IHK-Umfrage: Konjunktur in der Saar-Industrie bricht ein

IHK-Umfrage: Konjunktur in der Saar-Industrie bricht ein

  25.07.2024 | 11:13 Uhr

Die Unternehmen im Saarland erwarten für das kommende Halbjahr eine deutliche Verschlechterung ihrer Geschäfte. Die Lage ist laut IHK besonders im Fahrzeug- und Maschinenbau angespannt. Grund ist der Rückgang der Auftragseingänge seit Jahresbeginn.

Die Hoffnungen auf ein Ende der Talfahrt in der deutschen Industrie sind verflogen, auch im Saarland. Wie die Juli-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland zeigt, haben sich sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate deutlich verschlechtert.

Sorge mache auch die Geschwindigkeit der Verschlechterung. Vergleichbare Veränderungen habe es laut IHK zuletzt im Dezember 2020, also mitten in der Pandemie, gegeben.

Weniger Aufträge in der Industrie

Während der Dienstleistungsbereich noch relativ stabil bleibt, klagen insbesondere der Fahrzeugbausektor und der eng damit verbundene Maschinenbau über eine deutlich schlechtere Situation. Die Aufhellung der Geschäftsaussichten in den vergangenen Monaten sei erst einmal beendet, teilte die IHK mit.

„Der seit Jahresbeginn erhebliche Rückgang der Auftragseingänge in der Industrie schlägt sich allmählich in den Umsätzen nieder“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé. „Insbesondere das Exportgeschäft leidet.“

IHK-Umfrage: Konjunktur in der Saar-Industrie bricht ein
Audio [SR 3, Sven Berzellis, 25.07.2024, Länge: 00:35 Min.]
IHK-Umfrage: Konjunktur in der Saar-Industrie bricht ein

IHK kritisiert mangelnde Wettbewerbsfähigkeit

Das sei angesichts der weltweit positiven Konjunkturentwicklung beunruhigend, so Thomé weiter. Früher habe die Saarwirtschaft von einer solchen Situation immer profitiert. „Dass diese Regel nun offenbar an Gültigkeit verliert, liegt am zunehmenden Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe.“

Zusammen mit einem schwachen Konsum und nur mäßigen Investitionen verheiße das nichts Gutes für unseren Wohlstand, ist sich der IHK-Hauptgeschäftsführer sicher. Das von der Bundesregierung vorgelegte Wachstumspaket sei „bestenfalls ein Schritt in die richtige Richtung“. „Für mehr Wachstum braucht es endlich eine umfassende Entlastung der Unternehmen und mehr Investitionen.“

13 Prozent rechnen mit schlechteren Geschäften

Von den 300 Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, bewerten 31 Prozent ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 50 Prozent mit befriedigend und 19 Prozent mit schlecht. Gut bis sehr gut laufen die Geschäfte in der Elektroindustrie sowie in Teilen der Stahlindustrie.

Für die kommenden sechs Monate bleiben die Aussichten verhalten. Laut IHK rechnen nur vier Prozent der Betriebe mit besseren, 13 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Das Gros, 83 Prozent, geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus.

Vor diesem Hintergrund warnte IHK-Chef Thomé vor einer drohenden Ausweitung des Handelskrieges zwischen der EU, den USA und China. Schon die Einfuhrzölle für chinesische E-Autos trügen das Risiko in sich, dass sich die gegenseitigen Sanktionen hochschaukeln.

Wirtschaftsministerium setzt langfristig an E-Mobilität

Die Situation sei zweifellos „eingetrübt“, heißt es vom saarländischen Wirtschaftsministerium gegenüber dem SR. Dass besonders die saarländische Automobilindustrie betroffen sei, liege an mehreren Faktoren: an der abrupten E-Auto-Förderung des Bundes und einer allgemeinen Verunsicherung der Industrie, etwa aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der bevorstehenden US-Wahl.

Das Wirtschaftsministerium erwarte von der Automobilindustrie eine rasche Transformation der Zuliefererstrukturen und die Suche nach alternativen Absatzmärkten. Langfristig werde die regionale Industrie vom Trend der E-Mobilität profitieren. Und das trotz des Konfunkturberichts der IHK.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio vom 25.07.2024 berichtet.


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