Notaufnahmen ächzen unter hohem Patientenaufkommen
Überfüllte Notaufnahmen sind auch im Saarland ein großes Problem. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat Pläne für eine Notfallreform vorgestellt. Im Juli sollen sie durchs Bundeskabinett. Doch auch die Patienten brauchen wohl mehr Gesundheitskompetenz, wie Fallbeispiele aus dem Saarland zeigen.
Das Winterberg-Klinikum in Saarbrücken hat im vergangenen Jahr etwa 48.000 Notfallpatienten versorgt, davon zwei Drittel ambulant. Laut Klinikum ist das im Vergleich zu vor zehn Jahren ein fünfstelliger Zuwachs.
Daten der IKK Südwest zeigen, dass knapp ein Viertel der vorstelligen Patienten in Notaufnahmen schnell wieder nach Hause kann.
Bessere Patientensteuerung für Notaufnahmen
Das sei eine hohe Inanspruchnahme bei kurzer Verweildauer, sagt Jörg Loth, Vorstandsvorsitzender der IKK Südwest:
"Das kann so nicht weitergehen. Das überfordert das System, das überfordert die engagierten Menschen, die jeden Tag vor Ort in den Notaufnahmen Dienst tun – und das insbesondere am Wochenende und in den Abendstunden."
Deshalb brauche man an dieser Stelle eine bessere Patientensteuerung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Anfang des Jahres Eckpunkte für eine Reform der Notfallversorgung vorgestellt. Im Juli soll das Bundeskabinett darüber entscheiden.
Schließung der Bereitschaftspraxen verschärft Situation
Wenn demnächst rund die Hälfte der Bereitschaftsdienstpraxen im Saarland schließt, werden Notaufnahmen wie die auf dem Saarbrücker Winterberg wahrscheinlich noch mehr Patienten zu betreuen haben. Das Klinikum Saarbrücken rechnet nach eigenen Angaben damit, dass man dann rund 80.000 Notfallpatienten pro Jahr haben wird.
Umso wichtiger sei die ausstehende Unterstützung der Landesregierung für den geplanten Gesundheitscampus auf dem Winterberg, mit seinem intersektoralen Notfallzentrum. Und dass die Notfallreform 2025 auch wirklich komme.
Anspruchsdenken der Patienten
Aber es gibt noch ein weiteres Problem, sagt der Ärztliche Direktor des Winterberg Klinikums, Christian Braun: "Wir sehen, dass wir teilweise ein Anspruchsdenken der Patienten haben, an dem wir gemeinsam arbeiten müssen. Wir müssen das Thema Kommunikation, Emanzipation der Patienten, Aufklärung der Patienten auch mit in den Fokus der Reformpläne nehmen."
Eine bessere Gesundheitskompetenz der Patienten könnte unnötige Besuche der Notaufnahme verhindern. Die Ärzte auf dem Winterberg können dazu kuriose Beispiele aufzählen:
"Eine Dame kam tagsüber am Wochenende, weil sie dachte, sie sei vielleicht gestochen worden. Sie war sich nicht sicher, weil ein Insekt an ihrem Ohr vorbeigeflogen ist." (Oberärztin Klinikum Saarbrücken)
"Einmal kam nachts ein Patient, der zwei Flaschen Red Bull getrunken hatte und Beschwerden meldete, dass er nicht mehr einschlafen konnte." (Assistenzärztin Klinikum Saarbrücken)
Eine bessere Aufklärung der Patienten könne hier also schon helfen.
Was ist ein Fall für die Notaufnahme?
Einige Beispiele:
Bei diesen Symptomen sollte man eine Notaufnahme aufsuchen:
- Kaltes Bein
- Starke Schmerzen
- Starke Beinschwellung
- Massive Rötung
- Luftnot
- Starke Brustschmerzen,
- Stärkste Bauchschmerzen
- Starke Kopfschmerzen, die man so nicht kennt
- Verwaschene Sprache
Kein Fall für die Notaufnahme sind hingegen:
- Chronische Schmerzen, die schon seit Wochen bestehen
- Leichte Durchfälle
- Erkältung
- Zeckenbiss
- Husten, Schnupfen, Heiserkeit
Über dieses Thema berichtet auch der aktuelle bericht am 24.06.2024.