Hochwasserlage entspannt, Aufräumarbeiten laufen
Die Pegelstände der Saar und ihrer Nebenflüsse sind weiter zurückgegangen und es gab keine hochwasserbedingten Einsätze für die Rettungskräfte. Die Stadtautobahn soll vermutlich am Donnerstagabend wieder befahrbar sein, einige Straßen bleiben aber längerfristig gesperrt.
Hier finden Sie Infos zur aktuellen Verkehrslage im Saarland. Hier finden Sie Anlaufstellen, wenn Sie helfen wollen und Spendenaktionen für die Hochwasserbetroffenen.
Der schnelle Überblick
- Die Lage am Mittwochmorgen
- Letzter Großeinsatz des THW in Bliesbruck-Reinheim
- Finanzielle Hilfen für Hochwasser-Betroffene
- Erste Bilanz - über 4000 Einsätze
- Erste Schadensbilanz der Kommunen
- Weiterhin Verkehrsbehinderungen
- Saarforst warnt vor Waldbesuchen
- Aufräumarbeiten haben begonnen – Schadenshöhe weiter unklar
- Neunkirchen wieder mit Strom und Gas versorgt
Die Lage am Mittwochmorgen
Die Pegelstände der Saar und ihrer Nebenflüsse sind in der Nacht zu Mittwoch weiter zurückgegangen. In St. Arnual lag die Saar am Morgen rund einen Meter unter der kritischen Marke von 3,70 Meter. Und auch die Rettungskräfte hatten endlich wieder eine ruhige Nacht: Es gab keine hochwasserbedingten Einsätze mehr.
Obwohl es am Dienstag noch über Stunden hinweg geregnet hatte, hat sich die Lage nicht mehr weiter verschärft. Laut dem zuständigen Landesamt liegen die meisten Messpunkte wieder im grünen Bereich.
Letzter Großeinsatz des THW in Bliesbruck-Reinheim
In Gersheim-Reinheim im Kulturpark waren die Einsatzkräfte des THW seit Montagnachmittag im Einsatz. Über 25.000 Liter pro Minute pumpten sie mit drei großen Pumpen aus dem Weiher am europäischen Kulturpark durch.
Durch das schmutzige Flutwasser war laut THW-Sprecher Michael Held nicht mehr genug Sauerstoff im Weiher. Die darin lebenden Fische könnten verenden.
Ausgleichstor lässt sich nicht öffnen
Eigentlich ist die Weiheranlage durch ein Ausgleichstor unter dem Weiher gegen Hochwasser gewappnet. Über das Tor wird üblicherweise weiterhin sauerstoffreiches Wasser zugeführt. Dieses wurde vor dem Hochwasser verschlossen – aus Sorge, das Wasser könne durch das Rohr ins Land drücken, so das Technische Hilfswerk.
Allerdings war die Flut so enorm, dass sie den gesamten Weiher überspült hat. Zudem kann das Tor aufgrund der großen Wassermassen momentan nicht mehr geöffnet werden. Das THW war am Morgen davon ausgegangen, den Einsatz im Laufe des Tages beenden zu können.
Finanzielle Hilfen für Hochwasser-Betroffene
Nach dem verheerenden Hochwasser am Wochenende war für Dienstag weiterer Regen angekündigt worden, der letztlich geringer ausfiel als befürchtet.
Entsprechend standen am Dienstag weiterhin die Aufräumarbeiten im Vordergrund. Größere Kommunen zogen eine erste Bilanz.
Und die Landesregierung hat umfassende finanzielle Hilfen für die Betroffenen angekündigt. Wie Geschädigten konkret finanziell geholfen werden soll, haben wir in diesem Text zusammengefasst:
Aber eine der wichtigsten Fragen für die Betroffenen ist: Was übernimmt eigentlich meine Versicherung? Und: Welchen Schutz benötige ich und wie gehe ich am besten vor? Antworten darauf gibt es hier:
Rehlinger: Saarländer haben zusammengehalten
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hat am Dienstag zudem eine erste Bilanz gezogen. "Der saarländische Zusammenhalt ist wasserdicht", sagte sie. "Überall haben sich Menschen gegenseitig geholfen. Alle miteinander haben versucht, Gefahr für Menschen, Häuser und Eigentum abzuwenden. Von den ersten Warnungen an haben alle Rädchen ineinandergegriffen."
