Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser laufen
Der Pfingstmontag war für viele Menschen im Saarland nach den Überschwemmungen der vergangenen Tage von Aufräumarbeiten geprägt. Das Hochwasser ging an vielen Orten wieder zurück, allerdings mahnte die Landesregierung weiter zu Vorsicht angesichts der Wetterlage.
Hier finden Sie Infos zur aktuellen Verkehrslage im Saarland. Bitte achten Sie auch auf die aktuelle Wetterlage sowie auf Warnmeldungen.
Hier finden Sie Anlaufstellen, wenn Sie helfen wollen und Spendenaktionen für die Hochwasserbetroffenen.
Der schnelle Überblick
- Sinkende Pegel am Montag, Starkregen am Dienstag
- Austausch mit Experten
- Schäden wohl in Millionenhöhe
- Aufräumarbeiten gehen weiter
- Stromversorgung wieder hergestellt
- Zug- und Straßenverkehr beeinträchtigt
Sinkende Pegel am Montag, Starkregen am Dienstag
Die Wasserstände im Saarland sanken nach Angaben des Hochwassermeldezentrums (HMZ) am Montag weiter. Für Dienstagmittag geht das HMZ davon aus, dass die Wasserstände wieder steigen – zunächst vor allem an kleineren Gewässern. Denn für Dienstag wird weiterer Regen vorausgesagt.
Das ARD-Wetterkompetenzzentrum ging am Montagabend davon aus, dass uns der stärkste Regen erspart bleibt, der soll über Lothringen und Belgien niedergehen. Dennoch könnten Nebenflüsse der Saar wieder deutlich ansteigen, wenn auch nicht so stark wie am Wochenende.
Austausch mit Experten
Die Landesregierung nehme die Prognosen sehr ernst und bereite sich darauf vor, sagte Innenminister Reinhold Jost (SPD). „Wir haben uns ausgetauscht mit Experten von unseren eigenen Behörden, also dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, aber auch dem Deutschen Wetterdienst, um uns einen Überblick zu verschaffen über das, was es da an entsprechenden Modellen und Vorhersagen gibt“, so Jost.
So ging die Landesregierung am Montag nach den Worten von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) „nicht zwingend“ davon aus, dass die Pegelstände durch den angekündigten Regen noch einmal massiv steigen. „Aber es ist vor allem regional damit zu rechnen, dass es wieder zu schwierigen Lagen kommen kann, dass es dort auch zu Überschwemmungen kommen kann.“
Rehlinger: Wachsam sein
Deshalb sei bei den Saarländerinnen und Saarländern jetzt Wachsamkeit gefragt, sie sollten die Wetterlage und Warnmeldungen im Auge behalten, sich aber auch an Anweisungen halten und sich nicht unnötig Gefahren auszusetzen.
Mensch und Material könnten etwas geschont werden. Ein Schwerpunkt liege darauf, aufräumen zu können und sich darauf vorzubereiten, was dann eventuell noch komme.
Nach ersten Schätzungen: Schäden in Millionenhöhe
Die starken Regenfälle am Freitag und Samstag haben große Schäden hinterlassen. Das genaue Ausmaß lässt sich derzeit noch nicht beziffern. Erste Schätzungen gehen jedoch von einem Schaden in Millionenhöhe aus.
Schon heute sei klar, dass es massive Schäden an privatem Eigentum, aber auch an Infrastruktur wie Straßen, Brücken oder auch Kitas gebe, sagte Rehlinger der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Wir kämpfen seit wenigen Tagen gegen Wassermassen, werden aber sicherlich Jahre mit den Folgen kämpfen müssen.“
Rehlinger: Vorbereitungen für Hilfen laufen
Rehlinger hatte bereits am Freitagabend finanzielle Hilfen für die Betroffenen angekündigt. Im SR-Interview sagte sie am Montag, der Ministerrat habe bereits einen Grundsatzbeschluss gefasst. „Im Hintergrund wird jetzt weiter an der Ausgestaltung dieser finanziellen Hilfen gearbeitet, sodass wir da auch sehr, sehr schnell dann sehr konkret auch den Bürgerinnen und Bürgern sagen können, auf welchem Weg das letztentlich auch passiert.“
Im Moment sei man aber noch in einer aktuellen Lage, in der es erst einmal noch um Gefahrenabwehr gehe, um weitere Schäden zu vermeiden. „Insofern ist beides wichtig: Gefahrenabwehr, aber eben auch Hilfe, wenn es doch zu Schäden gekommen ist. Und bei beidem laufen wir in der Landesregierung auf Hochtouren, um das so gut wie möglich hinzubekommen.“
Rehlinger für verpflichtende Elementarschädenversicherung
Die Ministerpräsidentin sprach sich zudem für eine verpflichtende Elementarschädenversicherung aus. Sie sagte der dpa am Montag, die Landesregierung sei stets dafür gewesen. Die Debatte um eine verpflichtende Elementarschadensversicherung müsse erneut mit dem Bund geführt werden.
