Pestizide, Bio und Fair Trade: was man über Schnittblumen wissen sollte

Wenn Schnittblumen ein Strauß an Problemen sind

Lisa Christl   15.02.2025 | 08:13 Uhr

Schnittblumen sind ein blühendes Geschäft: Zu jeder Jahreszeit gibt es die Sträuße beim Floristen, im Supermarkt oder im Discounter. Aber zu welchem Preis? Eine Liebeserklärung an die Umwelt sind sie nicht.

Ob rote Rosen oder bunte Tulpen, in unseren Breitengraden wachsen sie zu dieser Jahreszeit nicht. Noch ist es für den regionalen Anbau nämlich zu kalt. Aber trotzdem findet man überall Schnittblumen in allen Formen und Farben, ob im Supermarkt, beim Floristen oder im Discounter nebenan.

80 Prozent der hierzulande verkauften Schnittblumen stammen aus dem Ausland, vorwiegend aus dem globalen Süden.

Wo Schnittblumen herkommen

Allein 1,2 Milliarden Rosen werden jährlich aus aller Welt nach Deutschland importiert. Aus Kenia, Sambia und Äthiopien werden sie über Transportflugzeuge und Lkw zu deutschen Händlern gebracht – mit entsprechender CO2-Bilanz.

Auch aus dem europäischen Ausland wie Italien und den Niederlanden kommen Blumen nach Deutschland. Aus den Niederlanden wird zwar am meisten importiert, allerdings sind diese häufig aus Nicht-EU-Ländern eingekauft.

Eine welke Klimabilanz

Eine Studie aus dem Jahr 2024 vergleicht die Umweltauswirkungen von Fairtrade-Rosensträußen aus Kenia mit Gewächshausrosen aus den Niederlanden. Demnach verursachen die Fairtrade-Sträuße aus Ostafrika rund zwei Drittel weniger CO2-Emissionen als jene aus niederländischer Produktion. 

Denn während es in Kenia das gesamte Jahr über günstigere Voraussetzungen für den Anbau von Rosen gibt, kommen Gewächshäuser in Europa nicht ohne energieaufwendiges Heizen und entsprechende Beleuchtung aus. Der Flugtransport mache den Energieaufwand niederländischer Gewächshäuser für Licht und Wärme schlicht nicht wett.

Gift im Strauß

„In der Blumenproduktion im globalen Süden werden zahlreiche und zum Teil gefährliche Gifte gespritzt. Darunter sind auch Insektizide und Fungizide, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit verboten sind“, sagt Corinna Hölzel, Pestizidexpertin beim BUND. Eine Studie der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 und der Arbeitskammer Oberösterreich hat 16 Blumensträuße auf Pestizidrückstände untersucht.

Das Ergebnis: Bei fast allen fanden sich Rückstände von 32 unterschiedlichen Pestiziden. Die meisten haben schwerwiegende gesundheitsschädliche Auswirkungen aufgewiesen, von krebserregend bis zu fortpflanzungsstörend. 

Oft schwache soziale Standards

Trotzdem werden die Pestizide im Blumenanbau eingesetzt. Arbeiter in ärmeren Produktionsländern sind diesen häufig ohne Schutzausrüstung ausgesetzt. „Diese Stoffe schaden der Umwelt und der Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter im Rosenanbau, die zumeist unter schlechten Bedingungen tätig sind. Aber auch hier in Deutschland können sie für Floristinnen und Floristen eine Gefahr darstellen“, sagt Hölzel.

Als Option: Bio- oder Trockenblumen

Wenn es trotzdem Blumen aus Übersee sein sollen, kennzeichnen Fairtrade-Siegel Blumen, die nach sozialen und ökologischen Standards angebaut werden. Bio-Siegel können zeigen, ob Blumen unter kontrolliert biologischer Landwirtschaft gezüchtet wurden. Allerdings wachsen nur auf 0,25 Prozent der weltweiten Anbaufläche Bioblumen, die ohne chemisch-synthetische Spritzmittel auskommen.

„Alternativ zu Schnittblumen und wunderschön sind Trockensträuße oder Zweige von Kirsche oder Forsythien, die in der warmen Wohnung vorzeitig zu blühen beginnen. Die Pflanzen wachsen bei uns, sie sind unbelastet und halten sogar länger als jeder Blumenstrauß“, empfiehlt Hölzel.

Saar-Floristen setzen auf Regionalität

Im Saarland und Umgebung haben einige Floristinnen und Floristinnen längst ein Auge darauf, Blumen nachhaltiger anzubieten.

Denn ob zum Valentinstag, zum Geburtstag, zu Muttertag oder einfach als kleine Aufmerksamkeit – Blumen sind für viele ein Ausdruck von Wertschätzung. Ein bewussterer Konsum kann helfen, die negativen Folgen des weltweiten Blumenhandels zu verringern – und macht die Freude an einem Strauß noch ein bisschen nachhaltiger.

Über dieses Thema hat auch die SR info Sendung "Bunte Funkminuten" am 13.02.2025 berichtet.


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