Das Saarland werde noch Jahre mit den Folgen dieses Hochwassers zu kämpfen haben, so Rehlinger. "Wir helfen jetzt finanziell den betroffenen Saarländerinnen und Saarländern. Aber auch an der öffentlichen Infrastruktur werden wir massive Schäden zu beheben haben, und es ist völlig klar, dass wir eine weitere Verstärkung des Hochwasserschutzes brauchen."
Weit über 4000 Einsätze
Innenminister Jost sagte, die nach der Flut von 1993 errichteten Regenrückhaltebecken seien wichtig gewesen, um die Wassermassen besser zu kontrollieren. Auch die Hochwassergefahrenkarten des Umweltministeriums hätten bei der Risiko-Einschätzung geholfen, insbesondere in den Kommunen. „Wir wissen aber auch, dass Hochwasservorsorge eine ständige Aufgabe ist, und wir haben den Anspruch, uns zu verbessern.“
Landesweit hat es am Pfingstwochenende nach Angaben der Staatskanzlei weit über 4000 hochwasserbedingte Einsätze gegeben. Mehr als 10.000 Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, darunter zahlreiche Ehrenamtliche, aber auch Feuerwehr, THW, DLRG, DRK, ASB, Malteser, Johanniter, Bundeswehr und Polizei. Innenminister Jost dankte allen Beteiligten.
Erste Schadensbilanz der Kommunen
Nach dem Hochwasser haben die am stärksten betroffenen Kommunen eine erste Schadensbilanz gezogen.
In der Landeshauptstadt Saarbrücken sind die Schäden nach Einschätzung von Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) demnach erheblich. Größtes Problem seien die Hangrutsche, zwei Straßen sind deshalb gesperrt: die Großblittersdorfer Straße in Güdingen (Schönbach) und die Straße an der Heringsmühle in Fechingen. Weitere Straßensperrungen finden Sie hier.
Im Regionalverband Saarbrücken sind mehrere Gebäude stark beschädigt worden, darunter das Rathaus in Püttlingen und das Stadtbad Völklingen. Die Höhe der Gesamtschäden wird im Regionalverband wohl mindestens im mittleren zweistelligen Millionenbetrag liegen.
Kostenlose Bautrockner für den Regionalverband
Der Arbeiter-Samariter-Bund stellt gemeinsam mit der Landeshauptstadt Saarbrücken für den Regionalverband weitere 165 Bautrockner leihweise zur Verfügung. Sie können am Donnerstag von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr kostenlos im ASB-Büro in der Saarbrücker Straße 110-112 in Brebach abgeholt werden.
In Ottweiler ist vor allem das Telekom-Gebäude im Stadtzentrum stark beschädigt worden. Viele Anwohner haben deshalb keinen Zugang zu Festnetz, Mobilfunk oder Kabelfernsehen. Am Montag wurde eine Notversorgungsanlage installiert, Bürgermeister Holger Schäfer (CDU) rechnet aber noch bis Ende der Woche mit Ausfällen. Auch die ärztliche Versorgung ist in Ottweiler beeinträchtigt. Viele Arztpraxen und Apotheken liegen in dem vom Hochwasser betroffenen Gebiet.
In Lebach hat es neben dem Hallenbad vor allem das Aktenarchiv und die Technik im Keller des Rathauses getroffen. Das Rathaus bleibt deshalb die restliche Woche geschlossen. Zugang zum Briefwahlbüro besteht weiterhin, Standesamt und Friedhofsamt sind täglich von 10.00 bis 12.00 Uhr erreichbar.
Das Hochwasser hat auch das Gewerbe schwer getroffen. Anders als beim Jahrhunderthochwasser 1993 stand der St. Johanner Markt dieses Mal nicht unter Wasser. Trotzdem klagt die Gastronomie in Saarbrücken über vollgelaufene Keller und zerstörtes Inventar.
