Saarbrücker OB enttäuscht über Ergebnisse des Bahngipfels

Kritik nach Bahngipfel im Saarland

mit Informationen von Aaron Klein und Emil Mura   17.03.2025 | 19:00 Uhr

Der Saarbrücker Hauptbahnhof wird aufgewertet, das Angebot an Verbindungen vorerst aber nicht ausgeweitet: So lautet das Ergebnis eines Treffens von Bahn-Chef Lutz mit der saarländischen Landesregierung. Interessenvertreter und Saarbrückens OB Conradt zeigen sich enttäuscht.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verkehrswende ist ein attraktives Schienennetz und das entsprechende Angebot an Zügen. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Bahn-Gipfel in der Saarbrücker Staatskanzlei am Montag, zu dem Bahn-Chef Richard Lutz und Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber ins Saarland angereist waren.

Video [aktueller bericht, 17.03.2025, Länge: 2:29 Min.]
Bahn und Regierung beraten über bessere Anbindung des Saarlandes

Ganz mit leeren Händen kam Lutz nicht. Im Gepäck hat er den Zuwendungsbescheid für die Reaktivierung der Bahnstrecke Homburg-Zweibrücken. Der Bund übernimmt 90 Prozent der Baukosten. Allerdings war diese Förderung erwartet worden und ist daher keine Neuigkeit.

Eine Überraschung hingegen: Der Saarbrücker Hauptbahnhof soll anlässlich des Tages der Deutschen Einheit, der im Saarland gefeiert wird, aufgewertet werden. Investitionen zwischen 500.000 und 600.000 Euro sollen unter anderem in eine dauerhafte Aufwertung von Wartezonen und Warteräumen sowie die Gleiszugänge und Personenunterführungen fließen. Die Kosten sollen zur Hälfte vom Land und der Bahn getragen werden.

Viele Absichtserklärungen

Ansonsten: vor allem Absichtserklärungen, aber kaum Konkretes. So soll die Elektrifizierung der sogenannten Wemmetsweiler Kurve bis Lebach angegangen werden. Bahn-Vorstand Lutze räumte ein, dass es da große Schwierigkeiten mit der Bahn gegeben habe, nun will sie das Projekt "positiv begleiten".

Außerdem soll das saarländische Schienennetz saniert und modernisiert werden. So soll etwa die Strecke zwischen Forbach und Ludwigshafen generalsaniert werden. Geplant ist unter anderem, die Gleise zu erneuern.

"Die Schiene ist das stärkste Zugpferd eines modernen ÖPNV", sagte Ministerpräsidentin Rehlinger. "Damit ist jeder Euro, den wir in den Ausbau und die Modernisierung der Bahn investieren, ein handfester Beitrag hin zu einem stärkeren Personenverkehr insgesamt und somit auch für mehr Umwelt- und Klimaschutz." In einen attraktiven Schienenverkehr zu investieren, lohne doppelt.

Auch Bahnhöfe sollen modernisiert werden. Das Saarland, die Deutsche Bahn und der Bund stünden im Austausch zu den Möglichkeiten, alle Bahnhöfe barrierefrei zu erschließen.

Bereits gut ein Jahr zuvor hatte die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg (SPD) angekündigt, dass Regionalbahnen im Saarland öfter fahren sollen – statt wie bisher alle 30 Minuten dann alle 20 Minuten. Außerdem soll Neunkirchen besser eingebunden werden.

Bahngipfel: Gespräche zum Ausbau des Bahnangebots im Saarland
Audio [SR 3, Moderation: Kerstin Gallmeyer, 17.03.2025, Länge: 03:32 Min.]
Bahngipfel: Gespräche zum Ausbau des Bahnangebots im Saarland

Keine neuen Verbindungen

Im Vorfeld des Gipfel hatte es Hoffnungen gegeben, dass Bahnchef Lutz neue Fernverbindungen für die Landeshauptstadt verkündet. Doch daraus wurde nichts. Entsprechend enttäuscht zeigte sich Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU): "Es reicht nicht, bestehende Strukturen zu sanieren – wir müssen die Zukunft des Schienenverkehrs aktiv gestalten. Hierzu gehört eine klare Strategie für den Ausbau des Fernverkehrs", sagte Conradt.

Saarbrückens OB hatte zuvor gefordert, dass vor allem Verbindungen nach Paris, Frankfurt, Berlin und München ausgebaut werden. Auch im grenzüberschreitenden Regionalverkehr, beispielsweise nach Luxemburg, gebe es Handlungsbedarf. Die aktuelle Fernverkehrsanbindung entspräche nicht den Bedürfnissen der "Eurometropole Saarbrücken" mit circa 1,5 Millionen Menschen.

Plattform Mobilität sieht kaum neue Impulse

Auch der Vorsitzende der Plattform Mobilität im Saarland, Erhard Pitzius, bemängelte, dass das Treffen von Landesregierung und Deutscher Bahn kaum neue Impulse geliefert habe.

Er kritisiert, dass der geplante S-Bahn-Takt von 20 Minuten nur im Kernnetz Homburg - Neunkirchen - Saarbrücken - Saarlouis gelten werde. Der ländliche Raum habe davon keine Vorteile. Pitzius forderte eine direkte Verbindung Richtung Norden, wie es sie vor über 20 Jahren in Form der Interregio-Züge gab.

Der VCD Saar sprach sich in seiner Reaktion insbesondere für eine Ausweitung des Nahverkehrsangebots nach Frankreich, aber auch nach Luxemburg aus. Im Fernverkehr regt der Verkehrsclub auf der Strecke Saarbrücken - Frankfurt einen Zwei-Stunden-Takt an, in den die Verbindungen nach Berlin beziehungsweise Paris eingebunden werden könnten.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 17.03.2025 berichtet.


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