Es gebe unterschiedliche Modelle. Aber einfach nichts tun, gehe nicht, das sehe man. Man werde sich auch künftig häufiger auf Unwetter und massive Schäden einstellen müssen. Elementarschäden sind durch die Natur verursachte Schäden, zum Beispiel Hochwasser, Stürme oder Erdrutsche.
Aufräumarbeiten gehen weiter
Unterdessen liefen die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser in vielen saarländischen Orten auch am Pfingstmontag weiter - etwa in Saarbrücken-Rußhütte. Dort standen mehrere riesige Container voller Schutt und Sperrmüll, berichtete SR-Reporterin Jessica Schneider. Die Solidarität vor Ort sei groß.
Auch in Ottweiler gingen die Aufräumarbeiten weiter. Dort musste die Fahrt der Ostertalbahn wegen des Hochwassers ausfallen. Wann der Museumszug wieder fahren kann, ist derzeit noch unklar.
Sonderentsorgung für Hochwasser-Sperrmüll
Wegen des Hochwassers boten die Wertstoffhöfe vielerorts Sonderentsorgungsmöglichkeiten an. In Saarbrücken konnten Bürger am Wertstoffhof am Holzbrunnen und auf dem Festplatz in Burbach kostenlos ihren Sperrmüll entsorgen.
Vor Ort türmte sich dort bereits ein riesengroßer Müllberg auf, so SR-Reporterin Sabine Wachs. Große Lkw brachten den Sperrmüll aus den Stadtteilen zum Wertstoffzentrum. Darunter waren neben Teilen von Schränken zum Beispiel auch Elektrogeräte wie Kühlschränke oder auch Waschmaschinen.
Bis zum Nachmittag hatte der ZKE in den betroffenen Bereichen auch Sperrmüll abgefahren.
Strom weitgehend wieder hergestellt, Vorsicht vor Betrügern
In Saarbrücken und im Regionalverband ist laut einer Sprecherin der Stadtwerke die Stromversorgung wieder fast komplett hergestellt. Nur in rund 60 Häusern im Stadtteil Rußhütte müssen die Anlagen nach Angaben der Stadtwerke komplett erneuert werden. Das könne dauern, da die Hauseigentümer Elektroinstallateure mit der Instandsetzung beauftragen müssten, bevor die jeweiligen Anschlüsse wieder angeschaltet werden können.
Auch in Völklingen haben die vom Hochwasser betroffenen Häuser weitgehend wieder Strom. In Geislautern sind laut dem Geschäftsführer der Netzgesellschaft der Stadtwerke, Karsten Wünsche, noch 20 Häuser ohne Strom, vor allem, weil die Anlagen durchs Wasser geschädigt wurden und erneuert werden müssen.
Das seien nur noch rund zehn Prozent der vom Stromausfall insgesamt betroffenen Häuser. In Ludweiler sind noch zwei Häuser ohne Strom, da die Stadtwerke wegen der Abwesenheit der Eigentümer nicht in die Häuser könnten.
Im Bereich der Energis (vor allem in Püttlingen und Friedrichsthal) funktioniert der Strom ebenfalls wieder. Nur in einzelnen Häusern werde noch gearbeitet, da die Anlagen geschädigt seien.
Schwieriger ist die Situation in Neunkirchen. Nach Angaben der KEW ist die Stromversorgung in Hangard und Wellesweiler fast vollständig wieder hergestellt. Nur einzelne Häuser seien aufgrund der Beschädigung von Anlagen noch ohne Strom.