Auch andernorts hat es kleinere und mittlere Betriebe getroffen. Wie viele Unternehmen im Saarland betroffen sind, ist auch der Industrie- und Handelskammer (IHK) noch nicht bekannt. "Wir stehen in allen betroffenen Kommunen auch in direktem Kontakt mit Gewerbevereinen etwa und auch mit der Wirtschaftsförderung. Aber auch hier zeigen sich nur einzelne Schlaglichter und noch kein ganzheitliches Bild. Wir wissen, dass vielerorts Keller betroffen sind, aber auch viele Lager, die verräumt werden mussten, oder auch Verkaufsflächen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé.
Aufräumarbeiten laufen – Genaue Höhe der Schäden noch unklar
Unterdessen liefen am Pfingstmontag und auch am Dienstag in den betroffenen Gebieten die Aufräumarbeiten. In Blieskastel etwa luden Bagger Berge von Sperrmüll in bereitstehende Container. Die Feuerwehr dort verzeichnete keine aktuellen Einsätze mehr – war aber ebenfalls mit Aufräumarbeiten beschäftigt. "Wir füllen das Material nach, das wir verbraucht haben. Wir reinigen die Schläuche. Wir machen die Fahrzeuge wieder einsatzbereit", erklärte der Sprecher der Blieskasteler Feuerwehr, Eric Dessloch.
Neunkirchen wieder mit Strom und Gas versorgt
Eine Folge des Hochwassers waren vielerorts Störungen und Abschaltungen des Stromnetzes. Seit dem Wochenende laufen in betroffenen Gebieten Instandsetzungsarbeiten der Netzbetreiber. Neunkirchen hat es hier besonders stark getroffen.
Dort haben die Stadtwerke nach eigenen Angaben das Stromnetz wieder hergestellt - sollten jetzt noch Häuser ohne Strom sein, liege es an der Hausinstallation. Mieter sollten in diesem Fall ihren Vermieter kontaktieren.
Für Betroffene, die in dieser Lage zum Beispiel nicht kochen können, bieten die Familienbildungsstätte in der Wellesweilerstraße und das Familien- und Nachbarschaftszentrum in der Vogelstraße kostenlose Mittagessen an.
Stadtautobahn und weitere Straßen bleiben gesperrt
Auf der Stadtautobahn zwischen der Bismarckbrücke und der Luisenbrücke laufen derzeit immer noch Reinigungsarbeiten. Nach Angaben der Autobahn GmbH soll sie aber am späten Donnerstagabend wieder geöffnet werden.
"Nach Abfluss des Hochwassers stehen wir vor der Herausforderung Schlamm und Sedimente von der Fahrbahn abzutragen, die Fahrbahn zu kehren und die Kanalisation zu spülen", so Klaus Kosok, Sprecher der Autobahn GmbH.
Die Autobahnmeisterei Dillingen arbeite mit Unterstützung benachbarter Meistereien und externer Dienstleister zehn bis zwölf Stunden täglich, um die Fahrbahn wieder befahrbar zu machen.
54 Landes- und sechs Bundesstraßen waren am Wochenende von Hochwasser-Maßnahmen betroffen. Die meisten von ihnen sind nach Angaben des Verkehrsministeriums inzwischen wieder frei.
Einige Straßen müssen allerdings wegen schwerer Schäden, Unterspülungen, weggebrochener Fahrbahnen und Hangrutsche gesperrt bleiben:
- L102 Gersheim-Medelsheim
- L108 St. Ingbert-Heckendalheim ("Staffel", Flughafenzubringer)
- L133 Marpingen-Berschweiler
- L168 Ortsdurchfahrt Werbeln
- L170 Dillingen-Rehlingen / und zwischen Wallerfanger Brücke und Dillingen Mitte
- L346 Honzrath-Merchingen
- L351 Berus-Altforweiler
- B51 Besseringen-Mettlach
- B269 bei Felsberg
Der Kreisverkehr an der B51 in Mettlach muss entgegen erster Befürchtungen doch nicht monatelang gesperrt bleiben. Der Schaden kann kurzfristig behoben werden.
