalisierung?

Laut Bildungsministerium erreiche man mit dem Stellenaufwuchs eine hundertprozentige Personalisierung - also genug Lehrkräfte, um den Bedarf zu decken. Eine leichte Überpersonalisierung wie etwa in Schleswig-Holstein würde den Schulen mehr Spielraum verschaffen - sagt der Lehrerinnen- und Lehrerverband. Eine Option auch für das Saarland?

„Wir müssen natürlich auch eine Personalisierung sicherstellen, die realistisch mit dem Lehrerarbeitsmarkt machbar ist. 110 Prozent ist etwas, was man sehr gerne tun kann. Ich bezweifle aber, dass man an allen Stellen dafür auch die Lehrerinnen und Lehrer findet“, sagt Bildungsministerin Streichert-Clivot.

Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 17.07.2024 berichtet.


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