In Wiebelskirchen ist die Stromversorgung nach Angaben der KEW wieder hergestellt. In vereinzelten Häusern müssen die beschädigten Elektroinstallationen durch einen vom Hauseigentümer beauftragten Elektrofachbetrieb überprüft und bei Bedarf repariert und gereinigt werden, bevor sie wieder in Betrieb gehen können.
Auch in der Innenstadt von Neunkirchen sind Teile der Häuser wieder mit Strom versorgt, allerdings noch nicht alle. Dort bittet die KEW um die Mithilfe der Hausbesitzer und Anwohner, da jeder einzelne betroffene Hausanschluss kontrolliert werden müsse.
Es wird gebeten, zu jedem Gebäude Zutritt zu schaffen. Vorgelagerte Versorgungsanlagen in der Innenstadt waren durch das Hochwasser, das höher gewesen sei als 1993, besonders betroffen gewesen, seien inzwischen aber alle wieder betriebsbereit.
Die Notlage der Hochwasser-Betroffenen machen sich offenbar auch Betrüger zunutze. Die Völklinger Stadtwerke warnen, dass derzeit falsche Elektroinstallateure unterwegs sind.
Zugverkehr beeinträchtigt, Saarbahn fährt wieder
Der Zugverkehr auf der Saarstrecke nach Trier ist wegen des Hochwassers voraussichtlich noch die ganze Woche unterbrochen. Das teilte eine Sprecherin der Bahn auf SR-Anfrage mit. Ursache ist demnach weiterhin der Hangbruch bei Besseringen: Dieser könne erst am Dienstag begutachtet werden.
Die Regionalbahnlinie RB71 Homburg-Saarbrücken-Dillingen-Merzig-Trier fällt aus. Die Züge verkehren nur zwischen Trier und Saarburg sowie zwischen Merzig und Saarbrücken. Zwischen Merzig und Trier ist ein Ersatzbusverkehr eingerichtet.
Auch die Linie RE1 entfällt zwischen Trier und Saarbrücken. Die Züge verkehren nur zwischen Koblenz und Trier sowie zwischen Saarbrücken und Mannheim. Zwischen Saarbrücken und Trier fahren Expressbusse ohne Zwischenhalt, und das aufgrund unsicherer Straßenverhältnisse vorübergehend ohne festen Fahrplan.
Die Bahnstrecke von Saarbrücken nach Mannheim ist nach Angaben der Sprecherin wieder freigegeben. Die Bahn empfiehlt trotzdem allen Reisenden, sich vor Abfahrt im Internet noch einmal genau über die Lage zu informieren.
Keine Ausfälle gibt es aktuell auf der Nahe-Strecke von Saarbrücken nach Frankfurt. Nach Angaben des Betreibers Vlexx können zwar einzelne Züge ausfallen, das habe aber nichts mit dem Wetter zu tun, sondern mit Bauarbeiten oder Personalproblemen.
Die Saarbahn fährt seit gestern wieder. Nur auf der Köllerbahnstrecke muss wegen beschädigter Weichen etwas langsamer gefahren werden, was zu Verschiebungen im Fahrplan führen kann. Auch der Busverkehr der Saarbahn läuft nach Unternehmensangaben wieder weitgehend normal. Die Saarbrücker Bäder seien bislang ohne größere Schäden geblieben und regulär geöffnet.
Kreisel in Mettlach wohl mehrere Monate gesperrt
Für Verkehrsprobleme hat das Hochwasser auch in Mettlach gesorgt - und das bleibt wohl auch in den kommenden Monaten so. Dort wurde ein Kreisverkehr beschädigt.
Die Straße am Mettlacher Kreisel wurde unterspült und der Kanal unter dem Kreisel ist eingefallen. Das hat der Mettlacher Bürgermeister Daniel Kiefer dem SR mitgeteilt. Zurzeit steht noch etwas Wasser im Kreisverkehr an der Saar. Sobald dieses abgepumpt wurde, kann geprüft werden, wie groß der Schaden dort genau ist.
Kiefer geht davon aus, dass der Kreisel mehrere Monate gesperrt werden muss. Aktuell verläuft eine Umleitung unter anderem durch die Mettlacher Fußgängerzone.
Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 20.05.2024 berichtet.