Aufarbeitung von Missbrauchsfällen - Bistum Trier stellt Jahresbericht vor

Bistum Trier zahlt halbe Million an Missbrauchsopfer

  05.07.2024 | 18:19 Uhr

Am Freitag hat das Bistum Trier seinen Jahresbericht zur Aufarbeitung und Verhinderung von Missbrauchsfällen für 2023 vorgestellt. Neben den Zahlungen an Betroffene sind darin auch neun neu bekannt gemachte Fälle genannt. Bischof Ackermann will mit dem Jahresbericht Rechenschaft über die Aufarbeitung ablegen.

Das Bistum Trier hat im vergangenen Jahr knapp 500.000 Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs ausgezahlt. Das geht nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aus dem „Jahresbericht 2023 Prävention – Intervention – Aufarbeitung“ hervor, den das Bistum heute vorgestellt hat.

Video [aktueller bericht, 05.07.2024, Länge: 3:04 Min.]
Präventionsbericht: Bistum zahlt halbe Millionen an Missbrauchsopfer

143.000 Euro für Therapien

Dazu gehören nach Bistumsangaben auch mehrere Härtefälle, bei denen Betroffene jeweils Summen von 50.000 Euro oder mehr erhielten. Insgesamt hat das Bistum seit der Aufdeckung des Missbrauchsskandals 2010 rund 2,7 Millionen Euro an Opfer bezahlt.

In dem Bericht sind auch Therapiekosten für Betroffene von insgesamt 143.000 Euro aufgelistet, davon fast 37.000 Euro im vergangenen Jahr.

Viele Fälle aus den 60ern und 70ern

Außerdem seien 2023 neun Erstanträge zur Anerkennung von Leid durch sexualisierte Gewalt eingereicht worden. Bei den Beschuldigten, die alle bereits verstorben seien, handelt es sich um acht Pfarrer und einen Ordenspriester. Der Hauptteil dieser neu bekannt gemachten Fälle spielte sich in den 60er und 70er Jahren ab. Nur ein Fall stammt aus dem Jahr 2001.

Der Krisenstab hat sich 2023 auch mit zehn Beschuldigungen von Missbrauch durch lebende Kleriker oder Angestellte in Pfarreien und Einrichtungen des Bistums beschäftigt. Drei der Fälle stammen aus der Zeit ab 2020. Sechs seien an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, wobei in drei Fällen die Ermittlungen noch im selben Jahr eingestellt worden seien.

Der Trierer Bischof Ackermann sagte der dpa, das Bistum wolle mit dem Bericht Rechenschaft über die Bearbeitung seiner „Hausaufgaben“ ablegen und aus der Aufarbeitung lernen. Die Verbesserungshinweise der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier sollen konsequent aufgenommen werden.

Über dieses Thema berichtet auch der aktuelle Bericht am 05.07.2024 um 19.20 Uhr im SR Fernsehen.


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