Evangelische Kirche will Beamtenverhältnisse abschaffen
Immer mehr Kirchenaustritte, immer geringere Einnahmen: Die Evangelische Kirche im Rheinland steht vor großen Reformen. Ein Weg wie Geld gespart werden soll: Pfarrerinnen und Pfarrer sollen künftig nicht mehr verbeamtet werden, sagte Superintendent Christian Weyer im SR-Interview.
Nicht nur die katholische - auch die evangelische Kirche sieht sich mit großen finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Die evangelische Kirche im Rheinland muss mit Einsparungen von mindestens 33 Millionen Euro planen, wie aus einer Beschlussvorlage für die Landessynode hervorgeht. Das sind rund 22 Prozent auf Basis des Kirchensteueraufkommens von 2023.
Hauptgrund für die finanziellen Engpässe sei der Rückgang der Gemeinde-Mitgliederzahlen, sagte Superintendent Christian Weyer im SR-Interview. Und das habe auch einen deutlichen Rückgang der Einnahmen durch die Kirchensteuer zur Folge. "Ich kann das mal beziffern. Hier im Saarland verlieren wir pro Jahr etwa 4000 Gemeindemitglieder. Davon sind 3000 Austritte. Die restlichen 1000 kommen durch verstorbene Menschen zustande. Das entspricht insgesamt etwa der Größe einer größeren Kirchengemeinde. Das ist schon dramatisch."
Hohe Pensionslasten und Personalmangel
Derzeit stecke man mitten in einem Transformationsprozess. Ein weiterer Grund für die angespannte Finanzsituation seien Pensionslasten von Pfarrerinnen und Pfarrern. "Das erdrückt uns mittlerweile." Daher sei ein geplante Änderung die Abschaffung von Beamtenverhältnissen für künftige Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Personal in der Verwaltung. "Es wird versucht, in Zukunft darauf zu verzichten, Beamtenverhältnisse einzugehen", so Weyer.
Zudem habe man auch bei der evangelischen Kirche mit Personalmangel zu kämpfen. "Und auch da müssen wir schauen, welche Orte wir mit den wenigen Personen, die uns noch bleiben, bespielen können, sodass weiter eine lebendiges Gemeindeleben vorhanden bleibt. Kann zum Beispiel die große Zahl an Gemeindehäusern weiter aufrecht erhalten werden" , sagt Weyer. Auf der Landessynode Anfang Februar soll die Problematik und entsprechende Lösungsvorschläge präsentiert werden.
Kreative Wege, um Kosten einzusparen
Doch die evangelische Kirche hat auch schon in der Vergangenheit gespart. So habe man vor kurzem die Stelle einer Krankenhaus-Seelsorge nicht neu besetzt, weil es kein Personal dafür gab, so Weyer. Und auch Gebäude seien schon geschlossen worden. Und dieser Sparprozess werde sich in der Zukunft weiter fortsetzen.
Zudem versucht die Kirche laut Weyer auch andere Wege zu bestreiten, um Kosten einzusparen oder Einnahmen zu generieren. So habe der Stift St. Arnual bereits zwei große Windräder in den Stiftswald in Klarenthal gesetzt. Außerdem prüfe man, auf welchen Gebäuden künftig Photovoltaik-Anlagen gebaut werden könnten.