Weiterer Hangrutsch auf L170
Ein Teil der L170 - zwischen Dillingen und Rehlingen - ist bereits seit vier Monaten gesperrt. Dort hatte es nach Regenfällen im Januar schon einen Hangrutsch gegeben und vor Abschluss der geotechnischen Untersuchungen, kann die Strecke nicht freigegeben werden, so der Landesbetrieb für Straßenbau.
Nun ist auf einem weiteren Teil der Strecke ein Hang abgerutscht - zwischen der Saarbrücke Dillingen und der Ausfahrt Dillingen Mitte. Auch hier ist die L170 nun gesperrt. Wie lange diese Sperrung bestehen bleibt, ist derzeit noch nicht klar.
Längere Sperrung in Oberwürzbach
Auf längerfristige Sperrungen müssen sich Autofahrer nach Auskunft der Stadt St. Ingbert auch bei der Ommersheimer Straße in Oberwürzbach einstellen. In Rohrbach muss ein Weg, der parallel zur Bahntrasse am Festo-Polymerwerk läuft, wegen eines massiven Hangrutsches auf 100 Metern gesperrt werden. Die Südstraße in St. Ingbert soll im Laufe der Woche wieder freigegeben werden.
Verspätungen und Ausfälle bei der Saarbahn
Auch im Busverkehr gibt es wegen des Hochwassers noch Einschränkungen. Wie die Saarbahn mitteilte, fahren einige Linien Umleitungen:
- Auf den Buslinien 102, 122, 125 und 128 entfällt die Haltestelle "Luisenbrücke".
- Auf der Linie 126 entfallen die Haltestellen "St. Arnualer Markt", "Lehmkaulweg", "St. Arnual Forsthaus", "Hartmanns Au" und "Sonnenbergstraße".
- Die Linie 128 in Richtung "Rodenhof Kalmanstraße" endet an der Haltestelle "Ludwigsberg", in Richtung Saarbrücken beginnt die Linie 128 an der Haltestelle "Ludwigsberg E" - die Haltestellen "Am Emmersberg", "Rußhütte Schule", "Heinrichshausweg" und "Rußhütte" entfallen.
- Die Linie 130 fährt eine Umleitung über die Straßen zum Hasenberg und die Ringstraße zur Nachtweide. Die Haltestellen „Wieschbachtal“, "Hasenberg" und "Waldstraße" entfallen. Die Gegenrichtung ist nicht betroffen.
Die Saarbahnlinie S1 fährt seit Pfingstmontag wieder auf der gesamten Strecke. Zwischen Lebach und Saarbrücken kann es aber zu Verspätungen und Ausfällen kommen, weil in Heusweiler nur ein Gleis zur Verfügung steht.
Saarforst warnt vor Waldbesuchen
Unterdessen hat der Saarforst Waldbesucher um Vorsicht gebeten. Viele Bäume seien durch den Starkregen instabil, Wege unterspült und Hänge abgerutscht. Weitere Verschlechterungen im Wald seien möglich.
Nach Angaben des Umweltministeriums sind vor allem die Warndtreviere bei Lauterbach und Großrosseln in Mitleidenschaft gezogen worden, außerdem der Bereich um die SHG-Kliniken Sonnenberg in Saarbrücken, das Prozessschutzrevier Quierschied und das Revier Wustweiler. Dort gibt es auch Sperrungen.
Bislang kaum beeinträchtigt sind die Reviere St. Ingbert Nord und Süd, das Revier Biosphäre Bliesgau, das Ostertal und das Revier Mettlach-Merzig. Allerdings rät das Ministerium auch dort zur Vorsicht. In Völklingen ist nach Angaben der Stadtverwaltung das Betreten des Stadtwaldes und der zugehörigen Wege, Plätze und Anlagen bis Freitag untersagt.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 21.05.2024 berichtet.