Ein Arzt desinfiziert sich die Hände (Foto: picture alliance/dpa | Marijan Murat)

St. Ingberter Kreiskrankenhaus testet digitales Desinfektionssystem

Sabine Neu / Onlinefassung: Kasia Hummel   23.04.2025 | 06:48 Uhr

Vor fünf Jahren war es Routine, doch jetzt wo Corona quasi zum Alltag gehört, ist es in Vergessenheit geraten: das Händedesinfizieren.Vor allem im Krankenhaus ist das aber wichtig. Das Kreiskrankenhaus St. Ingbert testet deshalb ein digitales Desinfektionssystem.

Auf der Intensivstation gehört es für die Beschäftigten zur täglichen Routine: Bei Dienstbeginn und bei jedem Kontakt mit Patientinnen und Patienten werden die Hände desinfiziert. Aber in der Hektik kann es schon einmal passieren, dass es vergessen wird. Zur besseren Kontrolle gibt es im Kreiskrankenhaus St. Ingbert deshalb jetzt einen digitalen Assistenten zur Händedesinfektion.

Und der funktioniert eigentlich ganz einfach: Alle Mitarbeiter tragen einen Transponder, der erfasst, wann, wo und wie lange eine Desinfektion stattgefunden hat. Das System arbeitet anonym, erkennt aber, ob einer der Ärztinnen und Ärzte oder eine Pflegekraft den Spender bedient hat.

Video [aktueller bericht, 22.04.2025, Länge: 2:51 Min.]
St. Ingberter Kreiskrankenhaus testet digitales Desinfektionssystem

Desinfektion ist wichtig, um Infektionen zu vermeiden

Die Ziele sind hoch gesetzt. Denn vor allem auf der Intensivstation kann es schnell lebensbedrohlich werden, wenn ohnehin geschwächte Patienten mit Keimen und Viren in Berührung kommen. "Ungefähr 90 Prozent der Infektionen werden über die Hände weitergegeben, sodass die Händedesinfektion einen großen Stellenwert hat“, erklärt Dr. Christian Eisenbrand, Chefarzt der Inneren Medizin.

„Durch die digitale Messung können wir genau sehen, wie oft wir unsere Hände desinfizieren und gehen auch davon aus, dass dadurch die Infektionszahlen reduziert werden.“ Das bedeute wiederum eine höhere Patientensicherheit und eine kürzere Liegedauer der Patienten auf der Intensivstation.

Kostenlose Testphase vom Hersteller

Der Desinfektionsmittelhersteller hat das System kostenlos zur Verfügung gestellt, allerdings nur für die Testphase. "Wir sind sehr daran interessiert daran, das Projekt weiterzuführen, weil wir einen deutlichen Nutzen für unsere Patientensicherheit sehen", erklärt Eisenbrand.

Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, denn das System ist teuer. Ein Transponder kostet 50 Euro, alleine auf der Intensivstation arbeiten 30 Pflegekräfte und Ärzte. Aber auch die Behandlung von Infektionen und ein längerer Aufenthalt auf der Intensivstation kosten Geld – und beides ist seit dem Einsatz der digitalen Desinfektion in St. Ingbert gesunken.

Über dieses Thema hat der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 22.04.2025 berichtet.


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