Die Hermann Neuberger Sportschule in Saarbrücken (Foto: Pasquale D'Angiolillo)

LSVS: Bouillon-Feier offenbar doppelt so teuer

Thomas Gerber   09.02.2018 | 09:09 Uhr

Im Finanzskandal beim Landessportverband werfen neue Ungereimtheiten Fragen auf. Nach SR-Informationen war die Geburtstagsfeier von Innenminister Bouillon, die der LSVS bezahlen wollte, doppelt so teuer wie bisher bekannt. Von wem und warum der Rechnungsbetrag mehr als halbiert wurde, ist unklar.

Nach SR-Informationen gibt es eine interne Kostenaufstellung zur Ministerfete. Demnach haben Speis und Trank für die 250 Gäste in der Sportschule Kosten von rund 13.200 Euro verursacht - also mehr als doppelt so viel wie die 6.500 Euro, die Bouillon in drei Überweisungen dem LSVS hat zukommen lassen. Von wem und warum der Rechnungsbetrag mehr als halbiert wurde, ist unklar. Der LSVS hat auf eine entsprechende SR-Anfrage bislang nicht reagiert.

Bouillon: "Werde Differenz direkt begleichen"

Bouillon selbst ist nach eigenen Angaben von der ursprünglichen Kostenaufstellung nichts bekannt. Er forderte den LSVS auf, die Kalkulation vorzulegen und kündigte an, die Differenz sofort zu begleichen, "auch wenn im Vorfeld ein anderer Kostenrahmen besprochen war."

Mit Blick auf die bereits bezahlten 6500 Euro habe Bouillon zunächst eine Essensrechnung über 4998 Euro (7.12.17) bekommen und davon dann am 19.12. - also drei Tage vor der Hausdurchsuchung beim LSVS - 4000 Euro bezahlt. Auf SR-Anfrage spricht Bouillon von einer "Teilbegleichung". Warum er den Restbetrag von 998 Euro zunächst einbehalten und erst einen Monat später Mitte Januar (15.1.2018) überwiesen hat, ist offen. Die Getränkerechnung über knapp 1468,78 Euro (8.1.2018), die er mehrfach angemahnt habe, habe er prompt Anfang Januar überwiesen.

Verdacht der Vorteilsgewährung und Untreue

Während es bei der Bouillon-Feier auch um den Verdacht der Vorteilsgewährung und möglicherweise auch der Vorteilsannahme geht, vermutet die Staatsanwaltschaft in weiteren Fällen "nur" Untreue. Ganz oben auf der Liste steht der Verdacht der Haushaltsuntreue. Das laut Satzung eigentlich zuständige Präsidium habe die Bilanzen nicht genau genug kontrolliert. Möglicherweise gar willentlich. Denn immerhin ein Präsidiumsmitglied hatte öffentlich erklärt, er sei nicht zum Bilanzenlesen sondern zur Förderung des Sports da.

Darüber hinaus können die Ermittler offenbar nicht so recht nachvollziehen, warum Meisers Lebensgefährtin für 1200 Euro monatlich dessen Termine koordinieren musste - habe es doch zwei festangestellte Sekretärinnen beim LSVS gegeben. Mit denen sei Meiser-Vorgänger Gerd Meyer ausgekommen.

Staatsanwaltschaft prüft Betriebsausflüge

Zudem nimmt die Staatsanwaltschaft die Betriebsausflüge des Personalrats des Landtags unter die Lupe. Die endeten 2016 und 2017 jeweils mit geselligen Abenden beim LSVS - die Rede ist von etwa 400 Euro Getränkekosten, die der Sportverband übernommen haben soll.

Außerdem spielen Restaurantbesuche des Präsidenten in einem Sternelokal sowie einem Edelitaliener eine Rolle und es geht um einen VW Polo. Den hatte Meiser nach SR-Informationen zunächst als Privatmann geleast, Ende 2015 ging der Vertrag auf den LSVS über, der Polo firmierte fortan in den Akten als "Auto Präsident". Aus dem wurde nach SR-Informationen dann Mitte 2017 ein etwas luxuriöserer SUV. Vermutlich war das komplette Präsidium nicht in allen Fällen miteinbezogen. Aber die Nebentätigkeit von Meisers Lebensgefährtin und auch die teilweise Kostenübernahme für das Bouillon-Fest waren von dem achtköpfigen Gremium abgesegnet worden.

Wobei bislang offenbar lediglich SPD-Mann Eugen Roth das schlechte Gewissen plagt, fehlt das Geld doch nun dem Sport. Er fordert eine externe Überprüfung des LSVS-Geschäftsgebarens und meint damit wohl den Landesrechnungshof.

Timeline
Finanzaffäre beim LSVS
Der Landessportverband für das Saarland (LSVS) ist von einer Finanzaffäre betroffen. Seit Bekanntwerden im Dezember vergangenen Jahres dringen immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Wir zeichnen die bisherige Entwicklung in unserer Zeitleiste nach.

Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 08.02.2018 berichtet.

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