Blick auf digitale Röntgenaufnahmen (Foto: picture-alliance/ dpa | Waltraud Grubitzsch)

Saar-Uni forscht zu geschlechtsspezifischen Erkrankungen

  21.09.2023 | 06:57 Uhr

Die biologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen in der Medizin eine wichtige Rolle. Nicht alle Krankheiten wirken sich zum Beispiel mit denselben Symptomen aus - das kann Diagnose und Therapie beeinflussen. An der Saar-Uni forscht daher ein neues Zentrum auf dem Gebiet.

Ein plötzlicher Schmerz im Brustkorb, der auch in den linken Arm zieht - viele wissen gleich, das könnten Symptome eines Herzinfarktes sein. Was viele nicht wissen: Die Symptome zählen vor allem für Männer, bei Frauen kündigt sich ein Herzinfarkt in der Regel durch andere, unspezifischere Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch an.

Neues Centrum an der Saar-Uni

Und auch andere Krankheiten kommen je nach biologischem Geschlecht mit verschiedenen Ausprägungen vor: Frauen haben etwa ein dreifach höheres Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken, leiden häufiger an Osteoporose oder Depressionen. Männer hingegen sind etwa bei schweren Verläufen einer Corona-Infektion häufiger gestorben.

Es gibt also einen geschlechtsspezifischen Unterschied bei Krankheiten. Hinzu kommt, dass Männer und Frauen verschieden auf Medikamente reagieren. Erforscht sei das bislang aber noch kaum, heißt es von der Universität des Saarlandes. Daher gibt es dort jetzt ein wissenschaftliches Centrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin.

Erkenntnisse sammeln für weitere Forschung

Der Fokus liege dort auf der Grundlagenforschung. Krankheiten entstehen selten in einem einzigen Organ, erklärt der Professor für Molekulare Physiologie Frank Kirchhoff. Meist spielen mehrere Organe, die miteinander auf zellulärer Ebene kommunizieren, eine Rolle bei solchen Krankheiten.

Die gewonnenen Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung sollen nachfolgend dann dazu dienen, zum Beispiel Arzneimittel anzupassen sowie die Diagnostik und Therapie, erklärt Kirchhoff, sodass sie auf die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse von Männern und Frauen zugeschnitten sind.

Von Weizsäcker: Medizinischer Fortschritt "made in Saarland"

Forschung zu geschlechtsspezifischer Medizin sei ein bedeutender erster Schritt, für den die Saar-Universität einen wichtigen Beitrag leisten könne, findet auch Wissenschaftsminister Jakob von Weizsäcker (SPD). "Die Aussicht auf rasanten wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritt im neuen Centrum für geschlechtsspezifische Biologie und Medizin 'made in Saarland' begeistert mich", sagt er.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 19.09.2023 berichtet.


Mehr zur Forschung im Saarland:

Umzug von Saarbrücken
Neuer Standort für Cispa in St. Ingbert steht fest
Dass das Cispa vom Campus der Universität des Saarlandes nach St. Ingbert ziehen wird, war schon länger bekannt. Nun ist auch klar, auf welchem Gelände sich das Forschungszentrum ansiedeln wird.

3,7 Millionen Euro Förderung
Intel und Saarland wollen zusammen forschen
Der amerikanische Chiphersteller Intel und das Saarland wollen bei der IT-Forschung kooperieren. Es geht unter anderem um mehr Effizienz bei der Datenverarbeitung. Dafür werden rund 3,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Interdisziplinäre Forschung
Institut an der Saar-Uni bringt Informatik und Geisteswissenschaften zusammen
An der Universität des Saarlandes soll ab sofort ein neues Institut den Austausch von Informatikern und Geisteswissenschaftlern fördern. "Societal Computing" heißt dieser Bereich.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja