Trierer Bischof: Missbrauchs-Aufarbeitung in der Kirche geht weiter

Trierer Bischof: Missbrauchs-Aufarbeitung in der Kirche geht weiter

  08.01.2025 | 09:02 Uhr

Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen wird die katholische Kirche auch in Zukunft beschäftigen. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, es gebe keinen Schlussstrich. Die Kirche wolle eine nachhaltige Aufarbeitung. Laut Ackermann gibt es derzeit in allen 27 Bistümern Aufarbeitungskommissionen.

Seit 2021 gibt es im Bistum Trier eine "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs" innerhalb des Bistums. Wie Bischof Stephan Ackermann nun betont, geht die Arbeit dieser Kommission wie auch der Kommissionen in den anderen deutschen Bistümern in Deutschland weiter.

"Es gibt da keinen Schlussstrich", sagte der Trierer Bischof Ackermann der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollen ja, dass die Aufarbeitung eine nachhaltige Wirkung hat." Auch mit Blick auf die Prävention dürfe das Thema nicht verschwinden, sagte der Bischof. "Präventionsmaßnahmen hängen an den Aufarbeitungsprozessen, das heißt am Zeugnis von Betroffenen darüber, was sie erlitten haben." 

27 Bistümer arbeiten Missbrauch auf

Derzeit stellten sich alle 27 Bistümer einer unabhängigen Aufarbeitung durch eingerichtete Kommissionen. "Die Prozesse sind in vollem Gange", sagte Ackermann.

Nach einer ersten Zwischenauswertung aus den Bistümern sollten die jeweiligen Ergebnisse künftig stärker standardisiert werden, um sie besser auswerten zu können.

Aufarbeitung soll sechs Jahre dauern

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier ist seit Juni 2021 im Amt, ihr gehören Betroffene und Fachleute an. Insgesamt soll die Aufarbeitung sechs Jahre dauern.

Die Kommission gibt jährliche Tätigkeitsberichte heraus und stellt von ihr initiierte historische Studien zu den Amtszeiten der Trierer Bischöfe vor. Stand Ende Juli wurden für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang insgesamt Taten mit 711 Opfern und 234 Beschuldigten registriert.

Bisher hat das Bistum seit Aufdeckung des Missbrauchsskandals im Jahr 2010 rund 2,7 Millionen Euro an Opfer bezahlt.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 08.01.2025 berichtet.


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